K A P I T E L 22

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N A T H A N

-Vor vier Tagen-

Mein Herz schlägt mir bis zu den Ohren. Ich habe keine Ahnung was ich fühlen oder denken soll. »Wie geht es dir? Wie ich höre, bist du ein sehr erfolgreicher Anwalt geworden.« Ungläubig schüttle ich mit dem Kopf. Er steht nach all den Jahren tatsächlich wieder vor mir.

»Redest du nicht mit mir?« fragt mich mein ehemaliger bester Freund. »Wie kann das sein?« Eine lange Narbe zieht sich über Frankys markantes Gesicht. »Vor zwölf Jahren trennten sich unsere Wege. Es tut mir leid, dass ich dich um diese Uhrzeit habe zu mir bringen lassen, aber es ist schwer dich alleine zu erwischen.« Erzählt Franky, während er sich einen Drink einschüttet und sich auf die lederne Couch setzt.


»Setzt dich zu mir. Willst du auch einen Bourbon?« Verwundert nicke ich, und setze mich ihm gegenüber. Einser seiner Männer reicht mir ein Glas, dass ich danken annehme. »Was willst du von mir? Nach all den Jahren kommst du jetzt zu mir?« Spöttisch lache ich auf. »Vorsicht Ramos,« knurrt Franky bedrohlich, »Du weißt nicht, wer ich bin. Ich baue jetzt Kontakt zu dir auf, weil ich dir helfen möchte.« »Inwiefern?«

Einer der Männer reicht Franky eine Akte, die er aufschlägt und mich angrinst. »Ich kenne deine liebreizende Frau.« Es fühlt sich an, als hätte man mir in den Bauch geboxt. Übelkeit überkommt mich. Woher kennt er Amanda? Ist sie noch in New York? »Woher?« hauche ich bedrückt. Ein entschuldigender Ausdruck legt sich über Frankys Gesicht, während er die Lippen zusammen drückt.

»Um ehrlich zu sein,« sagt er, und grinst, »Wir haben gefickt. Sonderlich gut oder hübsch war sie nicht. Was fandest du nur an ihr?« Schnaubend sehe ich von ihm weg. Ich kann meine Gefühle nicht beschreiben, aber sie fühlen sich wie ekel an. Nur weiß ich nicht, vor wem ich mich mehr ekle. Ihm oder Amanda. Die Vorstellung, der beiden zusammen, treibt mir die Galle hoch.

»Amanda ist Geschichte und ich will nichts mehr mit ihr zu tun haben. Also, was willst du von mir?« Ich spüre Wut in mir aufkommen. Wut, weil er mich an diese missratene Frau erinnern muss. »Amanda ist nicht der kleine Sonnenschein, für den du sie immer gehalten hast. Ihr Vater war ein kleiner Mafiaboss aus Russland. Dann hast du sie kennengelernt, geheiratet und geschwängert. Sie hatte aber keine Lust auf ein normalo Hausfrauen leben, also ist sie abgehauen. Sie hat eine kleine Liebelei mit Gouverneur Matthews.« Er macht eine Pause und studiert aufmerksam meine Züge.

Er will wissen, ob er mich damit verletzten kann. Aber die Geschichte mit Amanda ist für mich erledigt. Zu 100 Prozent. »Nun gut. Worauf ich hinaus möchte ist, dass ich Videomaterial habe, wie der kleine Alex und deine Frau diese Studentin umgebracht haben. Ich gebe dir das Videomaterial, du bringst die beiden hinter Gitter, kannst dich scheiden lassen und dafür bist du mir nur einen kleinen Gefallen schuldig. Wie wäre das?«

»Wow- Warte, was?« Ich hasse es, dass ich anfange zu stottern, wenn ich etwas gesagtes nicht verarbeiten kann. Aber Franky sagte gerade, dass Alex und Amanda Samantha umgebracht haben. Das Lachen, dass von Franky kommt, macht mich nur noch wütender. »Das wusstest du nicht? Das war dein fehlendes Puzzleteil. Amanda hat mit dem Gouverneur eine Beziehung und fickt gleichzeitig seinen Sohn. Man sagt, sie hat sich in Alex verliebt. Und naja, an Samis Todestag hat sie ein letztes mal mit Alex gevögelt. Sie hat dabei ihr Handy bei ihm vergessen, ist zurück zum Anwesen der Mattwehs und hat Amanda und Alex im Bett erwischt. Sie ist daraufhin abgehauen, Amanda und Alex ihr hinterher und haben sie auf der Party umgebracht, als sie meinte, sie will dem Gouverneur von ihrer Affäre erzählen. Amanda hätte einen sehr einflussreichen Mann verloren, wenn das ans Licht gekommen wäre.«

Ich will nicht glauben, dass die Mutter meiner Tochter ein Monster ist. Aber Franky hat keinen Grund zu lügen. »Ich will das Video sehen.« Franky mustert mich einen Moment, bevor er nach dem Laptop greift, der auf dem Tisch liegt. Nach ein paar Minuten gibt er mir ihn.

Mir wird schlecht. Franky hat nicht gelogen. Amanda ist klar und deutlich auf dem Video mit Alex zu sehen. Sie hat sich, bis auf die kürzeren Haare, nicht verändert. Ich hätte nie gedacht, dass Amanda mich noch überraschen kann. Aber sie hat es geschafft, und mein ekel ihr gegenüber ist ins unermessliche gestiegen.

»Haben wir einen Deal?« Mein Blick geht wieder zu Franky, der mich beobachtet. Ich habe ganz vergessen, wo und bei wem ich gerade eigentlich bin. »Was für eine Art Gefallen?« Genervt lässt Franky seinen Kopf in den Nacken fallen. »Komm schon, Nati, vertraust du mir etwa nicht?«

Seufzend schüttle ich meinen Kopf. Franky hat mir damals Rache geschworen und ich habe keine Ahnung, ob er mir die Sache von damals noch übel nimmt. »Wir haben uns in den letzten Jahren nicht gesehen, und du hast mir damals Rache geschworen. Woher soll ich wissen, dass das keine Falle ist?« Einen kurzen Moment schaut er mich nur an, und gerade als ich dachte, keine Antwort mehr zu bekommen, antwortet er.

»Ich brauche einen Anwalt, und du die Beweise. Das ist eine Win-Win Situation.« »Bei was genau braucht du meine Hilfe?«»Einer meiner Männer wurde erwischt, als er Drogen verkauft hat. Er ist schon vorbestraft, und seit unser eigentlicher Anwalt das zeitliche gesegnet hat, haben wir keinen mehr, der ihn verteidigt.« »Warum ist er so wichtig für dich?« »Lass das meine Sorge sein. Ja oder nein?« »Hab ich eine Wahl?« frage ich ihn trocken und bringe ihn zum grinsen.

***

»Hast du wieder jemanden?« Wir hatten schon die ein oder anderen Drinks, und langsam wird das Reden schwer. »Und?« fragt Franky ungeduldig. Seufzend lehne ich mich im Stuhl zurück. »Es ist kompliziert.« »Heutzutage ist alles kompliziert, oder nicht?« »Naja, ich habe vor kurzer Zeit, eine atemberaubende Frau kennengelernt, aber ich habe ihr gesagt, dass ich keine Zeit habe für eine Beziehung. Mein Job und Aleja nehmen mich voll in Anspruch und ich will nicht, dass sie sich vernachlässigt fühlt.« Franky seufzt schwer und schüttelt den Kopf.

»Du bist immer noch so naiv wie damals, wow. Nate, du bist dein eigener Boss. Du kannst dir alle Zeit der Welt nehmen, um für deine Tochter und deine neue da zu sein. Du hast nur Angst, dich wieder auf jemanden einzulassen.« »Bist du neuerdings Psychologe?« »Noch nicht.« Lacht er. »Wie heißt sie?« »Athos. Sie ist die Enkelin meiner Nanny.« »Ist sie heiß?« Beschwichtigend hebt er die Hände. »Also ist sie heiß. Auch wenn du mich nicht darum gebeten
hast, gebe ich dir einen Rat. Gib deinen Angestellten deine Arbeit und nehm dir eine Auszeit mit den Menschen die du liebst.«

***

»Ich habe beim Staatsanwalt angerufen, und dafür gesorgt, dass dein Mann auf Kaution rausgelassen wird. Morgen ist die Anhörung. Ich würde jetzt gehen, und dann treffen wir uns morgen am Gericht.« Ich habe die Nacht hier geschlafen, und habe ein schlechtes Gewissen, weil ich Athos nicht Bescheid geben konnte, wo ich bin.

Sie macht sich wahrscheinlich schreckliche sorgen. »Ich werde dich nicht gehen lassen. Ich war vielleicht net zu dir, aber ich habe nicht vergessen, was damals passiert ist. Du wirst bleiben.« Franky steht in seinem maßgeschneiderten schwarzen Anzug vor mir und grinst mich an.

»Was soll das heißen, du lässt ich nicht gehen? Ich habe eine Tochter verdammt!« werde ich lauter. »Sei froh, dass ich dich auf körperliche Art leiden lassen werde. Ansonsten hätte ich deine kleine süße Tochter und Athos herbringen lassen. Aber ich bin ein Monster mit Herz, deswegen wirst du leiden.« Einer seiner Männer nimmt mich an meinem rechten Arm und zieht mich hinter sich her.

Ich hätte wissen sollen, dass mich meine Fehler früher oder später einholen würden.

Secret desireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt