Das letzte Mal Durchatmen

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Als ich wieder erwachte, lag ich neben meinem bewusstlosen Bruder. „Hey, Mokuba, wach auf.", rief ich und schüttelte ihn etwas. Und tatsächlich: Er kam endlich zu sich. „Seto?", flüsterte er. Dann war er hellwach und umarmte mich stürmisch. „Ist es vorbei?", fragte er. Ich sah mich im Altarraum um und entdeckte Yugi, der nun wieder ganz anders wirkte. Nicht mehr so angriffslustig, wie zuvor sondern so wie ich ihn aus der Schulzeit kannte. Auch der Losertruppe war es aufgefallen und sie liefen freudestrahlend zu ihm hin.

„Yugi, du bist wieder da!", riefen sie und umarmten ihn. Mein Bruder und ich standen auf und dann sah ich sie. Sie stand etwas abseits und schaute in ein Portal. Auch trug sie nun eine altmodische Rüstung und an ihrer linken Seite hing ein Schwert. Ihr Zopf, immer noch ein einfacher Pferdeschwanz war nun mit Flechtzöpfen verziert und passte nun besser zu ihrem Erscheinungsbild. Aber es war unverkennbar meine Freundin, die dort stand. Egal was sie trug, ich würde sie immer wieder erkennen.

Auch Mokuba hatte sie erkannt und lief nun auf sie zu. „LISA!", rief er. Sie drehte sich zu ihm um und lächelte ihn freudestrahlend an. „Hey, Mokuba.", sagte sie, während sie ihn ihre Arme schloss. Dabei ging sie auf die Knie um mit meinem Bruder auf Augenhöhe zu sein. „Aber wie? Ich hab doch gesehen, wie du verschwunden bist?", fragte Mokuba und wischte sich die Freudentränen aus dem Gesicht. Ich schloss zu beiden auf und sah sie ebenfalls fragend an. Auch mich interessierte das, denn immer war sie in meinen Armen verschwunden.

„Kurzform? Meine Kräfte haben mir meinen Körper wiedergegeben, als die Drachen ihre menschliche Form wieder erlangt haben.". erklärte sie. „Und wieso trägst du ein Schwert?", fragte Mokuba mit großen Augen. „Weil das mein Geburtsgeschenk war und zu mir gehört. Außerdem benötige ich es, für das was uns noch bevor steht.", erklärte sie und stand nun auf. „Kannst du damit umgehen?", hakte ich skeptisch nach. „Natürlich.", antwortete Lisa trocken. Doch bevor ich weiter etwas nach hacken konnte, kam von Thea die Frage, was nun geschehen war. Denn Dartz war verschwunden, aber von draußen hörten wir immer noch Unwetter und wie das tosende Meer gegen die Insel schlug.

„Ich rate einfach mal ins Blaue hinein und sage, dass Dartz sich selbst geopfert hat. Damit war die Macht des Leviathans groß genug um seinem Gefängnis zu entfliehen.", erklärte Lisa und ihr Griff um das Schwert wurde fester. „Du musst doch so etwas geahnt haben, wieso hast du nichts dazu gesagt? Oder war es von Anfang an dein Plan uns da mit rein zu ziehen?", murrte ich sie an. Doch sie ging nicht auf meine Frage ein, denn etwas anderes beschäftigte sie. Das sah ich an ihrer gerunzelten Stirn. „Was hast du?", fragte der Pharao, der ebenfalls zu uns getreten war.
„Ich ahne, dass draußen etwas schreckliches im Gange ist. Damals, als der Leviathan seinem Gefängnis entfloh, löste er diverse Naturkatastrophen aus. Damals konnte nur mein Seelendrachen den Leviathan in Schach halten, so mächtig war er. Aber jetzt stehen die Dinge anders... Und trotzdem ist mir nicht wohl bei den Geräuschen, die ich von draußen vernehme.", erkläre Lisa. „Na dann verziehen wir uns und sehen, wie wir die Welt retten können.", meinte Joey, nahm den immer noch bewusstlosen Rafael auf die Schultern und gemeinsam liefen wir nach draußen. Dabei fiel mir auf, dass sie immer noch leicht humpelte. Es schien also fast alles wie beim alten zu sein. Nur das meine Freundin eine Göttin war und kein normales Mädchen.

„Alter, was is denn das für ein krasser Steinhaufen, der da erschienen ist.", rief Wheeler begeistert, als wir draußen ankamen. „Das, Joey, ist meine Heimat. Du wirst gleich noch viel mehr staunen, wenn du es von nahem sehen kannst.", erklärte Lisa lächelnd. Wheeler sah sie erstaunt an und rief euphorisch: „Krass, du kannst uns darüber bringen? Das wird mir doch niemand glauben!". „Doch warten wir erst noch auf den Pharao. Ohne den gehen wir nicht.", meinte sie, nachdem sie sich umgesehen hatte. Der Pharao lies ganz schön auf sich warten. ‚Was trieb der nur?', grummelte ich vor mich hin. „Sag mal, hast du ne Kur hinter dir?", fragte Wheeler sie, nachdem er sie gemustert hatte.

Lisa lachte und schüttelte den Kopf. „Nicht ganz, aber so etwas in der Art.", meinte sie. „Du siehst gut aus. Dieses altmodische steht dir. Wie als wäre das genau das, das was du tragen musst.", meinte er weiter. Und da erst verstand ich, was ich schon wieder falsch gemacht hatte. Anstatt wieder nur auf mein Ego zu hören, hätte ich einfach sagen sollen, dass ich froh was, sie wieder als sie selbst zu sehen. Aber nein, ich machte sie doof an und gab ihr die Schuld an Dartz Verfehlungen. Und wieder einmal schimpfte ich mich selbst einen Vollidioten. Aber das kannte ich ja von mir, seit ich mir sicher war, dass ich sie liebte und sie mich.

„Na endlich, Alter!", rief Joey und winkte jemanden zu sich. Ich drehte mich um sah den Pharao. Er kam zu uns gelaufen und meinte, dass er noch etwas geholt habe. „Dann festhalten! Wir sollten schnellstmöglich dorthin.", rief Lisa und schon wurden wir ebenfalls von Wasser umschlossen. Als die Welle uns freigab, waren wir nicht mehr dort, wo wir eben standen. Nein, wir waren in Atlantis. Doch hatte ich ein seltsames Deja-Vu. Diese Umrisse kamen mir seltsam bekannt vor.
„Zuerst gehen wir zur Mitte der Stadt und dann zum Palast. Dort wird Dartz auf uns warten.", erklärte Lisa. Natürlich folgten wir ihr. Immerhin kannte sie sich hier aus. Kurz vor der Mitte hielt ich sie an und fragte: „Wieso habe ich das Gefühl, diese Stadt schon einmal gesehen zu haben?!". Einen kurzen Moment sah sie mich fragend an, doch dann ging ihr ein Licht auf.

„Im Cyberspace... Natürlich... Noah hat auch meine Erinnerungen angezapft. Allerdings waren zehntausend Jahre Erinnerung dann doch etwas viel für seinen Server.", erklärte Lisa und lächelte verlegen. „Wir sahen deine Erinnerungen, ernsthaft? Deswegen warst du so sauer auf Noah. Aber sag mal: Wie alt warst du, als du hier glücklich warst? Denn das was Mokuba und ich sahen, zeigte dich total verändert.", fragte ich. „Sechszehn... Die letzte glückliche und unbeschwerte Woche...", meinte sie traurig. Doch weiter konnte ich sie nicht ausfragen, denn Joey hatte etwas entdeckt. „Jo, mal sehen ob ich das Ding rausziehen kann.", rief Wheeler und als genauer hinsah, entdeckte ich ein Schwert, welchen in den Boden gerammt worden war. Wheeler mühte sich ab, aber das Schwert gab keinen Zentimeter nach. „Ich geh den Armen mal von seinem Leid erlösen. Später erklär ich dir alles.", sagte sie und legte mir sanft eine Hand an meine Wange. Das war die erste Berührung von ihr, seit sie wieder da war. Und sie fühlte sich noch genauso gut an wie zuvor. Doch wovor hatte ich dann Angst? Alles wirkte zwar wie zuvor, aber auch anders. Nur was, das musste ich erst einmal für mich selbst herausfinden.

„Joey, darf ich?", fragte Lisa mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. „Bitte. Ich fress nen Besen wenn du das schaffst.", verkündete er etwas genervt. Er glaubte nicht daran, dass sie das schaffen würde. „Na, dann wünsch ich dir mal guten Hunger!", sagte Lisa lachend und zog das Schwert mit einer Leichtigkeit aus dem Stein, wie als hätte es in Butter gesteckt.

„Aber wie?!", fragte Wheeler entgeistert. „Ich habe es dort versengt. Vor langer Zeit... Aber genau genommen, ist es kein Schwert, sondern ein Zepter, das seine Form verändern kann.", war ihre Antwort. Und zum Beweis wurde das Schwert zu einem sehr kunstvoll verziertem Bogen. Zu weiteren Erklärungen kamen wir nicht, dann Dartz überraschte uns.
„Alle wieder vereint. Und meine größte Widersacherin ist auch dabei... Doch leider wird das nichts bringen. Der Leviathan ist endlich frei! Und niemand kann etwas dagegen tun!", rief Dartz, der mit einer gewaltigen Schlange verschmolzen war. 

„Du wirst schneller wieder Boden unter den Fußen haben, als du schauen kannst.", rief Lisa. Mittlerweile ahnte ich, was sie vorhatte. Sie lenkte die Aufmerksamkeit auf sich, denn sie war als Einzige von uns nach vorne getreten. Der Pharao verstand ebenfalls und blieb mit mir hinten.

„Du und welche Armee? Deine Drachenkrieger haben noch nicht vollends ihre Macht erreicht. Und du selbst bist zwar wieder da, aber immer noch ein Schatten deiner selbst.", rief Dartz weiter. Dann sah er uns an und lachte verächtlich. „Und deine drei Musketiere kannst du ebenfalls vergessen!", rief er dann. Und tatsächlich wurden wir von irgendwelchen Gewächsen gefangen genommen. Lisa jedoch drehte sich um, grinste und schnipste. Urplötzlich begannen diese Pflanzen zu brennen und verschwanden.

„Starke Leistung!", rief Wheeler anerkennend. Lisa lächelte ihn an und widmete sich dann wieder Dartz. Sie verschränkte die Arme locker vor der Brust und sagte: „Was hast du eben gesagt? Ein Schatten meiner selbst und meine Musketiere sind zu nichts zu gebrauchen? Die drei werden dir gleich zeigen, welche Meinung sie von dir haben!".

Das Herz des Seto Kaibas Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt