K A P I T E L 23

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N A T H A N

Wie abgemacht, habe ich Sergio, den verhafteten Handlanger von Franky, vor Gericht vertreten und ihn aus der Sache rausgeboxt. Erst gestern wurde mir bewusst, wie stark der Groll ist, den Franky gegen mich hegt. Er hat mich in den Keller schleppen und verprügeltes lassen. Aber natürlich nicht ins Gesicht, denn ich musste ja noch vor Gericht erscheinen.

Antonio und Mario haben sich ziemlich an mir ausgetobt. »Du hast Glück, dass ich deiner kleinen noch einen Gefallen geschuldet habe. Sie will, dass ich dich gehen lasse«, schwer seufzt er, als er sich auf den Stuhl setzt, der mir gegenüber steht, »Ich werde dich also gehen lassen, und werde nie mehr meine Hand an dich oder deine Familie legen.«

»Woher kennst du Athos?« Mir tut das Atmen weh, da Antonio ein wirklich starken rechten Harken hat. »Sie hat mir vor ein paar Jahren das Leben gerettet, als ich angeschossen wurde.« Er sagt es monoton, als wäre es ein unwichtiges Detail. Ich sage ja, Athos ist zu gut für diese Welt. »Wie geht es ihr?« »Sie sah verheult aus. Hat sich gut um deine Tochter gekümmert.«

Er wäre vielleicht gestorben, hätte Athos ihm nicht geholfen. Gott, diese Frau ist eine Göttin. Jede Sekunde die ich von ihr getrennt bin, schmerzt. »Es tut mir leid, Franky. Ich hätte mich damals mehr für dich einsetzten sollen. Es tut mir so leid. Ich weis, das es das nicht wieder rückgängig macht, aber ich will an deinem Leben teilhaben. Ich will meinen besten Freund nicht noch einmal verlieren.«

Während ich geredet habe, hat Franky seinen Kopf von mir weggedreht. Sein Kiefer zuckt. Oh man, hoffentlich habe ich ihn nicht noch wütender gemacht, als er eh schon ist. Als seinen Kopf wieder zu mir dreht, sehe ich zum ersten mal seit vier Tagen den Franky, den ich von damals kannte.

»Ich bin dir nicht mehr böse, Nate. Am Anfang war ich es, glaub mir. Wie Cesco am Anfang sagte, er gibt jeden seiner Männer die Chance, sein Nachfolger zu werden«, sagt er, und nimmt einen Schluck von seinem Bourbon, »Ich habe viele Männer getötet, um jetzt hier sein zu können. Ich bin stinkreich, habe Macht in der Politik und habe mehr als 400 Angestellte. Dank dir, bin ich wer ich bin.«

Er nickt Mario zu, der meine festgebundenen Hände frei macht. Eigentlich möchte ich sagen, dass ich nicht weis, ob es gut ist darauf Stolz zu sein. Aber dann wird mir klar, dass kann er. Er hat es geschafft, sich gegen hunderte durchzusetzen. »Arthur wird dich nachhause bringen.«

Er steht auf und läuft aus der Tür, und ich folge ihm. Jeder Schritt den ich gehe, tut weh. »Darf ich dir einen Rat geben?« fragt er. Stumm nicke ich. »Wenn du zuhause bist, geh zu Athos und sag ihr, dass du sie liebst. Mach nicht den selben Fehler wie ich, und verliere sie nicht aus Angst. Sie kümmert sich um deine Tochter, als wäre es ihre eigene.«

Arthur wartet bereits auf mich und öffnet die Tür, damit ich einsteigen kann. »Was meinst du damit?« Schwer seufzt er, und lächelt traurig . »Das erzähle ich dir beim nächste mal.« »Danke, dass du mich gehen lässt.« Leicht schmunzelt er. »Zeig das lieber Athos. Ohne sie hätte Mario immer noch Spaß an dir.«

***

Ich war noch nie so nervös. Schon seit einer Ewigkeit stehe ich in der Lobby, und traue mich nicht, den Knopf des Fahrstuhls zu drücken. Ich bin wieder zuhause. »Scheiß drauf«, murmle ich und drücke endlich. Meine Fingerspitzen kribbeln, so sehr möchte ich sie berühren. Sie zu meinem machen.

Kurze Zeit später steh ich in meinem Apartment. Es ist alles dunkel, und nicht ein einziger mucks ist zu hören. Wo sind sie? Leise laufe ich hoch zu Alejas Zimmer. Ihre Tür ist angelehnt und ihr Nachtlicht erhellt das Zimmer. Wie immer, liegt sie wie ein Betrunkener in ihrem Bett.

Secret desireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt