K A P I T E L 31

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A T H O S

Als ich achtzehn wurde habe ich mein Geld, dass ich während des Studiums verdient habe, größtenteils gespart, was mir jetzt sehr gelegen kommt. Jimmy hat tatsächlich ein schönes Apartment in Downtown das ich eine Stunde nachdem ich aus der Kanzlei gegangen bin, besichtigen konnte. Es ist klein, aber hat einen Balkon, ist frisch renoviert worden und ist tatsächlich erschwinglich.

Jimmy hat mir erlaubt sofort einzuziehen, wenn ich ihm die Kaution bis übermorgen überwiesen habe. Jetzt stehe ich tatsächlich in einem Baumarkt und überlege, ob ich die Wohnung lieber in Anthrazit oder dunklem moosgrün streichen möchte. Es fühlt sich aufregend an meine Wohnung nach meinem Geschmack einrichten zu können. Als ich im College war, durften wir nicht streichen und da alles sehr eng war, war auch kein Platz für schöne Möbel. Im Haus mit Anthony hatte ich natürlich Mitspracherecht, wie wir alles einrichten möchten, aber es war nicht dasselbe.

Ein Schmunzeln legt sich auf mein Gesicht. Ich glaube, ich bin die einzige Person auf Erden, die es geschafft hat, innerhalb einer Stunde in New York City eine Wohnung zu finden. Ich greife nach dem Eimer mit der Anthrazit Farbe und lege ihn in den Einkaufswagen. Ich habe Folie, die Farbe, Tape und Farbroller. »Das sollte reichen«, murmle ich und laufe zur Kasse, an der ich alles bezahle.

Da ich Nates Autoschlüssel in seinem Büro gelassen habe, habe ich Tony gefragt, ob er mir sein Range Rover für heute leihen kann. Tief atme ich bei der Erinnerung an ihn durch. Ich versuche fieberhaft meinem Verstand beizubringen, dass ich Tony nicht vertrauen kann, aber so wie er mich heute angesehen hat und die Dinge, die er sagte... Er versucht nur, wieder in meinen Kopf zu gelangen. Das wird es sein. Er hat mich geschlagen, Lia betrogen und mit Carly geschlafen. Er ist toxisch – durch und durch.

Ich packe die Sachen in das Auto, bringe den Einkaufswagen zurück und fahre in meine Wohnung. Ich habe endlich meine eigene Wohnung!Im Radio läuft Party in the USA und ohne es zu bemerken, singe ich mit. Ich habe eigentlich keinen Grund glücklich zu sein, immerhin hat mich Nate indirekt eine Schlampe genannt. Ich hasse den Verkehr in New York. Die Musik wird unterbrochen und mein Handy vibriert. Lia ruft an. Tief atme ich durch. Ich habe Nates Anrufe die ganze Zeit abgelehnt und ich nehme an, jetzt schickt er Lia vor, um mich zu erreichen.

Ich lehne den Anruf ab. Lia kann nichts dazu und ich werde ihr später schreiben, aber jetzt gerade, habe ich keine Lust zu erklären was passiert ist. Nachdem ich endlich vor dem Wohnhaus angekommen bin, dass jetzt mein Zuhause ist, stelle ich das Auto ab und trage meine Einkäufe nach oben. Ich habe noch zwei Stunden, bis ich Aleja vom Kindergarten abholen muss, also fange ich an, den Boden mit Folie abzudecken und alles anzukleben. Es ist schwieriger als gedacht, und ich muss über mich selbst lachen, als ich tatsächlich über die Folie gestolpert bin.

»Fuck«, hauche ich, als mir einfällt, dass ich keine Wechselklammotten hier habe. Dann muss ich wohl in hellen Klamotten streichen. Ich hätte nie gedacht, dass es so viel Spaß macht zu streichen. Tony hat das beim letzten Mal gemacht. Nachdem mein Schlafzimmer fertig gestrichen ist, öffne ich das Fenster, damit der starke Geruch nach Farbe verschwindet. Heute ist kein Regen gemeldet, also lasse ich das Fenster einfach offen und mache mich auf den Weg zum Kindergarten.

Die Kinder laufen aufgeregt durch die Flure und bringen mich zum Lächeln. Irgendwann ist es bei mir auch so weit. »Athos!« Aleja rennt auf mich zu. »Hallo, micros.« Fest umarme ich sie. »Wir müssen uns beeilen, hol schnell deinen Rucksack.« Sie nickt und läuft zu ihrem Spind. »Bis morgen, Aleja.«, verabschiedet sich Alejas neue Erzieherin, die, soweit ich weiß Dorothy heißt, während sie wieder zu mir gerannt kommt. Ich winke Dorothy zu und laufe mit Aleja zum Auto.

Secret desireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt