5. Kostümparty

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Ich stolperte hinter Matteo die Treppen hinunter wie in Trance. Sein Wagen stand direkt vor dem Eingang. Und zwar im Parkverbot, als gelte es nicht für ihn. Es war der Oldtimer, den ich nur allzu gut kannte. Von meinem Kratzer war keine Spur mehr übrig. Schwungvoll öffnete er die Beifahrertür und hielt sie für mich auf. Wie angewurzelt blieb ich stehen, als ich realisierte, was er von mir wollte.

„I- ich werde ganz sicher nicht mit dir ins Auto steigen.", stellte ich klar und verschränkte die Arme.

Er zog die Augenbrauen hoch, halb amüsiert, halb ungeduldig.

„Sondern? Möchtest du neben dem Auto herlaufen?", fragte er.

„Wenn es sein muss.", gab ich trotzig zurück.

Sein Blick wurde dunkler und der Zug um seinen Mund bekam etwas wölfisches.

Ich schluckte und verlagerte angespannt mein Gewicht von einem Bein aufs andere.

„Wenn es sein muss, werde ich dich in dieses Auto tragen, Grete. Wir haben einen straffen Zeitplan heute und ich habe leider keine Zeit für Diskussionen eingeplant.", meinte er.

Mein Herz begann zu klopfen. Unbewusst rückte ich meine Brille zurecht, während ich fieberhaft überlegte, was ich darauf erwidern sollte. Heimlich blickte ich mich nach links und rechts um, um abzuschätzen, ob es Sinn machte, vor ihm wegzurennen.

„Ich werde dir nichts tun. Alles, was ich von dir will, ist, dass du deine Aufgabe erledigst.", erklärte er eindringlich, „Das mit dem Date habe ich nur vor deiner Mitbewohnerin so gesagt. Du bist für heute... meine Mitarbeiterin, okay?"

Kurz sah ich ihn verblüfft an. Dass er das mit dem Date nicht ernst gemeint hatte, war mir schon klar gewesen. Für wie blöd hielt er mich bitte?

„Und hältst du es für eine gute Idee, deinen Mitarbeitern zu drohen?", fragte ich sarkastisch.

„Natürlich.", meinte er unbeeindruckt, „Sonst haben sie ja keine Angst vor mir.", erklärte er, als sei das völlig einleuchtend.

Ich seufzte. Dieser Mann war einfach...anders. Dass er keine leeren Drohungen aussprach, dessen war ich mir sicher. Und ich hatte kein Interesse daran, dass er mich gorillamäßig in sein Auto trug.

„Also gut," murmelte ich und kramte mein Handy aus meiner Hosentasche, „Aber wenn du mir irgendwie blöd kommst, rufe ich die Polizei. Ich werde mein Handy die ganze Zeit wahlbereit in der Hand behalten. Und es wird mir dann auch egal sein, wenn sie herausbekommen, dass ich mit dir in krummen Sachen drinstecke.", erklärte ich. Das war mehr Symbolik, als eine tatsächliche Sicherheit, aber besser als nichts, dachte ich.

Er nickte.

„Meinetwegen. Aber jetzt müssen wir los."

Was danach geschah, war mehr als nur seltsam. Wir fuhren zu einer kleinen Lieferhalle, etwas außerhalb der Stadt. Er fuhr sein Auto an zwei Wachen vorbei in die Halle und wir stiegen aus. Er warf mir einen von zwei blauen Kitteln zu und reichte mir Schuhe, die ich anziehen sollte. Zu dem Zeitpunkt war ich zu verwirrt und eingeschüchtert von den Wachen, als mich zu weigern und schlüpfte in die komische Kleidung. Er tat das gleiche.

„Wir sehen aus wie Reinigungspersonal.", meinte ich.

„Richtig.", bestätigte er.

Zu diesem Zeitpunkt geisterten nur noch Fragezeichen in meinem Kopf herum. Wollte er mit mir zusammen putzen gehen? Das machte alles überhaupt keinen Sinn. Als er mir eine Perücke reichte und sich selbst einen Schnurbart anklebte, begann ich endgültig an der Realität zu zweifeln.

„Gehen wir auf eine Kostümparty?", fragte ich perplex.

„Nicht ganz.", murmelte er, halb in Gedanken.

Mafia 101 - MatteoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt