38. Wiedersehen

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Matteos Arme schlossen sich um mich, als ich in der Mitte des Innenhofes angekommen war und er zog mich fest gegen sich.

„Bitte, renn nicht vor mir weg.", flüsterte er.

Mein Herz schlug Saltos und meine Beine wurden zu Wackelpudding. Verzweifelt schnappte ich nach Luft, wobei ich vermutlich nur noch mehr von Matteos Pheromonen einatmete. Langsam, als habe er Angst, ich würde direkt wieder lospreschen, lockerte er seinen Griff um mich und drehte mich mit dem Gesicht zu sich.

„Fuck.", pfiff er durch seine Zähne, während er mich an den Armen hielt und musterte.

„Du kannst hier nicht einfach so reinspazieren in diesem Kleid, nachdem ich ein Jahr lang mit allen Mitteln versucht habe, mich von dir fern zu halten. Das ist nicht fair." Seine Stimme war brüchig, während er mich eindringlich anschaute.

Ich starrte ihn fassungslos an, während ich seine Worte sacken ließ. Warf er mir gerade vor, dass ich ihn aus dem Konzept brachte, nachdem er mir das Herz gebrochen hatte?

„Jetzt hör mir mal zu Mister Verlobt", zischte ich aufgewühlt und bohrte meinen Zeigefinger in seine Brust, „Du hast mich rausgeschmissen. Du hast mir das Herz gebrochen. Du bist derjenige, der mich nicht mehr wollte."

Er presste seine Lippen zu einem schmalen Streifen zusammen.

„Grete, du weißt, dass ich das getan habe, um dich zu schützen. Um dir ein normales Leben zu ermöglichen. Es ist kein Tag vergangen, an dem ich nicht an dich gedacht habe und gespürt habe, wie sehr ich dich vermisse. Aber ich habe versucht, einmal in meinem Leben nicht egoistisch zu sein und das Beste für dich zu tun, anstatt dich einfach bei mir zu behalten."

Verärgert plusterte ich die Wangen auf.

„Ach, und du weißt besser, was das Beste für mich ist, als ich selbst? Ich war bereit, das Risiko und die Einschränkungen in Kauf zu nehmen, um mit dir zusammen zu sein! Ich habe mich dafür entschieden."

Seine Augen blitzten auf und er fuhr sich mit der Hand über das Gesicht, wie um sich zu beruhigen.

„Du hast dich dafür entschieden, nie wieder ohne Bewachung das Haus zu verlassen, ja?", fragte er gereizt.

„Ja." Ich verschränkte stur die Arme.

„Du hast dich dafür entschieden, für immer auf der Abschussliste anderer Mafias zu stehen, die nur darauf warten, dich in die Finger zu bekommen und da weiter zu machen, wo Domskehl aufgehört hat?"

Ich schluckte, sagte aber dann mit fester Stimme: „Ja."

Sein Blick wurde weich und er neigte leicht den Kopf.

„Das ist mutig von dir, Grete. Ich weiß aber nicht, ob ich damit leben kann.", murmelte er.

„Als ich zu dir gezogen bin, musste ich es tun, weil du mich in den Stress mit der Narcos mit reingezogen hast. Damals hatte ich keine Wahl. Aber dann...dann haben wir uns so gut verstanden und – und ich habe angefangen dich zu mögen und mir ist klar geworden, dass ich bei dir bleiben will. Und das ist meine eigene Entscheidung. Ich will dich...ich meine, ich wollte...will..." Ich begann zu stammeln, als ich bemerkte, dass ich gerade darauf und dran war einem verlobten Mann meine Gefühle zu gestehen.

Ohne Vorwarnung packte er mich an meinen Hüften und zog mich zu sich ran. Ich knallte förmlich gegen seine harte Brust.

„Ich will dich auch.", erklärte er, dicht an meinem Ohr. Eine wohlige Gänsehaut fuhr über meinen Nacken und versetzte mich in eine genießerische Starre. Eine Starre, in der ich all die Dinge nicht tat, die in diesem Moment mehr als angebracht waren. Zum Beispiel, ihn von mir wegzudrücken und ihm ins Gesicht zu schreien, dass er verdammt nochmal verlobt war.

„Ich will dich so sehr, dass es mich fast um den Verstand bringt.", flüsterte er mit einer Stimme so rauchig wie Whiskey.

Seine Hand legte sich sanft aber bestimmt um meinen Hals und er begann, mich zu küssen als sei er ein Verdurstender und ich das letzte Glas Wasser auf der Welt. Jeglicher Versuch meiner Vernunft, mich auf die Umstände zu verweisen, wurde von meiner wild gewordenen Sehnsucht zum Schweigen gebracht. Das hier fühlte sich viel zu gut an, um falsch zu sein. Als ich mich mit beiden Händen in den weißen Stoff seines Hemdes krallte, spürte ich, wie sich sein Mund zu einem Lächeln verzog. Er ließ seine Lippen über meine Wange zu meinem Ohr gleiten.

„Los, Baby, mach mein Hemd kaputt. Ich will deine Spuren überall auf mir haben."

Das ließ ich mir nicht zweimal sagen und ich zog daran, bis ich das unglaublich befriedigende Reißen von Stoff hörte. Meine Augen leuchteten. Er drängte mich mit dem Rücken gegen die Wand des Hotels.

„Haben wir hier einen kleinen Hemden-Zerstörungs-Fetisch, hm?", fragte er schmunzelnd und drückte meine Arme über meinen Kopf.

„Sei froh, dass es nur Hemden sind und keine Hosen.", erklärte ich mit einem unschuldigen Augenaufschlag.

Sein Lächeln wurde breiter.

„Gott, ich habe dich vermisst.", erklärte er und spielte mit der Zunge an meinem Ohrläppchen.

Ich stöhnte auf und versuchte mich so gut es ging trotz seines Griffes um meine Handgelenke gegen ihn zu drücken.

Das laute Klirren von zerschellendem Glas ertönte neben uns und ich zuckte zusammen, während Matteo sich instinktiv über mich beugte, als wolle er mich mit seinem Körper beschützen. Unisono drehten wir unsere Köpfe zur Quelle des Geräuschs und sahen eine fassungslose Ignazie vor uns stehen. Ihr Mund war mindestens genauso weit aufgerissen wie ihre Augen, um sie herum lagen die Scherben ihres Weinglases wie die Scherben ihrer Träume.

Mafia 101 - MatteoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt