Mit breitem Lächeln streckte Cicero die Arme aus und zog mich in eine kurze feste Umarmung.
„Wie geht's dir, meine Liebe?"
„Ganz... okay.", ich schenkte ihm ein kleines Lächeln, „Und dir?"
Aufgeregt verlagerte ich mein Gewicht von einem Bein aufs andere.
„Ach, es geht, es geht.", erklärte er mit einer ausladenden Handbewegung, „Ich habe das Pech, nächste Woche einen runden Geburtstag zu haben und kann mich darum nicht um größere Feierlichkeiten drücken. Jetzt bin ich dabei, diese Feier vorzubereiten und ich sage dir – der ganze Stress führt noch dazu, dass ich kurz vor meinem Geburtstag abkratze. Tja, das haben meine feierwütigen Verwandten und Freunde dann davon. Eine Trauerfeier statt einem Geburtstag. Das soll ihnen eine Lehre sein." Er lachte in sich hinein und zwinkerte mir zu.
„Da fällt mir ein, dass mein lieber Neffe mir versprochen hat, das Catering zu organisieren. Aber wahrscheinlich hat er es schon wieder vergessen, so wie er sich in seiner Arbeit vergräbt in letzter Zeit."
Ich spitzte die Ohren.
„Wie- wie geht es Matteo denn?", fragte ich leise.
Cicero seufzte theatralisch und seine buschigen Augenbrauen sanken ernst herab.
„Seit einem Jahr ist er jetzt verlobt. Ignazie lebt in Paris und er hier. Sie haben sich ganze zwei Mal gesehen. Auf offiziellen Veranstaltungen. Diese Verlobung ist offensichtlich eine Farce. Er wird sich ins Unglück stürzen mit dieser aufgesetzten Ehe und sie gleich mit. Aber was soll ich sagen, er ist ein Sturkopf."
Er musterte mich einen Moment lang.
„Ich wünschte, er wäre damals bei dir geblieben. Was auch immer euch auseinandergebracht hat, es muss wohl recht dramatisch gewesen sein. Ich habe ihn noch nie so vertraut mit einer Frau gesehen, wie mit dir."
Ich schluckte. Betreten wandte ich mein Gesicht ab, als meine Wangen warm wurden. Cicero entging das nicht.
„Grete, wenn er dir noch etwas bedeutet, vielleicht solltest du es nochmal versuchen, eh?"
„Er ist verlobt.", murmelte ich abwehrend.
„Ha", Cicero schnalzte mit der Zunge, „Ich bin ein Kämpfertyp, aber da ist nichts mehr zu machen bei den beiden, glaub mir. Wenn sie ihn nicht vor dem Altar stehen lässt, hat sie keine Selbstachtung."
„Grete", er klopfte mir freundschaftlich auf die Schulter, „am Samstag feiere ich meinen Geburtstag in diesem Hotel.", er deutete hinter sich, „Matteo wird auch da sein. Ich lade dich ein, komm vorbei."
„I-Ich kann nicht. Er ist verlobt.", stotterte ich.
Selbst wenn die beiden sich nicht verstanden, ich konnte doch nicht auf diese Party gehen in der Absicht, Matteo zu sehen, wenn ich noch so viel für ihn fühlte. Das wäre falsch und höchst verwerflich.
„Ach, vergiss Matteo. Tu es für mich. Tu einem alten Freund den Gefallen und komme auf seinen Geburtstag. Was sagst du dazu?"
„Ich weiß nicht..." Betreten blickte ich zur Seite.
„Ich wäre höchst beleidigt, wenn du es nicht tätest. Schließlich bringen mich die Vorbereitungen fast ins Grab."
Ich schmunzelte unsicher.
„Also gut.", gab ich nach.
„Wundervoll.", seine Augen leuchteten, „Es beginnt um 18 Uhr. Und lass dich gewarnt sein, meine Gäste kleiden sich für gewöhnlich wie für eine Oscar- Verleihung. Es ist so gut wie unmöglich overdressed zu sein."
˚₊✩‧₊
„Grete, er hat sich keine Woche nachdem er mit dir geschlafen hat mit einer anderen Frau verlobt.", gab Miriam zu bedenken. Sie lehnte mit verschränkten Armen in meinem Türrahmen und musterte mich mit gerunzelter Stirn. Ich stand in meinem Zimmer, umgeben von Kleiderhaufen, da ich alles, was einigermaßen salonfähig aussah, aus meinem Schrank gezerrt hatte, auf der verzweifelten Suche nach einem brauchbaren Outfit für Ciceros Party. Ich musterte das weiße Jäckchen, das ich zu meiner Firmung getragen hatte. Warum hatte ich dieses Ding noch? Damals war ich bestimmt einen Kopf kleiner gewesen. Ich warf das Jäckchen auf mein Bett.
„Mein Fuckboy-Radar schlägt Alarm bei diesem Mann.", fuhr Miriam kritisch fort.
Ich hielt inne und sah sie an.
„Ich gehe da hin, um Cicero einen Gefallen zu tun, nicht, um Matteo zu sehen.", erklärte ich stur.
Mein Blick fiel auf das geblümte Kleid, das ich getragen hatte, als ich mit Matteo feiern gewesen war. Ich schluckte und hob es auf. Während meine Finger über den zarten Stoff strichen, wirbelten Erinnerungen in mir auf, davon, wie er mich zum Tanzen aufgefordert hatte, sein warmes Lächeln, seine berauschende Nähe und sein Ärger, als ich betrunken eskaliert war. Ein Grinsen huschte über mein Gesicht.
Miriam seufzte und ich erschreckte mich darüber, dass sie noch da war, so tief war ich in meine Gedanken versunken gewesen. Ich streifte das Kleid über und sah sie an. Sie nickte anerkennend.
„Sieht echt gut aus.", gab sie zu. Dann kam sie auf mich zu.
„Versprich mir einfach, nichts Dummes zu tun. Ich will nicht wieder wochenlang mit einer Heulboje zusammenwohnen."
Etwas verschämt blickte ich zur Seite. Nachdem Matteo mir das Herz gebrochen hatte, war ich wirklich keine tolle Gesellschaft gewesen. Ich gab mir einen Ruck und sah ihr ernst in die Augen.
„Ich verspreche dir, mich den ganzen Abend von Matteo fernzuhalten. Es wird eh eine große Party, die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass wir uns gar nicht über den Weg laufen."
Sie nickte langsam.
„Okay, ich glaube an dich." Nach einem letzten eindringlichen Blick verließ sie mein Zimmer.
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Mafia 101 - Matteo
RomanceAusversehen einen Kratzer in ein fremdes Auto zu machen bringt Ärger mit sich. Aber dass es ihr Leben ins komplette Chaos stürzen würde, damit hatte Grete nicht gerechnet... Grete - eine zurückhaltende dauerpleite Couchpotatoe, die Kunstgeschichte s...