Duell im Kolosseum

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Das Ping des Fahrstuhls riss uns aus unserer Blase und wir sahen hin. Roland stieg heraus, hielt sich aber im Hintergrund, als er meine Freundin und mich bemerkte. Seine Ankunft verriet mir, dass die Stunde also endlich rum war. „Es ist also soweit?", fragte Lisa und wischte sich den Rest ihrer Tränen von den Wangen. „Sieht so aus. Endlich ist der Zeitpunkt da, an dem ich ein ordentliches Duell mit Yugi führen kann.", erklärte ich und strich ihr sanft eine Strähne hinters Ohr. „Na bloss gut, dass es hier keine Burgzinnen gibt.", witzelte sie. „Das stimmt. Wobei ich beim Planen schon dran gedacht hatte.", gab ich zurück und verkniff mir das Lachen. „Blödmann.", schimpfte sie und schlug mich sanft gegen die Brust. „Das war damals echt dämlich und hätte echt schief gehen können.", erinnerte sie mich. „Ja ich weiß es mittlerweile. Aber damals hab ich keinen anderen Ausweg gesehen.", erklärte ich. Lisa seufzte und sah mich an. „Bloß gut, dass alles gut ausgegangen ist.", sagte sie. „Aber jetzt bin ich gespannt, wer von euch gewinnen wird. Nüchtern betrachtet kann man gar nicht sagen, wer von euch beiden der bessere ist. Ihr habt beide sehr gute Decks und seid fast perfekt darin, auf den gegenüber zu reagieren.", fasste sie unsere Duellfähigkeiten zusammen. „Und nicht nüchtern betrachtet?", fragte ich. „Bist du für mich der knappe Gewinner.", sagte sie und grinste mich an. „So gefällt's du mir besser.", erklärte ich und erwiderte ich ihr Lächeln. „Ich lass dir dann mal deinen Moment und verzieh mich an den Rand. Immerhin ist DER Moment jetzt auf den du schon so lange gewartet hast.", witzelte sie, gab mir einen Kuss auf die Wange und verschwand von der Plattform. Mittig stand ich nun alleine da und erwartete meinen größten Konkurrenten.

„Mister Kaiba, die Stunde ist herum und Yugi Muto ist noch nicht erschienen. Wenn er nicht in zwei Minuten auftaucht, werden Sie zum Sieger erklärt.", erklärte Roland, der mittlerweile seinen Schiedsrichterposten bezogen hatte.

Doch ich wiegelte seinen Einwand ab. „Yugi wird auftauchen. Da bin ich mir sicher. Er wird sich nur nicht von seinem Freund losreissen können. Geben wir ihm also noch fünf Minuten.", entschied ich. Natürlich sah Roland verwirrt drein, denn normalerweise war ich sehr auf Regeln bedacht. Aber ich wollte Yugi in einem Duell besiegen und nicht wegen eines Regelverstoßes gewinnen. Das war uns beiden nicht würdig.
Das kurz darauf erklingende Ping des Fahrstuhl bestätigte meine Vermutung. Yugi schien es genauso zu gehen, denn er erschien gerade noch rechtzeitig, Endlich war die Zeit der Revanche für mich gekommen. Endlich würden wir heraus finden, wer der bessere Duellant und welcher Gott mächtiger war.

„Lass es uns schnell hinter uns bringen, Kaiba.", knurrte Yugi und bezog Stellung. Wieder wirkte er nicht so, wie der schüchterne Yugi, den ich aus der Schule kannte. Nein, der vor mir strahlte Selbstbewusstsein und Kampfgeist aus. Genauso wie ich es mir gewünscht hatte. „Wir werden sehen, wer von uns der bessere Duellant ist.", erklärte ich und liess Roland das Duell beginnen. Er verkündete, dass der Gewinner dieses Duells im Finale gegen Marik spielen würde. Und ich war mir sicher, dass ich der Auserwählte dafür war.

„Mach dich auf ein episches Duell gefasst, Yugi. Nun werden wir sehen, welcher unserer Götter der mächtigere ist. Es wird ein Duell epischen Ausmaßes. Und als solches verdient es eine passende Umgebung. Das was ich dir gleich zeige, ist das neueste auf dem digitalen Markt und wird dich umhauen.", erklärte ich und drückte auf meiner Dueldisk eine spezielle Taste. Die Sensoren auf dem Dach fuhren nach außen und generierten ein gewaltiges Kolosseum im alten römischen Stil. Ich hatte mir da ein wenig von Lisas Vorliebe für die Geschichte abgeschaut und fand, dass dieser Ort passend war. „Was soll das, Kaiba?", fragte Yugi und schaute sich mit offenen Mund um. „Das ist das Duellanten-Kolosseum und sei hier, an deinem Ort der Niederlage herzlich willkommen.", erklärte ich. Die Menschen riefen meinen Namen und jubelten mir zu. Das war genau der Ort, an dem ich mir vorstellte, Yugi zu besiegen.
„Jetzt trägst du aber echt dick auf.", erklärte meine Freundin, nachdem sie sich ebenfalls umgesehen hatte. „Ein episches Duell verdient solch eine Arena. Selbst die alten Römer wussten schon, dass ihre Gladiatoren-Kämpfe solche Orten verdienten, um zu erfahren, wer der mächtigste und stärkste war. Wieso sollten wir dann nicht unsere Rivalität an so einem Ort austragen", erklärte ich. Und dann überließ ich Yugi den ersten Zug.

Dieser zog und spielte dann den Ritter der Königin im Verteidigungsmodus. Zusätzlich dazu spielte er noch eine Karte verdeckt und beendete seinen Zug. Ich zog zu beginn meines Zuges eine Karte und spielte meine X-Köpfige Kanone. Dann spielte ich eine Altarkarte, die uns erlaubte, eine Zauberkarte aus unserem Deck unserem Blatt hinzuzufügen. Ich wusste natürlich, dass dieser Zug von mir Yugi verwirren würde. Aber auch das hatte ich einkalkuliert. Denn immerhin kam ich so an meine Zauberkarte, die ich brauchte um Obelisk rufen zu können. Danach spielte ich eine Karte verdeckt und beendete meinen Zug. Dazu sagte ich noch: „Du liegst ganz schön falsch, mit deiner Annahme, ich würde immer nur mir selbst helfen. Eben habe ich doch gerade das Gegenteil bewiesen.".

Yugi runzelte zwar die Stirn, zog aber erneut eine Karte aus seinem Deck. Er sah sich dein Deck an und ich sah es regelrecht auf seinem Gesicht, wie er angestrengt darüber nachdachte, was ich wohl als nächstes geplant hatte. Doch darauf würde er wohl nie kommen. Und so spielte er ein weiteres Monster im Verteidigungsmodus, und zwar Alpha, den Magnetkrieger. Wenn er noch Beta dazu rief, konnte er schnell auf drei Monster kommen. Aber etwas ähnliches hatte ich ebenfalls geplant. Jetzt war nur die Frage, wer von uns eher zu diesem Zug kam. Abgerundet wurde sein Zug von einer weiteren verdeckten Karte. Meine Fans jubelten weiterhin mir zu und in Gedanken versprach ich ihnen, dass ich bald eine Show abliefern würde, die es würdig war bejubelt zu werden.

Ich zog eine neue Karte und musste mir ein Grinsen verkneifen. Bis jetzt lief mein Plan reibungslos und so spielte ich eine Zauberkarte, die es mir erlaubte, die Monster von Yugis Seite auf meine zu rufen. Endlich hatte ich drei auf meiner Seite um mein ultimatives Monster zu rufen. „Deswegen hast du meine Ritterin verschont!", stellte Yugi fest. Es war natürlich untypisch für mich gewesen, ihn nicht anzugreifen. Aber das war halt der schnellste Weg um drei Monster auf meine Seite zu bekommen. Drei willige Opfer für einen Gott. „Du bist ja so ein kluges Kerlchen. Und nun, da ich drei Monster mein eigen nennen darf, werden wir nun ihn begrüßen können.", rief ich. Doch Yugi grätschte dazwischen und zwar mit seiner Karte: „Wandel des Herzens.". So konnte er meine X-köpfige Kanone auf seine Seite ziehen. Nun hatten wir also unsere Monster einmal getauscht. „Tja, Kaiba. So leicht mache ich es dir nicht. Dank meiner Karte gehört dein Monster nun mir. Wenn auch nur für einen Zug, aber das reicht fürs erste.", erklärte Yugi. „Oh Yugi, hast du wirklich gedacht, ich hätte keinen Gegenzug geplant? Dann sieh mal her. Meine Feindkontrolle kommt mir jetzt gerade richtig.", erklärte ich und deckte dabei meine verdeckte Karte auf. Damit hatte ich wieder drei Monster auf meiner Seite, nachdem ich den Code genannt hatte um sie zu aktivieren.

„Bei diesem Monstergeschacher wird einem ja schwindlig.", kommentierte Lisa unseren Zug. „Aber es hat etwas gebracht. Jetzt habe ich wieder drei Monster, die ich opfern kann. Und nun begrüßen wir endlich den ägyptischen Gott.", rief ich und brachte seine Karte in Position. Doch mir war Yugis zweite verdeckte Karte entgangen. Kurz bevor ich Obelisk rufen konnte aktivierte er Lichtkraftschwert und versiegelte meinen Gott für ganze drei Runden. ‚Verdammt!', dachte ich und ballte die Fäuste. „Wieso hast du es denn so eilig, Kaiba? Dieses Duell wird doch gerade erst spannend. Also lassen wir den Gott doch noch etwas auf dem Abstellgleis und widmen uns den wichtigen Dingen.", erklärte Yugi und grinste mich siegessicher an.„Du hast dir etwas Zeit gekauft, mehr aber auch nicht. Obelisk der Peiniger wird dein Untergang werden, das schwöre ich dir!", rief ich und zeigte mit dem Finger auf ihm.

Das Herz des Seto Kaibas Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt