K A P I T E L 14

926 28 0
                                    

N A T H A N

Ich war vollkommen überrascht, als Athos voller Anmut und Stolz splitterfasernackt aus dem Badezimmer gelaufen kam, und mich gebeten hat, sie zu nehmen. Für einen kurzen Moment hatte ich wirklich darüber nachgedacht, aber ich weiß, das es nicht richtig gewesen wäre. Sie soll sich daran erinnern, wenn mir miteinander schlafen.

Sie in meinem T-Shirt sieht niedlich aus. Ihr ernster Gesichtsausdruck allerdings lässt mich schlucken. „Du kannst mir alles sagen. Egal was es ist" versuche ich sie zu beruhigen. Tief holt sie Luft, und schließt für einen Moment die Augen. „Damals, als du meiner Oma und mir die Greencards besorgt hast, war ich krank." Stumm nicke ich.

Sousanna hat mir davon erzählt, aber nicht, was sie hatte. „Ich wurde damals in das Krankenhaus gebracht. Es hat sich herausgestellt, dass mein linker Eierstock entzündet war. Er wurde entfernt" erzählt sie. Tränen brennen in meinen Augen. Wie kann ein Mensch nur so viel Pech im Leben haben? „Ich kann vielleicht keine Kinder bekommen" Beendet sie ihre Erzählung, und bringt mein Herz zum stoppen.

Leise beginnt sie zu schluchzen. Vorsichtig hebe ich sie auf meinen Schoß, und halte fest. Ich habe nie darüber nachgedacht, ob ich irgendwann noch einmal Kinder haben möchte, aber zu hören, dass es eventuell nicht möglich ist, ist schwer zu verdauen. Athos und ich kennen uns noch nicht lange, aber ich habe bei ihr das Gefühl, dass sie für mich und meine Tochter eine Bereicherung sein wird.

Sie geht wunderbar mit Aleja um, und ich fühle mich wohl bei ihr. Aber es ist okay. „Es ist alles gut, kleine Göttin. Du darfst die Hoffnung nicht aufgeben, ja? Es gibt so viele Möglichkeiten, und ich glaube wirklich, es ist besser, wenn wir uns erstmal kennenlernen. So richtig." Lächle ich sie aufmunternd an, und lege mein Hand an ihre nasse Wange.

„Okay" Ihr wunderbares Lächeln sieht viel besser an ihr aus, als wenn sie weint. Mit ihr auf dem Arm stehe ich auf, und trage sie zurück in mein Schlafzimmer. Hoffentlich kann ich bald sagen, dass es unser Schlafzimmer ist. Ihr süßes Kichern dringt in meine Ohren, und bringt mich zum lachen. Ich bin Lia so dankbar, dass sie mit ihrem bescheuerten Plan gekommen ist, der erstaunlicherweise gut funktioniert hat.

***

Wir haben gerade einmal halb sechs in der früh, und obwohl sich alles in mir sträubt muss ich aufstehen. Die letzte Nacht war unheimlich schön, und Athos und ich haben viel über unsere Leben gesprochen. Nach unzähligen Küssen sind wir Arm in Arm eingeschlafen. Leise schnarcht sie noch vor sich hin. Ihr Mund ist leicht geöffnet, und ein kleiner Sabber faden hängt an ihrem Mundwinkel.

Auch wenn sie ein bisschen dämlich aussieht, finde ich sie unheimlich süß. Mein Arm, den Athos als Kissen nutzt, ist schon vor Stunden eingeschlafen. Langsam versuche ich ihn unter ihrem Kopf vorzuziehen, allerdings ist das schwerer als gedacht. „Athos" versuche ich sie zu wecken, „Athos ich muss auf Arbeit" Genau wie Aleja es immer tut, brabbelt sie müde vor sich hin, bevor sie die Augen auf macht.

„Wie viel Uhr ist es?" fragt sie. „Halb sechs. Ich muss mich für die Arbeit fertig machen" Müde schließt sie wieder die Augen, und dreht sich um. Mein Arm ist vollkommen taub. „Es ist viel zu früh" murmelt sie, und zieht die Decke weiter über ihren Kopf. Schmunzelnd stehe ich auf, und laufe in das Bad um zu duschen. Nachdem ich meine Morgenroutine fertig habe, laufe ich zurück in mein Schlafzimmer, und anschließend in mein Ankleidezimmer. Dort hole ich mir meinen Schwarzen Anzug, eine weiße Bluse und meine Glückskrawatte.

Ich hatte sie bei jedem großen Prozess getragen, und jedes mal habe ich gewonnen. Heute geht es um die Befragung von Alexander Matthews. Aktuell beruht meine Beweislage noch auf Indizien, doch ich hoffe, er verplappert sich heute vor Gericht. Während ich meine Krawatte binde laufe ich in das Schlafzimmer, doch Athos liegt nicht mehr im Bett.

Secret desireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt