K A P I T E L 17

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A T H O S

»Ich habe da eine Frage zu Nathan und Amanda«, sage ich und sehe zu Lia. Wir sind gerade dabei meine Sachen zu packen. Es ist komisch Lia hier zu haben. Hier in meinem alten Zuhause, in dem ich fast drei Jahre lang mit Tony gelebt habe. An den Wänden hängen immer noch unsere Bilder und es wirkt, als wäre nie etwas geschehen.

Nur das Whiskey Regal auf dem normalerweise Unmengen Flaschen standen, ist verändert. Nur noch zwei Flaschen stehen dort. »Du kannst mich alles fragen.« Lia stellt zwei Kisten aufeinander und sieht mich fragend an. »Sind Amanda und Nathan geschieden?« »Ich weiß nicht genau wie das damals war. Aber geschieden kann er gar nicht sein. Dazu bräuchte er auch die Unterschrift von Amanda, aber die ist ja einfach verschwunden.« Ein lautes Piepen setzt in meinen Ohren ein und kurz wird mir schwindelig.

Ich kann sehen wie Lia noch redet, aber nichts davon kommt bei mir an. Mal wieder wurde ich angelogen. Hätte ich mir ja denken können. Ich bin so dumm. Ich wurde von Anthony enttäuscht und hatte mir geschworen niemanden mehr leichtfertig zu vertrauen. Aber trotzdem tat ich es bei Nathan. Meine Oma hat mir immer erzählt, was für ein freundlicher und toller Mann ist. Das er einer der guten ist.

Vielleicht ist das ja auch nur eine Fassade, die sogar meine Oma getäuscht hat. »Hey, ist alles gut?« besorgt legt Lia eine Hand auf meine Schulter und holt mich aus meinen Gedanken. »Er hat mich angelogen«, sage ich leise. »Wer? Nathan?« Kurz nicke ich mit dem Kopf. Tief atmet sie ein.

»Vielleicht kannst du mich gleich nicht mehr leiden wenn ich das sage, aber versetz dich doch mal in seine Lage.« Verwirrt schaue ich zu ihr. »Seine Frau, die er wirklich geliebt hat, hat ihn und seine Tochter verlassen und nichts hinterlassen. Er war ganz alleine, aber er hat damit abgeschlossen. Ohne Amandas Unterschrift konnte er sich nun mal nicht scheiden lassen. Aber ihr verschwinden war quasi die Scheidung. Deswegen sagt er, dass er geschieden ist. Denke ich
zumindest. Mach dir deswegen keine Sorgen.«

Vielleicht hat sie ja recht. Vielleicht stecke ich Nathan in eine Schublade mit Anthony. »Na schön. Ich werde ihn einfach heute Abend darauf ansprechen.« Zufrieden nickt Lia und verstaut meine Schuhe in einem Karton.

***

»Ich denke, wir haben jetzt alles.« Sage ich und wische mir den Schweiß von der Stirn. Mittlerweile wird es dunkel und Anthony wird wahrscheinlich auch jede Minute nachhause kommen. Ich will hier weg sein, wenn er kommt.

Ich habe ihm einen Brief und die Schlüssel auf den Tresen in der Küche gelegt. Auch wenn Anthony mich mehr verletzt hat, als jeder andere hat er es nicht verdient, dass ich einfach verschwinde ohne ihn wenigstens einen Brief hinterlassen zu haben. Immerhin war er eine lange Zeit teil meines Lebens.

»Okay, dann komm. Und danach machen wir uns fertig für das Essen«, glücklich klatscht Lia in die Hände und öffnet die Tür. „Mama und Papa freuen sich dich besser kennenzulernen. Du ha-«, »Athos?« Laut fällt die Türe hinter mir ins Schloss. Anthony steht mit gelockerter Krawatte im Anzug vor mir. Verdammt. Ich wollte weg sein, wenn er wiederkommt. Verwirrt blickt er auf den Karton, den ich unter meinen rechten Arm geklemmt habe. »Du ziehst aus?« fragt er. Seine stimme klingt geknickt und ein leichtes schlechtes Wissen macht sich in mir breit.

»Lia?« Mit großen Augen sieht er nun zu Lia, die mit verschränkten Armen und abgeneigtem Blick zu ihm schaut. »Ihr kennt euch? Woher?« fragt er und schluckt kräftig. Anscheinend fällt ihm auf in welcher scheiße er steckt.

»Wir haben einen Club gegründet. Club der hintergangen Ex-Freundinnen.« antwortet Lia trocken und bringt mich zum Lachen. Tränen bilden sich in meinen Augen, und auch Lia grinst mich spitzbübisch an.

Secret desireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt