K A P I T E L 26

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N A T H A N

-fünf Jahre zuvor-

Noch nie zuvor in meinem Leben habe ich mich so glücklich gefühlt. Ich bin mit der Frau meiner Träume verheiratet, meine Kanzlei wird immer erfolgreicher und mein erstes Kind ist unterwegs. Nichts auf der Welt könnte beschreiben, wie unfassbar sehr ich das kleine Wesen liebe, das im Bauch meiner Frau heranwächst.

»Nate? Wo bist du schon wieder mit deinen Gedanken?« Sanft streiche ich Amanda über ihre leichte Wölbung. »Bei unserer Tochter.« »Du weist gar nicht, was es wird.« Sie ist der Meinung, wir würden einen Jungen bekommen, aber ich habe einfach das Gefühl, dass es ein Mädchen wird. Und ja, ich wünsche mir unbedingt eine Tochter.

Natürlich würde ich mich auch über einen Jungen freuen, aber schon immer wollte ich eine Tochter haben. Ich habe andere Väter immer beneidet, wenn ich sie mit ihren Töchtern gesehen habe. Sie haben eine Verbundenheit, die niemand versteht. Nicht einmal ihre Mütter verstehen es. Genau das will ich auch.

»Was ist, wenn ich keine gute Mutter werde?« Verdutzt sehe ich zu ihr. Amanda hat nie gesagt, dass sie Kinder möchte, aber auch sie war glücklich, als sie mir den positiven Test gezeigt hat. »Warum denkst du das?« Schwer seufzt sie. »Ich hatte nie eine Mutter. Ich werde so viel mit ihr oder ihm falsch machen.« Es ist das erste mal, dass sie über ihre Familie redet. Ich weis, dass das nicht normal ist, immerhin sind wir schon lange zusammen, aber ich wollte sie nie zwingen mir davon zu erzählen.

»Eltern machen nie alles richtig bei ihren Kindern. Wir müssen uns auch erst an die Umstellung gewöhnen und dann lernen wir, gute Eltern zu sein. Du wirst das toll machen.« Sie weicht meinem Blick aus. Ich weis, dass sie sich jetzt emotional von mir abkoppeln wird, und das bedeutet in der Regel nur Ärger. Ich liebe sie von ganzem Herzen, wirklich, aber ihre Phasen sind manchmal nervenaufreibend. Während des Colleges hat sie manchmal tagelang gefeiert und war nur selten nüchtern.

»Bitte, entferne dich nicht wieder von mir.« Genervt verdreht sie die Augen. »Hör auf, mich immer bemuttern zu wollen. Es nervt.« Ein dumpfer stich zieht durch meine Brust. Man sollte meinen, ich wäre daran gewohnt, wenn sie jeden von sich stößt, aber es tut trotzdem weh. Verdammt weh. »Ich will dich nicht bemuttern, ich mache mir Sorgen um dich.« Ich versuche meinen Tonfall so neutral wie möglich zu halten.

»Nein, Nathan!« schreit sie plötzlich, »Du bemutterst mich schon seit wir uns kennen! Selbst wenn ich nur Feiern wollte, hast du mich wie ein Babysitter im Augen behalten! Du engst mich mit deinem kontrollierenden Verhalten ein.«

»Dann geh doch feiern, wenn du willst! Aber wenn du das nächste mal fast vergewaltigt wirst, weil du nicht mehr weist, wo oben und unten ist, komm nicht weinend zu mir!« Einen Moment ist es still, und Blut rauscht durch meine Ohren. Sorgt dafür, dass das nerviges Piepsen immer lauter wird. Ich möchte etwas sagen, mich entschuldigen, aber da ist sie auch schon halb aus der Tür.

»Dieses Kind, war ein Fehler.« Sagt sie und lässt mich stehen. »Es tut mir leid.« Rufe ich und renne ihr hinterher. »Lass es gut sein, Nate«, sie zieht sich die Jacke und die Schuhe an und greift nach ihrer Tasche, »Du warst der größte Fehler in meinem Leben. Ich liebe es, zu feiern und Zeit mit Freunden zu verbringen. Du bist einfach nur langweilig, und alles was dich interessiert, ist deine bescheuerte Firma und wie du mich überwachen kannst. Fick dich, und lass mich in Ruhe.« Und damit verschwindet sie durch die Tür.
-

Tief atme ich durch. Ich wusste, ich muss Athos irgendwann davon erzählen, was damals alles passiert ist, und dass Amanda potenziell gefährlich sein kann. »Als Amanda im achten Monat schwanger war, hatten wir einen Streit. Ich habe etwas zu ihr gesagt, wofür ich mich heute noch schlecht fühle. Ich habe sie erst wieder an der Geburt gesehen. Sie ist für einen Monat verschwunden. Ich habe von der Polizei nach ihr suchen lassen, aber ich war zumindest bei der Geburt dabei.« Aufmerksam hört sie mir zu, während sie meine Hand fest umschlossen hält.

»Franky hat mir erzählt, dass ihr Vater ein kleiner Mafiaboss war. Ich habe das alles nicht gewusst, denn sie hat nur ungern von ihrer Familie gesprochen. Als Amanda verschwunden ist, hat sie ihre Sachen gepackt und ist gegangen. Das Bild stand nach der Geburt auf meinem Nachttisch und als sie Aleja und mich dann verlassen hat, war das Bild auch weg. Sie hat es mitgenommen.« Und sie war in unserem Apartment, denke ich mir.

Ich sehe, wie es in Athos Kopf arbeitet, und sie die einzelnen Puzzleteile zusammensetzt. »Sie war im Apartment.« Ihre Stimme ist fest, und macht nicht den geringsten Anschein von Angst. Doch ihre Augen sagen mir etwas anderes. »Wie ist sie überhaupt reingekommen? Der Fahrstuhl hat niemanden angekündigt.«

Ich schlucke den Kloß in meinem Hals herunter. »Oh Gott, sie war schon im Apartment, oder?« Verzweifelt lässt sie sich in die Polster fallen. Ein Schauer läuft mir über den Rücken. Ja, sie war im Apartment. Vielleicht sogar nebenan im Schlafzimmer. Amanda ist gewieft, und wir müssen uns auf das schlimmste vorbereiten. Wer weiß, wie weit sie gehen wird. Oder was ihr eigentliches Ziel ist.

»Sie hat mich beobachtet. Als ich bei meiner Oma war. Ich bin aus dem Haus gegangen und sie stand auf der anderen Straßenseite.« »Was? Warum hast du mir das nicht gleich gesagt?« Was will Amanda von mir? Sie hat uns verlassen. Hat sich nie gemeldet. Sie war nicht da, als es Aleja schlecht ging, hat keine Windeln gewechselt, war nicht bei ihrem ersten Tag im Kindergarten.

Im Kühlschrank hole ich eine Flasche Rotwein, zwei Gläser und laufe wieder zu Athos. Da wird es mir klar. Amanda will Athos. Vielleicht passt es ihr nicht, dass ich jemand anderen gefunden habe. Die Frau, die ich heute noch schwängern werde, um sie für immer an mich zu binden. »Verhütest du?« frage ich. Mit zusammengezogenen Augenbrauen schaut sie zu mir rauf. »Wie kommst du jetzt auf sowas?« »Beantworte einfach die Frage.« Ihre Wangen erröten sich, und meine Lust steigt. Mein harter Schwanz zuckt in meiner Hose, als sie den Kopf schüttelt. Perfekt. In langsamen Schritten laufe ich auf sie zu.

Zart lege ich meine Finger unter ihr Kinn, und zwinge sie, mich anzusehen. Ihr Atem geht rasend, und ich weis genau, dass dasselbe Feuer der Lust in ihr brennt. »Das Schlafzimmer ist die Wendeltreppe rauf. Ich will, dass du hoch gehst, dich ausziehst, und mit gespreizten Beinen im Bett auf mich wartest«, ich gebe ihr einen leichten Kuss auf den Kopf und richte mich wieder auf, »Und jetzt geh, bevor ich meine Beherrschung verliere und dich auf der Couch ficke.«

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Teil eins der Lesenacht✨
Ich hoffe, das Kapitel gefällt euch. Vergesst das Voten nicht🫶🏻

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