A T H O SGähnend strecke ich mich und sehe mich im Zimmer um. Alles ist wie vorher, nur Nathans Duft hängt in der Luft und verrät mir, dass er in meinem Zimmer gewesen sein muss. Seinen starken Moschus Geruch würde ich überall erkennen. Warum war er hier? Sein Verhalten mir gegenüber ist sehr distanziert. Es ist mir mehr als peinlich, dass ich ihn betrunken angetroffen habe. »Oh Gott«, murmle ich, und lasse mich zurück in die Kissen fallen.
Ich bin wie ein verliebter Teenie. Es ist ekelerregend. Vielleicht sollte ich es in Erwägung ziehen, zu einem Psychologen zu gehen. Obwohl Nathan mich verletzt hat, schlägt mein Herz trotzdem schneller, wenn er in meiner Nahe ist. Seine Berührungen fühlen sich so verboten gut an. So stelle ich mir den Himmel vor. Seine Berührungen, die Küsse die wir getauscht haben, und vor allem seine Blicke sind himmlisch. Seine Augen ziehen mich magisch an.
Ich muss mich heute auf mich konzentrieren. Meine Oma ist wieder zuhause und ich will sehen, ob es ihr gut geht. Ich habe sie viel zu sehr vernachlässigt. Nachdem ich mich geduscht und angezogen habe, laufe ich in die Küche. Vor der Tür atme ich nochmal tief ein bevor ich durch sie hindurch gehe. Zu meiner Überraschung ist von Nathan keine Spur. Nichtmal seine Kaffeetasse steht, wie sonst jeden Morgen, auf dem Tresen. Ein komisches Gefühl macht sich in mir breit.
Vielleicht ist er noch am schlafen. Allerdings ist es schon nach zehn, und Nathan eigentlich schon längst auf Arbeit. Soll ich nachsehen, ob er noch schläft? Vielleicht hat er ja verschlafen. »Komm schon, Athos,« versuche ich mir Mut zu machen. Nathan ist auch nur ein Mensch. Entschlossen laufe ich ich die Treppen hoch zu seinem Schlafzimmer.
»Nate?« frage ich in das noch dunkle Zimmer, nachdem ich geklopft habe. Vorsichtig tapse ich zu den Fenstern und ziehe die Vorhänge auf. Nates Bett ist unordentlich, aber er selbst ist weder hier, noch im Bad oder Ankleidezimmer. »Wo steckst du nur?« murmle ich vor mich hin. Das schlechte Gefühl in mir wird immer präsenter, und ich weiß, etwas muss passiert sein. Mein Bauchgefühl hat versagt, wenn es um Männer ging, aber wenn es um Gefahren geht hat es mich noch nie im Stich gelassen.
Schnell laufe ich zu meinem Zimmer um mein Handy zu holen. Keine verpassten Anrufe oder neue Nachrichten. »Bitte geh ran«, flüstere ich immer wieder, während ich dem piepen des Telefons zuhöre. »Verdammt« fluche ich und werfe mein Handy auf mein Bett, nachdem er auch nach dem elften Anruf nicht abgehoben hat.
»Hey« meldet sich Lia, nachdem sie abgehoben hat. »Weißt du wo dein Bruder ist?« Meine Atmung geht hektisch und langsam bekomme ich Panik. »Dir auch einen guten morgen«, antwortet sie genervt, »Nate müsste auf Arbeit sein. Warum?« »Sein Bett ist umgemacht, seine Kaffeetasse steht nicht auf dem Tresen und von seinen Schuhen fehlt auch kein Paar. Ich habe das dumme Gefühl, ihm ist etwas passiert.« Kurz ist es am anderen Ende der Leitung still, bevor ich ein seufzen höre.
»Fehlt einer seiner Jackets? Nate hat eine kleine Zwangsneurose und ordnet seine Jackets nach Farben. Es fällt also auf, wenn eines fehlt.« »Warte, ich schau nach«, sage ich, und laufe in sein Ankleidezimmer. Ich gehe die gesamte Reihe mehrmals durch, doch es sieht nicht so aus, als würde etwas fehlen. Meine Panik verschlimmert sich und es fühlt sich an, als würde kein Sauerstoff mehr mein Blut erreichen. »Es fehlt nichts. Lia«, fest schlucke ich. »Ich glaube ihm ist etwas passiert. Er war heute morgen kurz in meinem Zimmer, aber danach habe ich gehört, wie der Aufzug gefahren ist.«
»Scheiße«, flucht sie, und man hört im Hintergrund ein rascheln. »Weißt du von Franky?« fragt sie. Diesen Namen habe ich noch nie im meinem Leben gehört. »Nein. Wer ist das?« frage ich. »Ich hab eigentlich nicht das Recht dir davon zu erzählen, aber ich vertraue dir und deinem Bauchgefühl, wenn du sagst, dass Nate in Schwierigkeiten steckt. Nate hat in seiner Jugend ziemliche Scheiße gebaut. Sein bester Freund wurde seit damals nicht mehr gesehen. Nate hat nie drüber sprechen wollen, aber sein Freund, Franky, hat ihm damals Rache geschworen.«
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Secret desire
RomanceAls erfolgreicher Anwalt und alleinerziehender Vater hat Nathan es nicht leicht. Seine Tochter Aleja ist das wichtigste in seinem Leben. Seit Amanda, die Mutter seiner Tochter, sang- und klanglos verschwunden ist, glaubt er nicht mehr an die Liebe...