Während die Wunden an meiner Hand mit der Zeit verheilten, konnte ich das über die Wunden an meinem Herzen leider nicht sagen. Es war jetzt knapp ein Jahr her, seit Matteo mich rausgeworfen hatte. Seit einem Jahr hatte ich ihn nicht gesehen. War er mittlerweile verheiratet? Waren vielleicht schon Kinder auf dem Weg? Mein Herz verkrampfte sich bei dem Gedanken.
Mein Leben war wie eine Trance. Tag für Tag schleppte ich mich durch mein unendlich langweiliges Leben. Ich zog mein Studium durch, aber es machte mir keinen Spaß mehr. Auf der Arbeit funktionierte ich wie ein Roboter, ganz ohne meine frühere Leidenschaft. Ich konnte Kunst nicht mehr ertragen. Ich ließ meinen Blick nicht mehr auf Bildern verweilen, hörte keine Musik mehr. Alles, was emotional war, schnürte mir die Luft ab. Auch in meinem Zimmer hielt ich es kaum noch aus, in dem ich früher Tage verbracht hatte. Das Alleinsein, das ich früher oft genossen hatte, fühlte sich jetzt so unglaublich einsam an.
Ein Glöckchen ertönte, als ich die Tür zu meinem neuen Lieblingscafé öffnete. Es war ein kleiner unauffälliger Laden, in dem mittelmäßig guter Kaffee und fade Kuchen serviert wurden. Ich hatte sie trotzdem alle schon dreimal durchprobiert, bis meine Hosen begonnen hatten, in meinen Bauch zu kneifen. Warum der Laden mein Lieblingsort war? Ich gestand es mir ungern ein, aber das lag möglicherweise an der Aussicht. Ich nahm meinen üblichen Fensterplatz ein und starrte, wie jeden Tag, rüber auf die verspiegelte Außenfassade der Strivale GmbH.
Ich wusste, dass ich Matteo von hier aus niemals zu Gesicht bekommen würde. Ich wusste, dass er durch die Garage an der Rückseite des Gebäudes kam und ging. Außerdem würde er niemals einen Laden betreten, in dem mittelmäßiger Kaffee serviert wurde. Darum konnte ich mich ihm hier ungestört nahefühlen. Wie eine verzweifelte Stalkerin.
Ja, es war ungesund, ihm so hinterher zu hängen. Aber das Gefühl, ihm nahe zu sein, wenn ich hier meinen Platz einnahm, linderte meine Schmerzen. Und ich war nicht bereit, diese Droge aufzugeben. Ich packte meinen Laptop aus und begann, lustlos an einem Essay zu schreiben. Ohne, dass ich eine Bestellung aufgegeben hatte, servierte mir die Kellnerin einen Kaffee und ein Stück des Tageskuchens. Man kannte mich hier bereits. Ich gehörte in diesem Laden quasi zum Mobiliar.
Als es dämmerte, packte ich meine Sachen zusammen, bezahlte und verließ das Café. So warm der Herbsttag auch gewesen war, die Nächte waren bereits kalt und ich war froh, diesmal eine Jacke mitgenommen zu haben. Ich blickte das eindrucksvolle Glasgebäude hinauf, das auf der anderen Straßenseite emporragte. In einigen Fenstern brannte noch Licht. Ob er wohl noch dort war? Mein Blick wanderte die Stockwerke hinauf, während ich langsam in Richtung Haltestelle lief. Mit einem erschreckten Aufschrei knallte ich gegen eine Straßenlaterne. Missmutig rieb ich meine Schläfe, mit der ich gegen das kalte Metall gestoßen war.
„Alles okay?", fragte mich eine Passantin.
„Ja, ja.", murmelte ich. Nichts ist okay, verdammt, dachte ich und spürte die Tränen in mir aufsteigen, von denen ich über das Jahr schon viel zu viele vergossen hatte. Schnell lief ich weiter. Dass ich noch nicht dehydriert war, war ein Wunder.
„Grete, vielleicht solltest du mal mit deiner Mama reden.", meinte Miriam seufzend, als ich wieder einmal mit verheulten Augen heimkam.
„Mit meiner Mama?" Ich runzelte die Stirn. Meine Mama und ich standen uns alles andere als nah. Das lag nicht zuletzt daran, dass sie kaum Interesse an mir zeigte, seit sie ihre neue Familie hatte. Wenn ich sie anrief, war sie kurz angebunden und redete hauptsächlich über meine zwei kleinen Stiefbrüder. Fragen dazu, wie es mir ging, was mein Leben so machte, stellte sie kaum.
„Deine Mutter hat eine Scheidung hinter sich. Sie wird ein-zwei Ratschläge dazu haben, wie man mit Liebeskummer umgeht."
„Ich weiß nicht.", murmelte ich. Aber andererseits, ich hatte schon länger keinen Kontakt gehabt. Vielleicht was es wirklich mal wieder Zeit, sich zu melden.
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Mafia 101 - Matteo
Любовные романыAusversehen einen Kratzer in ein fremdes Auto zu machen bringt Ärger mit sich. Aber dass es ihr Leben ins komplette Chaos stürzen würde, damit hatte Grete nicht gerechnet... Grete - eine zurückhaltende dauerpleite Couchpotatoe, die Kunstgeschichte s...