22. Meet the Underboss

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Matteo hob die Hand, als wolle er sich durch die Locken fahren, die so zerwühlt waren, als sei es nicht das erste Mal heute Abend. Dann ließ er sie jedoch wieder sinken. Als ob er die richtigen Worte sammeln wollte, blickte er nachdenklich aus dem Fenster.

„Okay", begann er dann, fast geschäftig, und sah mich direkt an, „Du weißt bereits, dass sich meine Geschäfte auch außerhalb des gesetzlichen Rahmens bewegen. Die Sache ist die, ich bin kein einsamer Wolf. Ich gehöre einer Organisation an."

Hoch konzentriert lauschte ich ihm.

„Ich gehöre zur New Yorker Mafia."

Ich lächelte entrückt.

„Ehm, wie bitte? Ich glaube, ich habe dich gerade nicht richtig verstanden.", gab ich entschuldigend zu.

Matteo seufzte und kam auf mich zu.

„Ich gehöre zur New Yorker Mafia. Ich bin genauer gesagt der Unterboss."

Er setzte sich neben mich aufs Bett. Ich rückte etwas von ihm ab und sah ihn verstört an.

„Das ist auch der Grund, warum ich mit der Narcos Stress habe.", meinte er.

Ich schüttelte den Kopf und rieb mir mit den Händen das Gesicht. Dann musterte ich ihn. Vor mir saß Matteo. Der Matteo bei dem ich wohnte und dessen Mutter ich kannte. Der Matteo, der mich zum Lachen brachte und der mich liebend gerne neckte. Der Matteo dessen Lippen mir vorhin den Verstand geraubt hatten. Dieser Mann war bei der Mafia? Dass er ein Gangster war, wusste ich bereits, auch wenn ich es gerne verdrängte. Aber organisierte Kriminalität war nochmal ein anderes Level. Und dann auch noch der...

„Unterboss?", hauchte ich.

Er nickte.

„Ich habe es mir nicht ausgesucht, aber ich will mich da auch nicht aus der Verantwortung reden. Es ist wie es ist. Und das solltest du eigentlich niemals erfahren."

Unbewusst berührte ich mit den Fingern meine Lippen. Ich hatte gerade den Unterboss der Mafia geküsst. Verdammt. Ich hatte doch gleich gemerkt, dass er gefährlich geschmeckt hatte, irgendwie verboten. Aber eben auch verboten gut. Ich schluckte und meine Augen wanderten wie automatisch zu seinem Mund. Er legte den Zeigefinger unter mein Kinn und dirigierte meinen Blick wieder in seine Augen.

„Ich hoffe du weißt, dass dieses Wissen gefährliches Wissen ist. Ich muss mich auf deine Diskretion verlassen können, wenn du jemals wieder frei sein möchtest.", erklärte er ernst.

Ich nickte ängstlich.

„I-ich bin diskret."

„Gut."

„Würdest du mich umbringen, wenn ich zur Polizei ginge?", fragte ich mit stockendem Atem.

Er runzelte die Stirn.

„Angenommen, du könntest Beweise gegen mich vorbringen und würdest zur Polizei gehen, dann würde ich dich definitiv aufhalten, aber nicht umbringen." Sein Blick signalisierte mir, dass das trotzdem keine angenehme Option war.

Ich nickte.

„Ich habe nicht vor zur Polizei zu gehen, selbst wenn ich etwas gegen dich in der Hand hätte.", schob ich schnell hinterher, „Ich bin ja selber kriminell."

Ich hatte schließlich ein millionenschweres Gemälde aus einem Museum geklaut. Ich war die letzte, die zur Polizei gehen und andere Leute anzeigen konnte.

Er sah mich ungläubig an.

„Du hast mit mir das Bild geklaut, weil ich dich gezwungen und eingeschüchtert habe.", erklärte er, „Du könntest damit zur Polizei gehen und würdest nicht mal vor Gericht kommen."

Gedankenverloren strich er mir über die Wange und resümierte: „Du bist nicht kriminell."

Erschlagen ließ ich mich nach hinten aufs Bett fallen.

„Und Enzo, Feli, Ignazie, deine Mama sind die auch alle Teil der Mafia?"

„Dazu werde ich nichts sagen.", meinte er nur.

Also ja, dachte ich.

„Ich bin hier die einzig Normale!", rutschte mir raus.

Er warf mir einen Blick über die Schulter zu.

„Du bist die Einzige hier, die heute den Unterboss geküsst hat.", erinnerte er mich mit neckendem Unterton.

„Ich habe ja nicht gewusst, dass du der Unterlord der Finsternis bist!", rief ich halblaut zu meiner Verteidigung.

Er drehte sich zu mir und beugte sich über mich, sodass sein Gesicht über meinem schwebte. Ich verstummte sofort und versuchte, meine Atmung zu beruhigen.

„Und? Würdest du es wieder tun?", raunte er.

Mein Gehirn schrie ‚nein', mein Körper schrie ‚ja'. Und da Matteos unmittelbare Anwesenheit die Stimme meines Körpers verstärkte, entließ ich ein gehauchtes „ja" aus meiner erregten Brust.

Während er sich auf beiden Seiten meiner Schultern mit den Armen abstützte sank er kontrolliert auf meinen Mund herab.

Plötzlich war er so gefährlich. Aber dennoch vertraut. Es war komplett seltsam. Die verwirrenden Gefühle vermischten sich mit dem aufgeregten Kribbeln in mir und strudelten durch meinen Körper, bis ich kaum noch wusste, wo ich war und dass es das Konzept von Zeit gab. Alles was ich noch wusste, spürte ich. Matteos heiße Lippen auf meinen, seine feste Zunge, die sich in meinem Mund bewegte, seine kräftigen Beine, von denen sich eins zwischen meine Schenkel schob. Sein Nacken unter meinen erforschenden Fingerspitzen, seine feste Brust unter dem Stoff seines Hemdes, in das ich mich mit meinen Fingern krallte.

Seine Hand wanderte flink an meiner Seite hinab. Dann packte er meine Pobacke und von dort aus meinen Oberschenkel und presste ihn gegen seine Hüfte. Ich wimmerte, völlig überfordert mit meinen explosionsartigen Empfindungen und der empfindlichen Wärme zwischen meinen Beinen. Seine Hände wanderten weiter. Kurz brauchte ich, bis ich begriff, dass er gerade drauf und dran war, meine Hose herunterzuziehen. Mein jungfräulicher Körper stand unter Strom. Plötzlich meldete sich mein Verstand zurück und ich krächzte: „nicht".

Er hielt inne und warf mir einen aufmerksamen Blick zu. Ich starrte nur zurück, unfähig, zu entscheiden, was ich wollte. Vorsichtig löste er sich von mir und erhob sich.

„Tut mir leid, ich wollte dich nicht drängen.", meinte er verlegen.

Kurz dachte er nach und sein Gesicht wurde ernst.

„Du sagst mir immer ehrlich, was du denkst, ja? Wer auch immer ich bin, du hast keine Angst vor mir, oder?"

„Ich habe keine Angst vor dir.", flüsterte ich.

Er nickte langsam.

„Gut."

„Dann", er stand kurz unschlüssig herum und musterte mich, „dann gute Nacht, Grete.", meinte er und wandte sich langsam zum Gehen.

Kurz bevor er aus der Tür raus war, sagte ich schnell „Gute Nacht" zurück. Dann war ich alleine.

Erschöpft streckte ich meine Arme und Beine von mir und lag erschlagen und bewegungsunfähig da. Alles, was ich gerade getan hatte und alles, was ich gerade gehört hatte, schwirrte durch meinen Kopf. Aber das, was mich am meisten marterte, war die Kombination aus Getanem und Gehörtem. Er hatte mir offenbart, dass er ein Mafia Unterboss war und ich machte mit ihm rum? Jeder Pädagoge würde mich als hoffnungslosen Fall deklarieren. Ich war mir sicher, es gab auch einen Knigge - Eintrag dazu. Halten sie von jedem Abstand, der sich Ihnen gegenüber als Mafioso geoutet hat und machen sie auf gar keinen Fall, unter keinen Umständen, mit ihm rum.

Aufgedreht wälzte ich mich von einer zur anderen Seite. Aber er war eben nicht irgendein Mafioso. Er war Matteo. Und er war der heißeste Mann, dem ich jemals über den Weg gelaufen war. Das musste ich mir an dieser Stelle einfach mal eingestehen. Ich drehte mich wieder auf die andere Seite. Aber davon durfte ich mir nicht den Kopf verdrehen lassen. Ich musste rational an die Sache herangehen. Erst einmal musste ich herausfinden, was genau es bedeutete, dass er bei der New Yorker Mafia war.

Mafia 101 - MatteoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt