Geteiltes Leid ist halbes Leid | Kapitel 36.

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Geteiltes Leid ist halbes Leid | Kapitel 36.

Lydia

Sie wusste selbst nicht so recht, was genau in sie gefahren war, als sie sich an ihn gelehnt hatte. Jedoch musste sie zugeben, dass sie den Moment, aber auch vor allem die Nähe zu ihm überaus genossen hatte. Eigentlich hat sie mit einem ganz anderen Gedanken gespielt, um ihn anderweitig näherzukommen, doch Lydia hatte sich schließlich um entschieden, worüber sie letztendlich auch ausgesprochen froh war.

»Das mit deiner Kette …«, begann Gwi-nam zögerlich zu nuscheln. Es schien, als würde er seine folgenden Worte noch einmal sicherheitshalber überdenken wollen.

»Sobald das alles hier vorbei ist, besorge ich dir eine neue Kette.« fuhr er fort, wodurch Lydia abrupt aufhorchte und sich ihm sogleich wieder entzog. Es war, als hätte er mit der Erwähnung ihrer Kette einen Schalter umgelegt, wodurch all die schrecklichen Dinge, die er getan hatte, abrupt wieder in ihr Gedächtnis abgerufen wurden.

»Ich will keine neue«, erwiderte sie monoton, ehe sie tiefer in ihren Sessel sank, um erneut ausreichend Abstand von Gwi-nam zu gewinnen.

»Geld spielt keine Rolle, ich kaufe dir eine schönere mit … keine Ahnung … funkel Glitzer … oder so.« begann er nachdenklich. Es schien, als wäre er sich nicht ganz sicher, ob er überhaupt wusste, was Mädchen mögen.

»Darauf steht ihr Weiber doch, oder nicht?«, fragte er, woraufhin sie jedoch nur genervt mit den Augen rollte. Sie hasste die Art, wie er über Frauen sprach und allein dass er sie als Weiber bezeichnete, zeigte einmal mehr, wie wenig er eigentlich von ihrem Geschlecht hielt.

»Es ist allein deine Schuld, dass sie weg ist«, erwiderte sie schnippisch, ehe sie den Blick von ihm abwandte.

»Du warst doch so blöd und hast sie verloren«, entgegnete Gwi-nam gekonnt, ehe er genervt seufzte.

»Außerdem ist die Kette nicht weg, sondern bei Myeong-hwa.« Korrigierte er schließlich kleinlaut.

»Weißt du was, vergiss es einfach.«, erwiderte sie sichtlich traurig gestimmt über die Tatsache, dass sie ihre Kette wahrscheinlich nie wieder sehen wird. Mal ehrlich Myeong-hwa, das Arschloch war vermutlich bereits ein Zombie und irrte wahrscheinlich schon durch die Schulflure. Selbst wenn er noch am Leben sein sollte, würde er ihr die Kette nicht wiedergeben, jedenfalls nicht freiwillig.

»Von Su-hyeok würdest du sicher ein Geschenk annehmen, nicht wahr?« entkam es ihm schließlich forsch, woraufhin sie verwundert zu ihm blickte.

»Was soll das denn jetzt schon wieder?«, erwiderte sie irritiert, ehe sie den Kopf schüttelte. Es war die Art, wie er sein Gesicht verzog, wenn er von Su-hyeok sprach. Man konnte regelrecht meinen, dass er sich jeden Moment übergeben müsste. Lydia konnte noch immer nicht so recht glauben, dass Su-hyeok und Gwi-nam mal in ein und derselben Clique waren. Das passte einfach nicht zu ihm …

»Du magst ihn, ist doch so oder nicht?« wollte Gwi-nam wissen, wobei er sich etwas aufrichtete. Seine braunen, vor Abscheu funkelnden Augen bohrten sich regelrecht durch sie hindurch, sodass sie sich allmählich wieder unwohl in seiner Gegenwart fühlte.

»Du magst ihn, weil er hübsch ist, richtig?«, fragte er anschließend, ehe sie überhaupt auf seine erste Frage hin antworten konnte.

»Su-hyeok ist höflich und anständig, natürlich mag ich ihn.«, erwiderte sie schnippisch. Zugegeben, Su-hyeok war wirklich unbeschreiblich gut aussehend und allein sein süßes Lächeln ließ ihre Knie butterweich werden. Jedoch war das keiner der Hauptgründe, weshalb sie ihn mochte. Er war einfach nett, ein echter Gentleman, der ihr geholfen hatte, Gwi-Nam und seinen seltsamen Freunden unversehrt zu entfliehen.

All Of Us Are Dead | Nur dieses eine Leben Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt