Die Lady des Dorfes

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„WOW, so viele alte Häuser. Seto, können wir nicht in Kaiba-Land einen Teil davon so machen? So richtig mittelalterlich?", fragte Mokuba mich staunend. Mittlerweile waren wir eine Woche in diesem Land und hatten noch keinen Hinweis auf Lisa gefunden. Es war langsam zum verzweifeln. Außerdem fragte ich mich, wie viele Nester so ein Land haben konnte. Nach dem fünften hatte ich aufgehört zu zählen.

„Können wir... Vielleicht als Hotelanlange? Allerdings müssten wir dann den weißen Drachen als Skulpturen unterbringen. Oder andere Drachen", murmelte ich und überlegte fieberhaft was wir noch machen könnten. Hier war der Telefonempfang rar gesät und Internet schonmal gar nicht vorhanden. Außerdem half es nicht gerade, dass jeder Mensch das Weite suchte, wenn wir mit meinem weißen Drachenjet landeten. Die Menschen hier waren so abergläubisch und sahen in uns dunkle Omen oder sonst irgendwas.

„Junger Mann, der Drache, gehört der Euch?", fragte mich nun ein wildfremder Mann von hinten und erschreckte mich damit. Doch äußerlich lies ich mir natürlich nichts anmerken. Ich drehte mich um, nickte und wartete auf etwas. Hier in diesem Dorf waren die Menschen zum ersten Mal nicht abgehauen. Nein, sie hatten sich um den Drachen gesammelt und redeten ohne Unterlass in ihrer Landessprache. „Dann gehört ihr gewiss zur Lady des Dorfes?", fragte er. „Lady des Dorfes?", fragte ich nun nach. Es gab hier einen weiblichen Bürgermeister? Das passte ja mal so gar nicht zusammen. War mir dieses Land doch sehr rückständig vorgekommen.

„Ja, sie wohnt dort oben in der Burg. Sie müsste sogar zurzeit anwesend sein. Immerhin ist ihre Flagge gehisst.", erklärte er weiter. „Wer ist denn diese Lady?", fragte nun Mokuba, der mitbekam, dass der ältere Mann mich angesprochen hatte. „Lady Dragonis ist die Namensgeberin unseres Dorfes. Wir heißen in eurer Sprache: Herz des Drachen.". ‚Dragonis? Den Namen kannte ich doch!', dachte ich schockiert und fragte dann nach dem Weg.

Der Mann beschrieb ihn, meinte aber, es wäre besser wir würden dorthin fliegen. Der Jet würde zu viel Aufsehen erregen. Und so flogen wir zur Burg. 

„Wow, und hier wohnt Lisa?", rief Mokuba, nachdem wir gelandet waren. „Anscheinend.", staunte ich. Es war eine richtige Mittelalterburg mit mehreren Flügeln und Türmen. Sie war sogar noch prächtiger als die von Pegasus. Und vor allem gut in Schuss. Was jedoch auffiel, waren die vielen Drachenverzierungen. Am Eingang standen zwei Skulpturen mit Drachen und begrüßten die Besucher. Die Türknäufe und Fenstergriffe schienen ebenfalls aus Drachen zu bestehen. Doch wirklich eindrucksvoll war ein gewaltiges Buntglasfenster mit einem roten Drachen. Unverkennbar war darin Slifer zu erkennen.

„Willkommen auf dem Anwesen der Lady Dragonis. Mein Name lautet Luis und ich bin der Burgverwalter. Wen darf ich hier begrüßen?", begrüßte uns ein älterer Mann mit Schnurrbart und Wrack. Er war aus dem kleinem Wächterhäuschen getreten, nachdem wir gelandet waren.

„Seto Kaiba.", sagte ich. „Und Mokuba. Sein kleiner Bruder.", warf mein Bruder ein. „Die Gebrüder Kaiba... Ihr seid uns herzlichen Willkommen. Die Lady ist im Moment zwar anwesend, jedoch mit anderen Dingen beschäftigt, sodass wir sie nicht stören sollten. Aber wenn es euch beliebt, dann würde ich euch gerne ein wenig herum führen.", sagte der Verwalter. Mokuba war natürlich Feuer und Flamme und so betraten wir die Burg.

Schon in der Eingangshalle war ich mir sicher, dass wir am richtigen Ort waren. Denn dort, an der Seite der Treppe hing ein riesiges Bild von Lisa in einem altmodischen aber dennoch prachtvollem Kleid. Ihre Haare waren seitlich geflochten und ihr Gesicht wurde von einem zarten Lächeln geziert. Doch am erstaunlichsten waren ihre Augen. Sie waren so bezaubernd gezeichnet, dass man sich auf den erste Blick in diese Frau verlieben konnte.

„Wow.", staunte Mokuba weiter. „Dieses Bild war ein Geschenk des Maestros DaVinci. Er war ein guter Freund der Lady und sehr betrübt, als sie Italien damals verließ. Dieses Bild lies Maestro DaVinci zu ihrem Geburtstag anfertigen und seitdem hängt es in diesen Hallen und begrüßt die Besucher.", erklärte Luis weiter. „Wollen wir in der Geschenkekammer unsere Führung beginnen?", fragte er. Und wir nickten. Jetzt war auch ich gespannt. Was verbarg sie noch alles? Und was war ihr Leben, in all diesen Tausend Jahren.

Das Herz des Seto Kaibas Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt