9. Dirty Dancing

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Wie ein schockgefrorener Roboter stand ich in der losgelösten Menge und versuchte, im Takt der Musik zu wippen. Matteo vor mir tanzte zu allem Übel auch noch gut. Er war locker, mit dem richtigen Maß an Körperspannung und es sah kein bisschen albern aus. Kein Wunder, dass er unbedingt hatte tanzen gehen wollen. Mit angespanntem Lächeln wackelte ich meinen Kopf hin und her. Wie konnte man da nur Spaß dran haben? Ich fühlte mich so lächerlich und beobachtet. Ich lehnte mich zu Matteo.

„Ich, ähm, gehe Mal...aufs Klo.", rief ich.

Er nickte, dann grinste er schelmisch.

„Tanzmuffel.", flüsterte er in mein Ohr.

„Pff.", machte ich und stolperte von der Tanzfläche.

Ich war doch kein Tanzmuffel. Schließlich war ich gerade mit ihm auf die Tanzfläche gegangen, oder etwa nicht? Ein Tanzmuffel hätte das sicher nicht getan.

Als ich mir im Bad die Hände wusch, fragte ich mich, ob jetzt die Stiletto- Frau mit ihm tanzte. Wahrscheinlich hatte sie nur darauf gewartet, dass ich abzog. Ich seufzte. Wer könnte es ihr übelnehmen, Matteo tanzte wirklich gut.

Als ich auf dem Rückweg an der Bar vorbeilief, schob sich mir jemand in den Weg und grinste breit.

„Duuu trinkst bestimmt einen Shot mit uns!", rief der Typ mit kurzen blonden Haaren und einem aufgedrehten Gesichtsausdruck. Von der Bar aus schaute sein braunhaariger Kumpel erwartungsvoll zu uns hinüber.

„Einen Shot?", fragte ich.

Als ich die leeren Mini- Gläschen vor ihnen stehen sah, fiel mir wieder ein, was das war. Kleine bunte Schnäpse. Der Blonde zog mich an die Bar heran und bestellte drei giftgrüne Shots. Misstrauisch roch ich an der Flüssigkeit. Warum eigentlich nicht?, dachte ich, Fürs Tanzen war ich laut Mr. Strivale ja eh zu muffelig.

Nach dem vierten Shot mit meinen zwei neuen besten Freunden, begann sich der Club zu drehen. Alles was die beiden sagten, war zum Schreien komisch. Und die Hand an meiner Schulter fühlte sich- die Hand an meiner Schulter? Schlagartig drehte ich mich um und sah in zwei verärgerte eisblaue Augen.

„Verzieht euch.", zischte Matteo meinen zwei Saufkumpanen zu und sie machten sich eilig aus dem Staub.

„Du lässt mich also auf der Tanzfläche stehen, um dich mit den zwei Vögeln hier zu besaufen?"

„Auf der Tanzfläche habe ich als Tanzmuffel ja anscheinend nichts verloren.", gab ich bissig zurück.

„Pffff.", fügte ich noch hinzu, um meiner Verstimmtheit Ausdruck zu verleihen und wäre dabei fast abgeschmiert, wenn ich mich nicht an der Bar festgehalten hätte.

Kurz starrte er mich an, dann bestellte er ein Wasser und reichte es mir. Ich hob abwehrend die Hände.

„Ich will ja nix sagen, aber meine besten Freunde haben mir gerade leckere Shots ausgegeben. Dagegen ist ein Wasser-", begann ich.

„Trink.", knurrte er.

Ich trank. Beim Trinken merkte ich, dass ich tatsächlich sehr durstig war. Als ich dabei die Augen schloss, konnte ich mich außerdem auf die Musik konzentrieren wie nie zuvor. Ich begann mit dem Fuß zu wippen, dann mit dem ganzen Bein. Und plötzlich wusste ich, ich konnte Tanzen wie eine Göttin. Schwungvoll stellte ich das Glas auf den Tresen und nahm seine Hand.

„Komm, ich will tanzen.", rief ich und zog ihn zur Tanzfläche.

Mit gequältem Gesichtsausdruck folgte er mir.

„Ich weiß nicht, Grete.", meinte er.

Aus einem Impuls heraus drehte ich mich zu ihm um und legte meine Arme um seinen Hals. Warum auch nicht? Ich hatte heute ein Gemälde von Rembrandt geklaut. Ich war eine Femme Fatale.

Mafia 101 - MatteoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt