K A P I T E L 3

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A T H O S M A K R I

Nachdem ich endlich wieder an der frischen Luft bin, atme ich tief ein und aus. Anthony ist schon fast krankhaft eifersüchtig. Das erste Jahr unserer Beziehung war anstrengender als mein Studium. Und das will etwas heißen. Er ist der Meinung, dass ich ihm irgendwann mal fremdgehen werde. Ich weiß nicht, woher seine Paranoia stammt, doch ich werde ihm beweisen, dass er sich täuscht.

Mit dem Taxi fahre ich zur Arbeit. Da ich bis 15 Uhr nichts mehr zu tun habe, kann ich mich wenigstens noch ein bisschen sinnvoll beschäftigen. »Guten Morgen, Athos. Hast du nicht frei?«, werde ich von Henry, meinem Kollegen begrüßt. »Hey Henry. Ich habe Bereitschaftsdienst. Gibts was neues?« Von dem Kleiderständer nehme ich mir meinen Kittel, und laufe in die Leichenhalle.

»Ja. Simon Elert. 36 Jahre alt. Ist eingeschlafen und nicht mehr aufgewacht. Keine vor Erkrankungen. Ursache ist noch unklar, ich wollte eigentlich warten, bis du morgen da bist.« Nickend nehme ich mir ein paar Handschuhe. »Hatte er Allergien, oder hat er Medikamente genommen?« »Keine bekannten Allergien. Bis auf ein paar Aspirin hat er nichts genommen. Seine Frau hat angegeben, dass er sich in letzter Zeit über starke Kopfschmerzen beschwert hat. Denkst du an dasselbe wie ich?«, fragt mich Henry frech grinsend. Schmunzelnd sehe ich ihn an.

»Ich denke schon. Haben wir die Einverständnis der Frau für eine Autopsie?« »Ja, M'am«, lachend schüttle ich den Kopf. »Dann gib mir bitte den Rasierer.« Stück für Stück rasiere ich die Haare. Anschließend zeichne ich eine Linie, an der ich die Schädeldecke mit der Knochensäge öffne. Vorsichtig entnimmt Henry das Gehirn, und wiegt es. »1,4 kg. Leichte Verfärbung am Hypothalamus.« »Okay, leg es am besten auf den kleinen Sezierisch.« Auf dem Tisch fange ich das Nachhirn zu sezieren.

»Hier haben wir den Übeltäter.« Grinsend sieht mir Henry über die Schulter. »Wir haben wie immer recht.« Ein kleines Bohnen großer Tumor sitzt im Hypothalamus. Der Hypothalamus ist wichtig für den Hormonhaushalt. Er regelt auch den Schlafrhythmus. »Der Tumor ist schuld, dass der liebe Simon im Schlaf verstorben ist. Ich mach den Papierkram. Machst du sauber, und rufst den leitenden Detectiv an?« Henry nickt.

Im Büro lasse ich mich auf den Stuhl fallen, und bearbeite ein paar offene Akten. Grübelnd knabbere ich auf meinem Stift herum, als mein Handy klingelt. Unbekannte Nummer. »Hallo?« gehe ich ran. »Hi, hier ist Serena Baker, die Betreuerin von Aleja. Spreche ich mit Athos Makri?« Alarmiert setze ich mich gerade auf. »Ja, ich bin dran. Ist etwas passiert?« »Aleja fühlt sich nicht gut, und hat sich übergeben. Ihr Vater hat sie als neuen Notfallkontakt eingetragen.« »Okay, ich komme sofort«, sage ich, und schaue auf meine Uhr, »Ich bin in 20 Minuten da.«

Nachdem wir aufgelegt haben, ziehe ich meinen Kittel aus, nehme meine Tasche, und laufe zu Henry. »Ich muss los. Wenn was ist, ruf mich an.« »Wir sehen uns.« Ruft mir Henry zum Abschied. Mit dem Taxi fahre ich zu Alejas Kindergarten. »Hallo micros«, sanft fahre ich Aleja über den Kopf, »Hallo Ms. Makri«, werde ich von Serena empfangen, »Danke, dass sie so schnell kommen konnten.« »Kein Problem. Dann bring ich dich mal nachhause«, sage ich zu Aleja.

Mit Aleja auf dem Arm laufe ich zurück zu Nathan. Ich habe ihm eine Nachricht hinterlassen, dass Aleja krank ist, ich sie abgeholt habe, und er sich keine Sorgen machen muss.

»Athos?« Aleja sieht mich mit ihren großen braunen Augen an, und knabbert auf ihrer Unterlippe. »Ich habe nur so getan, als würde es mir nicht gut gehen.« Sofort bleibe ich stehen, und schaue sie verwirrt an. »Warum hast du das gemacht?« Ihre Augen füllen sich mit Tränen. »Ich bin nicht böse auf dich, aber wieso hast du das gemacht? Hat dir jemand weh getan?« Bevor sie anfängt zu schluchzen, umarme ich sie ganz fest.

»Ich-ich wollte bei dir sein, und ein Kleid kaufen.« Ich seufze einmal, bevor ich ihr einen Kuss auf den Kopf drücke. Vorsichtig lasse ich sie runter. »Es ist nicht schlimm, aber mach das nicht mehr, ja? Wenn es dir wirklich mal nicht gut geht, glaubt man es dir vielleicht nicht mehr, und das wollen wir nicht okay?«

Secret desireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt