2. Business as usual

8K 272 15
                                    

˗ˏˋ Matteo  ˎˊ˗

Aufgebracht rauschte ich in den Kellerraum. Zwei meiner Männer standen in dessen Mitte und nickten mir respektvoll zu. Dann traten sie zur Seite und gaben den Blick auf Domskehl frei, der an einen Stuhl gefesselt war. Als er mich sah, zuckte er zusammen.

„Guten Abend, Domskehl.", grüßte ich ihn mit kaltem Lächeln, „Ich war so frei ein Treffen in deinen Räumlichkeiten zu arrangieren." Ich blickte mich um.

Die Wände waren zugestellt mit Regalen, in denen Spirituosen einlagerten. Mein Blick wanderte über die Glasflaschen. Gezielt zog ich eine Flasche Single Malt Scotch Whisky aus dem Regal.

„Glenlivet Jahrgang 1970. Hübsch.", meinte ich, während ich die Flasche in den Händen wiegte, „Du hast sicher nichts dagegen.", ließ ich verlauten, während ich den seltenen Whisky an meinen Soldaten reichte, um sie mitzunehmen.

Domskehl versuchte verzweifelt den gequälten Ausdruck in seinem Gesicht mit einem ergebenen Lächeln zu überspielen.

„Aber, nein, nein, nehmen sie den Whisky ruhig. Es ist mir eine Ehre, Herr Strivale.", säuselte er halbherzig.

„Wie du dir vielleicht denken kannst, haben wir beide einige Dinge zu klären.", informierte ich ihn dann.

„Aber ja, natürlich, sehr gerne. Ich hoffe, alle unglücklichen Missverständnisse zwischen uns aus dem Weg räumen zu können.", beteuerte er.

„Hmm, Missverständnisse, ja?", murmelte ich und musterte den Betreiber der TwentyTwo- Bar. Es gab zwei Dinge in denen man diesem Mann vertrauen konnte - das dachte ich jedenfalls bisher - das waren guter Whisky und Kunstraub. Ich ließ meinen Blick von seinen zitternden Händen zu seinem spitzen hyänenartigen Gesicht wandern. Dieser Mann war eine Hausnummer, wenn es um das Entwenden von Kunstobjekten ging. Er wusste immer wann und wo sich Gegenstände von Wert gerade befanden und hatte schon eine Menge Schätze aus Museen und Privatsammlungen entwendet. Darum war ich ohne groß nachzudenken auf sein Angebot eingegangen, als er mir von dem Rembrandt erzählt hatte. Ich hatte gut zahlende Kundschaft gefunden, die mir nun im Nacken saß. Ich hatte einen Ruf zu verlieren. Wenn ich sagte, ich würde liefern, dann lieferte ich. Immer.

„Ich weiß, das Gemälde bedeutet ihnen sehr viel. Es ist eine exzellente Arbeit des Künstlers, was für ihren ausgezeichneten Geschmack spricht.", erklärte Domskehl.

Wenn ich nicht so verdammt wütend gewesen wäre, hätte ich gelacht. Kunst an sich interessierte mich einen Scheiß. Bilder wie dieses waren legal eine Wertanlage und illegal ein gutes Geschäft auf dem Schwarzmarkt. Es gab einige Kunstsammler, die ein Vermögen für gestohlene Ware ausgaben. Und ich war nur allzu gerne bereit, ihnen das überteuerte Stück Leinwand zur Verfügung zu stellen.

„Spar dir das Geschleime. Und erklär mir, was schief gegangen ist.", forderte ich.

Domskehl seufzte theatralisch.

„Nun, ich möchte hier anmerken, dass ich selbstverständlich meine besten Langfinger auf ihren Auftrag angesetzt hatte. Aber die Umstände hatten es nicht gut gemeint mit uns. Der Plan war, das Gemälde beim Transport abzufangen. Aber wer konnte denn ahnen, dass der Transport vorverlegt wird? Das traf unsere präzise Vorbereitung nun wirklich vollkommen unerwartet.", leierte er und versuchte sich an einer mitleiderregenden Miene.

Ich begann, auf ihn zu zu schlendern. Mit jedem Schritt, den ich dabei tat, konnte ich beobachten, wie die Angst in seinen Augen stärker wurde. Erst, als sich seine Knie zwischen meinen Beinen befanden, blieb ich stehen. Er schluckte und blickte zu mir auf. Ich zog eine Zigarette aus meiner Anzugtasche und schnippte den Deckel meines silbernen Feuerzeugs auf. Die Zigarette glühte im Feuer rot auf. Ich nahm einen tiefen Zug und blies den Rauch aus, während ich auf ihn hinabsah. Dann hielt ich ihm die Zigarette hin. Eilig nahm er einen tiefen Zug. Seine Nerven hatten es wohl mehr als nötig.

„Was ist dein Plan B?", fragte ich ihn tonlos.

„Tja, das Gemälde wird demnächst in den Ausstellungraum gehängt und dort rund um die Uhr von mehreren Sicherheitsleuten bewacht. Darum gibt es leider keinen Plan B. Also das war leider nicht vorgesehen.", meinte er entschuldigend.

Ich drückte mit dem Schuh die Zigarette aus, dann krallte ich mit der Hand seine zurückgegelte Haarpracht und beugte seinen Kopf gewaltsam nach hinten, sodass er mich direkt ansehen musste. Er entließ ein Wimmern.

„Dann solltest du dir schleunigst einen einfallen lassen. Aus meinen Abmachungen gibt es nämlich keinen Rückzug, verstehst du?"

„J-j-ja i-ich verstehe. Es g-gibt möglicherweise noch eine M-Möglichkeit an das Gemälde ranzukommen, bevor es in den Ausstellungsraum des Museums wandert. Es wird ja irgendwo gelagert werden. Weiß der Teufel, wo genau. Aber ja, da wird es s-sicher Möglichkeiten geben.", winselte er.

Ich ließ seinen Kopf ruckartig los, rückte von ihm ab und richtete die Ärmel meines Anzugs. Nachdenklich fuhr ich mir mit der Hand durch die Locken.

„Wenn sich dieses Gemälde nicht in einer Woche in meinen Händen befindet, dann breche ich dir...", ich ließ meinen Blick über ihn schweifen, „die Unterschenkel."

Er verzog verschreckt das Gesicht.

„Beide?", fragte er.

„Beide.", bestätigte ich.

„Das ist sehr-", begann er.

„Unangenehm.", beendete ich den Satz für ihn, „Also streng dich an."

Wutschnaubend lief ich zurück zu meinem Auto. Ich bezweifelte, dass Domskehl noch liefern würde. Vielleicht würde er aus Angst um seine Beine nochmal ein paar Leute losschicken. Aber auf ihn und seine Truppe Vollidioten würde ich mich nicht mehr verlassen. Ich schnaubte. Ich war hier der verdammte Boss, aber wie es aussah, musste ich mal wieder die Arbeit von Soldaten übernehmen.

Passanten wichen mir ängstlich aus, als sie meine Miene sahen. Zurecht, ich hatte einen echt miesen Tag hinter mir. Dass ich ausgerechnet neben diesem verfluchten Museum geparkt hatte verbesserte meine Laune nicht gerade.

An der Windschutzscheibe meines Aston Martin hing ein Notizzettel. Stirnrunzelnd löste ich ihn aus dem Scheibenwischer. Ich musste mir den Satz, der in Schönschrift darauf geschrieben worden war, zweimal durchlesen, bis sein Inhalt zu mir durchgedrungen war. Fassungslos fiel mein Blick auf meine Autotür. Meine Faust schloss sich so fest um den Zettel, dass meine Fingerknöchel weiß wurden.

Mafia 101 - MatteoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt