17. Honigbärchen

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Matteo blickte auf sein Handy, das bei seinem Handtuch lag.

„Sag mal, ist es okay, wenn heute Abend noch ein paar Freunde von mir zum Grillen vorbeikommen?", fragte er mich.

„Klar.", meinte ich. Gespannt musterte ich ihn. Ich konnte mir nur schwer vorstellen, wie seine Freunde wohl sein würden. Matteo war ziemlich einzigartig. Er passte nicht wirklich in eine Szene oder ein Milieu. Er trug sündhaft teure Anzüge, aber fluchte wie ein Pirat. Er führte ein Unternehmen, aber beklaute mit einem Zuhälter- Bärtchen getarnt Museen. Wie sollte man denn aus so jemandem schlau werden?

˚₊✩‧₊

Gerade, als ich am Nachmittag in ein luftiges Kleidchen wechselte, klingelte es. Aufgeregt lief ich hinter Matteo in die Eingangshalle. Fünf Leute kamen zur Tür hinein.

Da waren Enzo und Feli, ein befreundetes Pärchen, die Matteo schon viele Jahre kannten. Feli hatte kurze rote Haare und ein einnehmendes Lachen. Enzo trug ein offenes Hawaiihemd, das den Blick auf seinen tätowierten Oberkörper freigab. Sein Gesicht zierte ein, nun - ich konnte es nicht anders umschreiben - ein waschechtes Zuhälter-Bärtchen. Aber es stand ihm tatsächlich. Beide begrüßten mich freudig.

Marco und Batiste waren zwei stämmige Jungs, die Matteo auch schon sehr lange kannte. Sie gaben ihm einen kräftigen Handschlag und mir eine freundliche Umarmung.

Die fünfte im Bunde hieß Ignazie. Sie war eine auffallend gutaussehende Frau mit langen hellen Haaren und Proportionen an genau den richtigen Stellen. Sie begrüßte Matteo mit einer festen Umarmung. Mich übersah sie komplett im ganzen Begrüßungstrubel.

Nachdem Ignazie Matteo ausgiebig umarmt hatte, beugte dieser sich zu Marco.

„Warum hast du sie mitgebracht?", murmelte er leise.

Ich spitzte die Ohren.

„Sorry, ich wusste nicht, dass du ein Problem mit ihr hast.", erklärte Marco entschuldigend.

„Sie geht mir auf die Nerven, das ist alles.", meinte Matteo schulterzuckend.

Jetzt tat mir diese Ignazie fast ein wenig leid. Sie mochte Matteo offensichtlich gerne und er war genervt von ihr.

Wir stießen alle mit einem Getränk an und verteilten uns danach um den Pool herum, um unsere Füße ins Wasser hängen zu lassen und zu schwatzen. Mit Feli wurde ich schnell warm. Sie liebte Kunst und sammelte selbst. Kurz fragte ich mich, ob sie etwa die Käuferin des Rembrandts gewesen war, den wir geklaut hatten, aber schnell kam heraus, dass sie eher auf moderne Kunst stand. Danach bewegten wir uns in Richtung Terrasse und Matteo und Enzo schmissen den Grill an. Ich schlüpfte ins kühle Haus und lief in die Küche, um mir meine Limo neu aufzufüllen. Plötzlich stand Ignazie vor mir.

„Du bist also Matteos Freundin.", meinte sie und musterte mich intensiv.

Ich setzte gerade dazu an, sie über die Beziehung zwischen Matteo und mir aufzuklären, als sie sagte: „Und ich frage mich wirklich, warum er mit einer langweiligen Brillenschlange wie dir zusammengekommen ist."

Ich hielt inne. Plötzlich hatte ich gar kein Interesse mehr daran, sie aufzuklären.

„Tja, also er findet mich heiß.", berichtete ich stattdessen betont lässig und zuckte mit den Schultern.

Ihre Augen verengten sich zu Schlitzen.

„Ich hatte ja auch mal was mit ihm am Laufen, weißt du?", meinte sie spitz.

Ein Stich fuhr mir durchs Herz. Er hatte etwas mit Ignazie gehabt? Echt jetzt?

„Ja, er hatte schon einiges am Laufen gehabt.", meinte ich, „Eine Beziehung hingegen hatte er noch nie so richtig gehabt. Also, bis ich kam."

Mafia 101 - MatteoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt