K A P I T E L 16

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A T H O S

Als ich aufwache liegt Nathan nicht mehr neben mir. Ich schätze er ist auf Arbeit. Ein wenig enttäuscht stehe ich auf und mache mich fertig. Aleja ist heute zu besuch bei einer Freundin, also werde ich den Tag alleine verbringen. In der Küche mache ich Rühreier und schneide Tomaten klein, als sich der Aufzug öffnet. »Hey« Eine strahlende Lia betritt die Küche. Sie trägt ein dunkelgrünes Sommerkleid und sieht unglaublich gut aus.

»Hey« begrüße ich sie, »Du siehst unglaublich gut aus« »Danke, du siehst eher aus, als hätte dich ein Waschbär angegriffen« Genervt seufze ich und stelle die Pfanne auf den Tisch. »Nathan ist schon auf Arbeit« lasse ich sie wissen bevor ich mich setze und mir genüsslich eine Gabel Rührei in meinen Mund stecke. Lia nimmt mir gegenüber Platz und füllt ihren Teller. »Wir beide machen heute einen Mädelstag. Und ich will hören, warum du aus dem Club verschwunden bist«

Ich versuche mein Lächeln zu verbergen, doch die Erinnerungen an diese Nacht sind einfach zu schön. »So so«, grinst Lia verschwörerisch, »Wie heißt er?« Mit wackelnden Augenbrauen bringt sie mich zum lachen. »Ähm, ich weis nicht ganz, wie ich dir das erklären soll« stottere ich halbherzig. »Oh mein Gott. Es ist mein Bruder« Ertappt sehe ich zu ihr.

Hoffentlich ist sie jetzt nicht sauer. Ich mag sie wirklich gerne und ich will nicht das sie sauer auf mich ist. Erst wegen Anthony und jetzt wegen Nathan. »Habt ihr miteinander geschlafen? Gott, bitte sag mir, dass ihr miteinander geschlafen habt« Röte steigt mir ins Gesicht, und peinlich berührt schaue ich auf meinen Teller. Ein kurzer Kreischer kommt von ihr.

»Ihr habt miteinander geschlafen! Und wie wars?« fragt sie trocken. »Lia!« rufe ich empört. Sie ist das komplette Gegenteil von mir und sagt immer was ihr durch den Kopf geht, und scheut sich nicht über Themen wie Sex zu sprechen. Ich habe damit eigentlich auch keine Probleme, aber ich kenne sie erst seit wirklich kurzer Zeit. Die einzige mit der ich ohne zu zögern darüber gesprochen habe, hat mit meinem Verlobten geschlafen.

»Wir haben uns nur geküsst. Mehr ist da nicht passiert« sage ich und esse weiter. »Wie? Ihr habt euch nur geküsst?« Irgendwie sieht sie enttäuscht aus. »Naja, ich wollte ja, aber Nathan hat sich zurückhalten können. Ich war angetrunken, und um genau zu sein, arbeite ich für deinen Bruder. Was wäre, wenn es zwischen uns komisch werden würde, und Aleja darunter leidet? Oder was wäre, wenn er mich nicht auf diese Art mag? Das wollen wir beide nicht, also haben wir beschlossen, dass wir es langsam angehen lassen wollen. Wir wollen uns erst einmal kennenlernen bevor wir etwas überstürzen«

»Oh Athos«, seufzt Lia und schüttelt mit dem Kopf, »du bist echt blind. Mein Bruder mag dich. Aber ich denke er hat Angst, dass er und Aleja erneut verletzt werden. Aber ich finde es gut, dass ihr bereit seid euch kennenzulernen« Der Gedanke, dass Nathan mir zutrauen könnte, dass ich die beiden verletze, versetzt mir einen Stich. Ich bin der Meinung, dass es nichts auf der Welt gibt, dass man nicht besprechen kann.

Ich würde niemals meine Tochter und meine Mann verlassen. Kein Grund der Welt entschuldigt Amandas verhalten. Aber ich bin nicht Amanda. Meine Oma hat mal gemeint, dass ich einer der wenig Menschen bin, die selten lieben, aber dann mit ganzem Herzen. »Ich würde niemals meinen Mann und mein Kind verlassen«, sage ich, und räume das Geschirr in die Spülmaschine, »Ich weis, du kennst mich noch nicht, aber das musst du mir glauben. Ich habe nicht vor, Nathan oder Aleja zu verletzen« Lia setzt an zu sprechen, doch wird von Aleja unterbrochen. »Athos!« ruft sie uns läuft in meine ausgebreiteten Arme. Lächelnd hebe ich sie hoch, und gebe ihr einen Kuss auf den Kopf.

»Guten morgen, micros. Gut geschlafen?« In ihrem Pyjama sieht sie zum anbeißen aus. »Gut. Hallo Tante Lia!« begrüßt sie auch Lia. Am Tisch setzt sich Aleja in ihren Stuhl und isst ihr Frühstück. »Ich habe heute nicht viel Zeit. Ich muss Aleja zu ihrer Freundin bringen und ich muss noch zu mir nachhause um meine Sachen zu holen«

Lia winkt ab. »Kein Problem, ich muss nochmal zu meiner Ärztin etwas holen, und danach hab ich Zeit. Ich kann dir helfen deine Sachen zu holen« Tief atme ich durch und nicke. »Super. Dann treffen wir uns um drei am Central Park. Bis dann« ruft sie und verschwindet. Ich hatte nicht mal die Chance, tschüss zu sagen. Leicht lache ich auf, und wende mich an Aleja. Ihr Mund ist von Rührei und Ketchup verschmiert.

Lachend bücke ich mich und mache ihren Mund sauber. »Möchtest du dich alleine anziehen oder soll ich mit dir gehen?« Frage ich sie. »Alleine« ruft sie und rennt nach oben.

***

»Hab viel Spaß, micros« Nachdem Aleja sich angezogen hat, habe ich ihr die Haare gemacht und sind los zu ihrer Freundin gegangen. Sie wird die Nacht bei ihr verbringen.

»Hallo« Hinter mir stehen drei Frauen, die mich irgendwie feindselig ansehen. In der Mitte steht eine Blondine etwa in meinem Alter mit einem wunderschönen Burberry Mantel, und Louboutains für die ich töten würde.

»Hallo « »Ich bin Natalie Omar, die Mutter von Alice.« stellt sie sich vor, und gibt mir die Hand. »Freut mich. Ich bin Athos Macri. Ich passe zurzeit auf Aleja auf«

Die rothaarige, die hinter Natalie steht zieht geschockt die Luft ein. Diese Frauen sind falsche Schlangen. Spätestens bei dem abwertenden Blick von Natalie wurde es mir bewusst. Aber was sollen sie denn von mir?

»So so« murmelt Natalie. »Dann wohnen sie auch bei ihm?« »Ja, und sie wird meine neue mummy« sagt Aleja. Geschockt blicke ich zu ihr herunter, und wieder zu den Frauen vor uns, die mit aufgerissenem Mund die Luft scharf eingezogen haben.

»Geh spielen, micros. Ich hol dich morgen ab« Aleja verschwindet bei ihren Freundinnen, und ich wende mich wieder den Frauen zu. »Das stimmt nicht. Aleja hat einfach eine blühende Fantasie. Und um ihre Frage zu beantworten, ja ich wohne zum Übergang bei Nathan und Aleja«

Natalie nickt und lächelt mich gespielt an. »Vielleicht wäre es besser, wenn sie sich von Nathan verhalten. Amanda war eine sehr gute Freundin von uns, und ich denke sie würde nicht wollen, dass eine Nanny sich an ihren Ehemann ranmacht. Schauen sie zu, das Amanda nicht sauer wird. Sie ist näher, als sie denken« flüstert sie mir provokant ins Ohr.

Ich will es nicht zugeben, aber sie macht mir Angst. Und der Gedanke Amanda könnte wirklich in der Nähe sein, jagt mit einen kalten Schauer über den Rücken. Und auf einmal wird mir klar, dass Nathan mich angelogen hat. Er sagte, er wäre geschieden. Oder hat er doch nicht gelogen und Natalie versucht sich nur einen Weg in meinen Kopf zu bahnen?

Wenn das ihr Ziel war, hat sie es erreicht.

Schluckend laufe ich aus dem Park Richtung Innenstadt. Tränen verschleiern meine Sicht. Wenn sie wirklich recht hatte, hat mich Nathan angelogen. Er ist nicht geschieden. Das Gefühl benutzt geworden zu sein wächst erneut in mir.

Und erneut fühle ich mich dumm und ausgenutzt. Nathan weis, dass ich niemals mit ihm rumgemacht hätte, wenn er mir gesagt hätte das er noch nicht geschieden ist. Und weis er, dass Amanda vielleicht wirklich in der Nähe sein könnte? Ich muss dringend mit ihm reden. Aber zuvor rede ich mit Lia über die Scheidung. Sie ist seine Schwester, und ich vertraue ihr. »Bitte lass es mich nicht bereuen ihm vertraut zu haben« flüstere ich zu mir selbst.

Secret desireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt