˗ˏˋ Matteo ˎˊ˗
Hatte ich geplant, Grete zu küssen? Nein. Hatte ich geplant, ihr von der Mafia zu erzählen? Sowas von nein. Aber diese Frau nahm mir einfach alles. Meinen Verstand, meine Geheimnisse, meinen Anstand. Okay, letzteren hatte ich noch nie gehabt. Seufzend lief ich von meinem Auto zum Fahrstuhl und hielt meine Karte vor den Sensor, um ins Penthouse zu gelangen. Ich war früher nie regelmäßig Zuhause gewesen, hatte oft in Hotels oder meinen anderen Wohnungen geschlafen. Aber seit Neustem war ich jede Nacht hier. Und jeden Abend züngelten Grete und ich, bis wir keine Luft mehr bekamen. Und manchmal auch morgens, wenn sie früh genug wach war, dass sie mich in der Küche erwischte. Ich konnte weder die Augen, noch die Finger von ihr lassen. Aber sie machte keine Anstalten, weiter zu gehen, als unsere Küsse. Und ich wollte sie nicht drängen. Manchmal fragte ich mich, ob sie überhaupt merkte, dass sie meine Eier fast zum Platzen brachte. Ich wollte sie flachlegen. Aber nicht, weil ich irgendeine Frau flachlegen wollte, sondern weil ich Grete wollte. Das war neu. Und es bereitete mir Kopfschmerzen. Normalerweise würde ich zu irgendeiner Frau gehen, wenn ich Lust verspürte. Aber ich wusste, das würde unbefriedigend sein. Stattdessen konnte ich es kaum erwarten, nach der Arbeit in meine Wohnung zu kommen und sie zu sehen. Und dabei klopfte mein Herz als würde ich Russisch- Roulette spielen oder etwas ähnlich Nervenaufreibendes machen, statt einfach nur meine Mitbewohnerin zu sehen.
Als ich durch die Tür trat, kam sie auf mich zugelaufen, als habe sie mich bereits erwartet. Ich konnte nur schwer ein Schmunzeln unterdrücken. Während ich meine Krawatte lockerte, ruhte mein Blick auf ihr. Dann fiel mein Blick auf das Blatt Papier in ihrer Hand.
„Ich- ehm- habe eine Liste gemacht.", erklärte sie.
Auf ihrer Liste hatte Grete alle Straftaten des organisierten Verbrechens zusammengesammelt, die sie im Internet hatte finden können. Sie bat mich, sich zu ihr an die Kücheninsel zu setzen, und fragte mich der Reihe nach ab, welche Art von Straftaten auch von meiner Organisation begangen wurden. Auch wenn ich wenig Lust darauf hatte, ließ ich mich ins Verhör nehmen. Sie wohnte bei mir, sie küsste mich, sie hatte ihre Sicherheit in meine Hände gelegt. Ich sah ein, dass sie ein Recht darauf hatte zu wissen, welches Blut an meinen Fingern klebte.
Zu Beginn der Liste konnte ich mich entspannt zurücklehnen.
Menschenhandel?
„Nein.", ich schüttelte vehement den Kopf.
Zwangsprostitution?
„Klares nein."
Etwas weiter unten begann die Liste schon unangenehmer zu werden.
„Tötet ihr Menschen?", fragte Grete.
„Wenn sie es verdient haben."
Missbilligend hob sie ihre Augenbrauen und schüttelte kaum merklich den Kopf.
„Was denkst du, wer die Mafia ist? Die verdammte Caritas?", platzte ich raus. Diese Liste strapazierte meine Nerven jetzt schon gehörig. Das hier war ja schlimmer als ein Kreuzverhör bei der Polizei.
Sie blickte auf die Liste, ohne meiner Aussage Beachtung zu schenken.
„Quält ihr Menschen?"
„Quälen ist ein sehr dehnbarer Begriff, Grete.", erläuterte ich gereizt.
Sie blickte mir fest in die Augen.
„Hast du schonmal jemandem brutal wehgetan, damit er zum Beispiel mit der Sprache rausrückt?"
Ich sah sie nur stumm an. Sie nickte mit wissendem Blick und machte eine schnelle Bewegung mit ihrem Kulli.
Ich erhaschte einen Blick auf das Blatt Papier, das sie vor sich liegen hatte. Machte sie allen Ernstes Häkchen und Kreuze hinter die Stichpunkte?
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Mafia 101 - Matteo
RomanceAusversehen einen Kratzer in ein fremdes Auto zu machen bringt Ärger mit sich. Aber dass es ihr Leben ins komplette Chaos stürzen würde, damit hatte Grete nicht gerechnet... Grete - eine zurückhaltende dauerpleite Couchpotatoe, die Kunstgeschichte s...