K A P I T E L 12

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N A T H A N

»...und bin immer noch eine verdammte Jungfrau.« Hörte ich sie sagen. Ständig höre ich es in meinem Kopf. Sie ist Jungfrau. Unberührt. Diese Göttin ist Jungfrau. Ich bin kein Mann dem es wichtig ist, dass eine Frau Jungfrau sein muss, wenn sie noch nicht verheiratet ist. Aber zu wissen, dass ich der erste für sie sein könnte, macht mich wahnsinnig.

Ich wollte Lia und Athos nicht belauschen und bin nur zufällig am Gästezimmer vorbeigelaufen. Nachdem ich die beiden gehört habe bin ich in mein Büro gegangen, um noch etwas zu arbeiten. Aber es hat nichts gebracht. Ich konnte mich keine Sekunde auf meinen Fall konzentrieren. Frustriert lege ich meinen Kopf auf den Schreibtisch. »Was ist denn mit dir los« Erschrocken schaue ich zur Tür, in der eine grinsende Lia steht. »Warum bist du so angezogen?« knurre ich sie an.

Ihr viel zu enges Kleid entblößt fast ihre gesamte Brust. Sie ist zwar volljährig, aber ich bin immer noch ihr großer Bruder. Ich mag es nicht, wenn sie freizügig ausgeht. Den Männern in dieser Stadt ist nicht zu trauen. Vor meinem inneren Auge sehe ich Lia, als ich sie zum ersten mal gesehen habe. Sie war so klein und zerbrechlich. Von diesem Moment an wusste ich, dass ich sie beschützen muss.

Nach 20 Jahren hat sich meine Einstellung immer noch nicht geändert. »Athos und ich gehen Feiern. Die kleine braucht dringen Ablenkung« Zwinkert meine Schwester, und bringt mich damit zum beben. »Warum?« frage ich genervt. Sie sollen nicht feiern gehen. Und auf gar keinen Fall Athos. Kein Mann sollte sie anschauen dürfen. Tief atme ich ein um Fassung zu bewahren. »Du stehst auf sie«

»Nein, tue ich nicht« widerspreche ich Lia. Schwer schlucke ich, und es kommt mir vor, als wären 100 grad in diesem Raum. »Doch tust du Nate. Und ich kann es dir nicht verübeln, Athos ist wunderschön und sympathisch. Ich mag sie wirklich sehr, Nathan.«

Tief atme ich ein und aus. »Worauf willst du hinaus?« Sie ist wie ein Spürhund, und kann riechen, wenn ich eifersüchtig werde. »Ich helfe dir sie zu bekommen. Du bist ein guter Kerl und behandelst Frauen wie Königinnen. Du bist genau der richtige für sie.« Lia lehnt sich vor und lächelt glücklich. Mein Herz schlägt wild gegen meinen Brustkorb, und Euphorie und Adrenalin fluten meinen Körper.

»Wir machen es so: Wir gehen jetzt runter, du sagst Athos wie gut sie aussieht, und dann gehen wir. Wenn Athos ein paar Drinks hatte, ruf ich dich an, und du kommst vorbei. Aleja kann zu Mam und Dad. Danach hast du Zeit dich mit Athos zu vergnügen.«
Ich bin eher skeptisch was ihren Plan angeht, aber ich habe nichts zu verlieren. Entweder es funktioniert, oder eben nicht. »Na schön« sage ich, und bereite Lia ein Riesen grinsen.

***

Als ich 10 war, hatte ich mich in meine Klassenkameradin Ella verliebt. Sie hatte blonde Haare, blaue Augen und war klein und zierlich. Sie hat mich nie beachtet, aber damals dachte ich, sie wäre das schönste Mädchen der Welt. Als ich dann Amanda kennenlernte dachte ich, sie wäre die schönste Frau der Welt. Es hat 28 Jahre gedauert bis ich begriffen habe, dass ich falsch lag. So verdammt falsch.

Lia und ich sind wie nach Plan runter zu Athos gegangen. Sie ist eine Göttin. Meine Göttin. Sie trägt ein gelbes, langes und enges Kleid, dass sich so perfekt an ihren Körper schmiegt, dass ich nur von ihrem Anblick einen Ständer bekommen habe. So viel Perfektion sollte verboten sein.

»Du bist atemberaubend« Hauche ich, und schaue in ihre großen Augen. Schluckend atme ich tief ein, und gebe ihr einen Kuss auf die Stirn. Ihr nach Himbeeren riechender Duft steigt mir in die Nase, und macht mich süchtig nach mehr. »Ich komme mir irgendwie dumm vor. Ich war seit Jahren nicht mehr in einem Club.« lacht sie nervös.

Lächelnd nehme ich ihre Hand in meine und setzte einen Kuss auf ihren Handrücken. »Du hast keinen Grund dich dumm zu fühlen. Du bist unbeschreiblich schön, und hast es verdient glücklich zu sein. Ich finde es schön, dass du dich so gut mit meiner Schwester verstehst. Ich wünsche euch viel Spaß heute Abend. Und wenn du mich brauchst, bin ich nur einen Anruf entfernt.« sage ich.

»Bis morgen« verabschieden sich die beiden. Nach heute Nacht gehörst du mir.

Secret desireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt