K A P I T E L 4

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N A T H A N

Auf der Arbeit war heute zum Glück nicht zu viel los, sodass ich früher nachhause gehen konnte. Athos hat mir geschrieben, dass es Aleja nicht gut geht, und sie zuhause sind. Umso froher war ich, als ich gehen konnte. Zuhause angekommen begrüße ich den Portier und steige in den Aufzug, der mich nach oben bringt. Gesinge ertönt, sobald die Aufzugtüren sich öffnen.

Als hätte mich ein Blitz getroffen, stehe ich mit weitaufgerissenem Mund da, und sehe Aleja und Athos dabei zu, wie sie zu Barbie singen und tanzen. Beide schauen sie aus wie Prinzessinnen. Athos hat ein atemberaubendes Brautkleid an, das sich perfekt an ihre Kurven schmiegt, und durch einen Schlitz an ihrem Kleid, sieht man eines ihrer langen braunen Beine. Auch wenn ich es verhindern will, stelle ich mir vor, wie sie wohl nackt und verschwitzt aussehen würde. Wie sie meinen Namen stöhnt.

Sie verbeugen sich voreinander und ich fange an zu klatschen als die Musik aufgehört hat zu laufen. Schnell huschen ihre Gesichter zu mir. Ich sehe Aleja im Augenwinkel auf mich zulaufen, doch ich kann nicht anders als Athos anzustarren. Sie ist atemberaubend, wundervoll, großartig. Sie ist die reinste Perfektion. »Sieht sie nicht aus, wie eine wirkliche Prinzessin?« »Ja das tut sie, Pulcino.« Antworte ich ihr, und gehe vor sie in die Hocke.

Plötzlich wird mir bewusst, dass Athos mir vorhin noch geschrieben hat, dass es Aleja nicht gut gehen würde. Selbst wenn es ihr jetzt besser gehen würde, wäre sie nicht so fit, um Barbie-Tanzeinlagen zu machen. »Hieß es nicht, dass Aleja krank ist?« frage ich Athos, die daraufhin zu Aleja sieht. Aleja kaut auf ihren Fingernägeln, was heißt, dass sie etwas angestellt hat. Sie hat diese Eigenschaft von ihrer Mutter.

Amanda hat jedes Mal, wenn sie mich angelogen hat an ihren Fingernägeln gekaut. Lügen konnte sie wie eine Weltmeisterin. Sie schaute einem dreist ins Gesicht, während sie geschworen hat, sie würde die Wahrheit erzählen. Und dann, wenn es für sie keinen anderen Weg gab, und mir die Wahrheit sagen musste, kam sie Nagelkauend zu mir. Verweint hat sie mich angeschaut, und mir die Wahrheit erzählt.

Mein Problem war nicht direkt das Lügen. Es war, weil es meistens wegen Kleinigkeiten war. Sie wollte mit dem Lügen einem Streit aus dem Weg gehen, hat aber nie bedacht, dass sie es durch Lügen nur schlimmer macht. Ist es denn nicht irgendwo nachvollziehbar, wenn ich sauer auf sie bin, wenn sie scheiße baut? Ist es nicht eine gerechtfertigte Reaktion, wenn sie mir erzählt, sie würde Überstunden machen, sich aber besinnungslos säuft, und dann meinen 350.000 Dollar Wagen gegen eine Mauer fährt? Ich hätte ihr angeboten sie abzuholen, wenn sie mir gesagt hätte, sie geht etwas mit ihren Freundinnen trinken.

Ich hätte es ihr nie verboten, in einen Club zu gehen. Das einzige, das ich nicht gemocht habe, war, wenn sie ihre Grenzen überschritten hat. Ich hatte damals gedacht, sie hätte aus ihrem Fehler gelernt, als sie ein Typ auf der Clubtoilette vergewaltigen wollte. Wäre ich an dem Abend nicht da gewesen, hätte der Kerl sonst was mit ihr gemacht. Sie sollte Spaß haben, aber sich nicht unbedingt betrinken.

»Ich habe gelogen, Daddy«, Alejas Augen füllen sich mit Tränen. Seufzend sehe ich sie an. »Wieso, Pulcino?« Sie schüttelt mit dem Kopf, und rennt zu Athos, die sie in die Arme schließt, und ihr beruhigend über den Kopf streicht. »Geh dich umziehen, und dann komm zum Essen, ja?« Sie lässt Aleja herunter, die an mir vorbei die Treppen hoch geht. Fragend schaue ich zu Athos. »Sie wollte den Tag mit mir verbringen, also hat sie Serena gesagt, sie hätte sich übergeben. Ich habe ihr gesagt, dass sie das nicht mehr machen soll, weil wir ihr vielleicht das nächste Mal nicht mehr glauben, wenn es ihr wirklich nicht gut geht.«

Tief atme ich ein. Aleja hat noch nie simuliert, um nachhause zu können. Wieso fängt sie ausgerechnet jetzt damit an? Nickend sehe ich zu Athos. »Du siehst wunderschön aus«, sage ich, »und Alejas Kleid ist auch ein Traum. Sie sah aus, wie eine Prinzessin.« Schmunzelnd sieht mich Athos an, und schiebt sich eine wirre Haarsträhne aus dem Gesicht. »Danke. Ich war mit Aleja noch beim Friseur, sie wollte unbedingt eine blaue Strähne.« Gerade als ich sie fragen wollte, wie es sein kann, dass sie einer vierjährigen erlauben, kann die Haare zu färben, unterbricht sie mich. »Das ist keine echte Farbe. Die lässt sich wieder auswaschen.« Grinst sie.

Secret desireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt