˗ˏˋ Grete ˎˊ˗
Ich erwachte eingekuschelt auf dem Sofa, mit den leisen Geräuschen des Fernsehers im Hintergrund. Verschlafen hob ich den Kopf und sah Matteo durch die Wohnungstür kommen. Ich rieb meine Augen.
„Hey", murmelte ich und warf ihm ein Lächeln zu.
Er erwiderte mein Lächeln nicht, als er im gedämpften Licht der Wohnung auf mich zukam.
„Ich bin total eingeschlafen bei dem Film.", meinte ich glucksend, „Ich weiß überhaupt nicht, worum es ging."
Als mich sein ernster Blick traf, verstummte ich und biss mir auf die Unterlippe. Sein Kiefer verhärtete sich. Er schaltete den Fernseher aus und ließ sich in einiger Entfernung neben mir auf dem Sofa nieder. Wehmütig nahm ich den Abstand zwischen uns zur Kenntnis und wünschte mir nichts sehnlicher, als mich an ihn zu kuscheln. Aber ich sah, dass ihn etwas beschäftigte.
„Ist alles okay?", fragte ich vorsichtig und warf ihm einen schüchternen Blick zu.
Seine Ernsthaftigkeit machte mir Sorgen. Hoffentlich war nichts passiert. Vielleicht hatten sie nicht alle von der Narcos erwischt und sie waren noch einmal angegriffen worden. Mit angehaltenem Atem beobachtete ich, wie Matteo tief Luft holte und zum Reden ansetzte.
„Ich habe mich verlobt."
Perplex runzelte ich die Stirn. Was hieß denn das jetzt wieder? War das Mafia- Sprache für 'ich habe ein krummes Geschäft abgeschlossen' oder so?
„Was bedeutet das?", fragte ich ihn misstrauisch.
Kurz huschte Verwirrung über sein Gesicht. Dann wurde es wieder ernst und schwer.
„Das heißt, dass ich einer Frau versprochen habe, sie zu heiraten."
Stille folgte, während ich ihn anstarrte wie einen Geist. Ich öffnete den Mund. Schloss ihn wieder.
„Du hast was?" Meine Stimme war tonlos.
„Ich bin verlobt. Es gibt jetzt eine offizielle Frau an meiner Seite." Seine Stimme wurde leiser und tiefer, bis sie nur noch ein Raunen war, „Und du kannst gehen."
Meine Atmung wurde brüchig während ich mit offenem Mund vor mich hin ins Nichts starrte. Dann suchte ich mit zusammengezogenen Augenbrauen sein Gesicht ab nach einem Hinweis auf den Witz, der hinter dem Gesagten steckte. Als ich nichts als Ernsthaftigkeit in seinen blauen Augen fand, liefen meine Tränen über und kullerten meine Wangen hinab. Ruckartig wandte er seinen Blick von mir ab und presste seine Lippen zusammen. Dann stand er auf.
„Morgen werde ich die Verlobung bekannt geben und die Information der Presse zuspielen. Dann kannst du deine Sachen packen. Und in Ruhe hier ausziehen."
Ich sog fassungslos die Luft ein. Ein lautes Schluchzen entwich mir und mein Gesicht verzog sich in einem Heulkrampf. Er machte einen Schritt auf mich zu und streckte die Hand nach meinem Gesicht aus. Ich schlug sie weg. Dann sprang ich auf.
„Du kannst mich mal!", rief ich und wankte tränenblind auf die Tür zu. In seiner Nähe würde ich es keine Minute länger aushalten.
Matteo stürmte nach vorne und stellte sich vor die Tür.
„Du kannst noch nicht gehen, Grete.", erklärte er mit gequältem Gesichtsausdruck, „Noch ist es nicht sicher. Erst ab morgen bist du frei."
Er musterte mich, wie ich halb am Zerbrechen und halb vor Wut dampfend vor ihm stand.
„Ich hab das für dich getan, Grete. Verstehst du das nicht? Nur so werden alle meine Feinde ihr Interesse an dir verlieren. Und du kannst endlich wieder dein normales sicheres Leben leben. Ohne die Gefahr, jeden Moment entführt zu werden." Sein Blick war flehentlich.
„Und was, wenn ich nicht von dir frei sein will?", rief ich schluchzend, "Wenn ich das Risiko in Kauf nehmen will?"
Er hielt inne und murmelte dann: „Es ist besser so. Du gehörst hier nicht her."
Fassungslos schüttelte ich den Kopf.
„Wie kannst du das nur sagen?", krächzte ich, „Nach allem, was zwischen uns passiert ist."
Ja, mir war bewusst, dass ich mich darauf eingelassen hatte, dass das zwischen uns nur auf Zeit war. Aber meinem Herz war das scheißegal. Und dann stellte er sich auch noch hin und erzählte mir, dass er verlobt war? Und dass er das für mich getan hatte?
„Du Arsch!", rief ich und versuchte, ihn von der Tür wegzudrücken.
Er packte meine Arme und hielt mich fest.
„Du kannst jetzt noch nicht gehen.", presste er zwischen seinen Zähnen hervor.
„Lass mich los.", zischte ich und drückte und wand mich gegen seinen Griff.
„Du darfst mich nicht gegen meinen Willen festhalten. Artikel 2 des Grundgesetzes. Autonomie des Menschen.", giftete ich.
Er begann, mich mit seiner ganzen Kraft zurück in den Raum reinzuschieben, als gehe ihm das Grundgesetz am Arsch vorbei.
In mir sammelte sich all meine Verzweiflung, meine Verletztheit und meine blanke Wut und stieg mit vereinter Kraft in mir auf. Ich begann zu zittern und schrie aus voller Lunge: „LASS MICH SOFORT LOS!"
Er erstarrte und sah mich mit bleichem Gesicht an. Ich stürmte an ihm vorbei und riss die Tür des Apartments auf. Bevor ich heraustrat, hielt ich inne.
„Wer?", fragte ich mit bebender Stimme, „Wer ist die Glückliche?"
Er stand immer noch dort, wo ich ihn verlassen hatte. Ohne sich umzudrehen murmelte er: „Ignazie."
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Mafia 101 - Matteo
RomanceAusversehen einen Kratzer in ein fremdes Auto zu machen bringt Ärger mit sich. Aber dass es ihr Leben ins komplette Chaos stürzen würde, damit hatte Grete nicht gerechnet... Grete - eine zurückhaltende dauerpleite Couchpotatoe, die Kunstgeschichte s...