K A P I T E L 7

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N A T H A N

Nachdem Athos zurück ins Bett ist, um noch etwas schlaf vor der Hochzeit zu bekommen, habe ich an meinem Fall weitergearbeitet. Tatsächlich gibt es eine neue Spur, der ich nachgehen werde. Und jetzt stehe ich hier. In meinem besten Anzug und sehe dabei zu, wie eine gestylte und wunderschöne Athos in ihrem Brautkleid die Treppen herunterläuft.

»Du sieht großartig aus« Leicht errötet sie und bringt mich damit zum lächeln. »Danke« »Und wie sehe ich aus, Daddy?« Mein kleiner Wirbelwind hat ihre Haare hochgesteckt und sieht einfach nur bezaubernd aus. Ich muss seufzen, wenn ich daran denke, dass auch sie einmal in ihrem Brautkleid vor mir stehen wird. Bevor ich aber diesen Gedanken vertiefen kann, verwerfe ich ihn schnell wieder. Sie ist noch lange nicht erwachsen.

»Wir müssen uns beeilen. In einer halben Stunde ist schon zehn Uhr und normalerweise brauchen wir bis New York eine Dreiviertelstunde.« So schnell es geht steigen wir in meinem Wagen und fahren los. »Denkst du wir schaffe es bis zehn Uhr?« fragt Athos nervös. »Ich denke schon.«

***

»Wir sind zu spät« Haucht Athos verletzt, während ihr eine einzelne Träne die Wange herunterläuft. Wir standen fast eine halbe Stunde im Stau, da es einen Unfall gab. Ich würde gerne sagen, dass es mir leid tut. Das Sie mir leid tut. Aber tief in meinem inneren beruhigt es mich zu wissen, dass Athos dieses Arschloch nicht heiraten wird. „Bleib im Auto, ja?« sage ich zu Aleja.

Ich glaube Athos, wenn sie sagt, dass Anthony ihr nicht mehr tun wird, aber ich denke, dass sie blind vor liebe ist. So blind wie ich es war. Leise schluchzend steigt sie aus, und läuft die Treppen der Kirche hinauf. Ich tue ihr nach, und laufe zu Athos, die ihre zitternde Hand auf den Türknauf der Kirche legt und anschließend die quitschende Türe öffnet.

Ein leichter modriger Geruch strömt uns entgegen. Leise trete ich hinter Athos in die Kirche. Das letzte mal, als ich in einer Kirche war, ist mittlerweile fünf Jahre her. Es war an Alejas Taufe. Amanda hatte sich völlig daneben benommen, indem sie sich auf der Feier nach der Kirche betrunken hat. Ich war so sauer auf sie.

Ich gehe weiter in die Kirche und entdecke Athos vorne am Altar sitzen. Die Kirche ist wunderschön geschmückt worden. Weiße Rosen und gelbe Tulpen zieren den schmalen Weg zum Altar. Athos sitzt leise vor sich hinschluchzend da, und schaut auf das große Gemälde, auf dem Jesus am Kreuz zu sehen ist. Zu gerne wüsste ich jetzt was sie denkt.

Sie gibt ein wunderschönes Bild in diesem Moment für mich ab. Auch, wenn es vielleicht der traurigste Moment im Leben dieser Frau ist, strahlt sie eine unbeschreibliche Ästhetik aus. Wie das Licht auf sie fällt. Wie sie hoch zu diesem Gemälde schaut, als würde es ihr jeden Schmerz nehmen. Wie ihr Kleid sich auf dem Boden verteilt. Wie sie in dieser Kirche ausschaut. Wie ein wahr gewordener Traum.

Leise spricht Athos vor sich hin. Ich verstehe die Worte erst, als ich näher an sie trete. Sie betet. Seufzend lasse ich mich auf die Bänke in der ersten Reihe fallen. Sollte hier nicht noch jemand sein? Zumindest der Priester, oder einer der Hochzeitsgäste? »Ich hab ihn verloren." Flüstert sie gebrochen zu mir. Schnell stehe ich auf, und ziehe sie vorsichtig am Arm zu mir hoch. Ich konnte es noch nie sehen, wie Menschen geweint haben, aber bei Athos habe dich das Gefühl, es nimmt mir die Luft zum Atmen. Diese Frau wird mein Untergang sein.

Leise weint Athos an meine Schulter und krallt sich dabei in mein Hemd. Leicht fahre ich ihr über die Haare und hauche ihr einen Kuss auf den Kopf. Ich sollte das nicht tun. Sie weint wegen einem anderen, und ich Idiot gebe ihr liebevolle Küsse auf den Kopf. Seit Amanda hatte ich kein Interesse an Frauen. Ich wollte auch nie, dass sich das ändert. Doch dann kam diese atemberaubende Frau in das Leben von mir und meiner Tochter.

Ich glaube, ich wollte es die ganze Zeit nicht wahrhaben, aber ich habe mich in diese wunderschöne Frau verliebt. Ich weiß, ich habe ihr gesagt, dass sie Anthony heiraten soll, aber tief in meinen inneren bin ich froh, dass es nicht dazu kommen wird. »Ich habe ihn verloren, Nathan« »Nicht du hast ihn verloren, er hat dich verloren« flüstere ich gegen die Stirn, in der Hoffnung, sie würde sich keine vorwürfe machen.

***

»Kannst du mich hier bitte wegbringen?« fragt sie, nachdem wir eine Weile nur so dagestanden sind. »Natürlich« Mit ihren Fingern wischt sie sich die getrockneten Tränen weg, und lächelt mich gezwungen an. Sofort greife ich sanft nach ihren Handgelenken. »Du musst nicht so tun, als wäre alles in Ordnung« Das hier ist wohlmöglich der schlimmste Augenblick in ihrem Leben, und vor mir muss sie nicht so tun, als wäre alles okay.

»Oh mein Gott« schreit plötzlich eine weibliche Stimme. Mein Blick schießt zu Athos, die genau so verwundert zu mir schaut, wie ich zu ihr. Athos lößt sich aus meinen Griff, und läuft den Stimmen hinterher. Sie führen uns zu einem der hinteren Räume der Kirche. Umso mehr wir uns der Türe nähern, desto lauter werden die Stimmen. Aber es sind keine Stimmen. Es ist das Stöhnen einer Frau.

Bitte lass mich mit meiner Vermutung falsch liegen. Athos soll nicht noch mehr ertragen müssen. »Ich glaub das jetzt nicht« murmelt Athos. Die Tür ist ein wenig angelehnt, und sie kann sehen, was sich dahinter abspielt. Meine Neugier packt mich, also trete ich neben sie. Wie meistens auch, habe ich mit meiner Vermutung recht.

Secret desireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt