Das finale Duell beginnt

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„Nach diesem Duell wird nicht nur der Pharao mir zu Füßen liegen, sondern du ebenfalls.", hörte ich Marik höhnisch sagen, als wir auf die Plattform traten. Gemeinsam mit Mokuba und Ishizu war ich nach oben gefahren und hatte dabei immer wieder überlegt, ob ich es tun sollte oder nicht. Doch am Ende wollte ich sehen, ob Yugi mit der Karte klar kam oder nicht.

Yugi sagte nichts auf Mariks Aussage, doch es war Lisa, die mich wie sooft überraschte. „Und du denkst ernsthaft, dass ich es dir so einfach machen werde? Besieg erstmal Yugi, dann reden wir weiter.", konterte sie. Und da stand sie. Stolz und mit verschränkten Armen vor der Brust auf der anderen Seite der Plattform. Auch wenn sie dort alleine stand, so wirkte sie doch keinesfalls einsam.

„Du scheinst dich ganz schön zu überschätzen, aber das werde ich dir noch austreiben.", rief Marik. „Und dir sollte jemand dringend Respekt beibringen.", schoss Lisa zurück. „Und derjenige werde ich sein. Zu lange hast du schon deine kranken Spielchen mit meinen Freunden gespielt!", rief Yugi. Doch dann hielt er inne und sah zu mir. Es schien, als hätte er meine Anwesenheit gespürt. „Kaiba, du hier?", fragte er perplex. Kommentarlos warf ich ihm die Karte zu und nickte. Yugi sah sie sich an und nickte ebenfalls. Er hatte anscheinend verstanden. Er verstaute die Karte in seinem Deck, mischte es durch und dann begann das Duell.
Mokuba, Ishizu und ich stellten uns etwas hinter Lisa, denn ein eiskalter Blick von ihr hatte mir deutlich gezeigt, dass sie mich nicht in ihrer Nähe haben wollte. „Danke.", sagte Ishizu zu mir. „Und wofür? Nur weil ich Yugi eine mächtige Karte gegeben habe, heißt das nicht, dass er gewinnt.", erklärte ich. „Du musst dich ja auskennen im Verlieren. Aber du hast ja schon wieder jemand neues an deiner Seite, der dich trösten kann.", kam ein Kommentar von Lisa. „Lisa!", rief Mokuba empört. „Na ist doch wahr. Kaum bin ich weg vom Fenster, schon hat er ne Neue.", erklärte sie und wandte sich erneut von uns ab. Ich seufzte und ahnte, dass der Weg, den ich gehen musste um sie zurück zu gewinnen, ein langer und äußerst steiniger werden würde. Und wirklich positiv war nicht, dass Ishizu recht nah neben mir stand. Ich hatte deutlich an Lisas Gesicht gesehen, wie sie darüber dachte.

„Nun werden wir beginnen. Aber zuvor werde ich unserem Duell den passenden Rahmen verpassen.", rief Marik und hob seinen Stab. Und erneut verdunkelte sich der Himmel um uns herum. Wir waren also wieder im Reich der Schatten. „Für dieses spezielle Duell, Pharao, habe ich mir etwas ganz spezielles einfallen lassen. Ich hoffe dir gefällt meine kleine Überraschung. Sieh mal neben dich.", rief Marik und lachte. Und Yugi erschrak. Doch als ich dorthin sah, erkannte ich nichts. Was also war da, was Yugi zusammen zucken liess. „Du bist so ein Mistkerl!", rief Lisa, die ebenfalls zusammen gezuckt war. Konnte sie etwa etwas erkennen, was uns allen verborgen blieb? Aber wieso? Und wieso schien es, als wäre meine Freundin so verändert? Wie, als würde etwas ganz neues sie umgeben?
„Das erste nette Wort von dir, ich bin geschmeichelt.", meinte Marik höhnisch. „Was zum Henker soll das Marik? Es ist ein Duell rein zwischen uns. Da hast du niemanden mit rein zuziehen!", rief Yugi. „Was ich kann und was nicht, liegt ganz in meinem Ermessen. Und so habe ich endlich die Möglichkeit meine schwächere Seite loszuwerden. Aber diese Überraschung ist noch längst nicht alles. Sieh mal, was ich mit unserer Hoheit vorhabe.", rief Marik und lachte erneut. Irgendetwas musste passieren, doch ich konnte nur schemenhaft eine Rauchwolke erkennen, die sich um Lisas rechte Hand wickelte. „Auch sie wird mit dir verbunden sein und jedes Mal leiden, wenn du Lebenspunkte verlierst. Genauso wie deine andere Hälfte.", erklärte Marik lachend. „Das wagst du nicht.", knurrte Yugi und ballte die Fäuste. Und wieder einmal fragte ich mich, was die beiden miteinander verband. Der Yugi, der sich duellierte strotze nur so vor Selbstvertrauen und verstand sich auch bestens mit meiner Freundin. Aber der schüchterne Yugi war ihr gegenüber reserviert. Es konnten doch nicht zwei verschiedene Personen sein? So etwas gab es doch gar nicht? Oder doch?
„Ich hab es doch schon getan.", stellte Marik klar und lenkte so meine Aufmerksamkeit wieder auf Lisa. „Sieh noch mal genauer hin.", rief sie und wedelte mit ihrer Hand umher, sodass die Rauchwolke wieder verschwand. „Für mich musst du schon mehr aufbieten, als solche lächerlichen Taschenspielertricks. Oder hast du nicht mehr drauf?", fragte sie. Doch etwas an ihrer Tonart liess mich innehalten. Arrogant war nicht das Wort, welches mir im Zusammenhang mit meiner Freundin einfiel, aber dieser Tonfall kam dem sehr nahe. Es war, als wäre sie über jeden Zweifel erhaben und wusste ganz genau, dass Marik ihr nichts anhaben konnte. Aber wieso? Wieso war ausgerechnet sie sich so sicher? Hatte sie doch vor dem Duell mit Yugi so besorgt gezeigt, mich zu verlieren? Aber sie selbst zeiget keine Angst, wenn es um sie ging.

„Nur ein kleiner Verlust. Sobald der Pharao besiegt ist, werden wir sehen, wer von uns der Stärkere ist.", meinte Marik lapidar. „Dafür musst du Yugi erstmal besiegen. Und glaub mir, die Karte die Seto Yugi eben gegeben hat, wird dir ganz schön einheizen!", rief sie.

„Und jetzt fang endlich an!", rief Yugi. Und Marik begann. Er spielte eine Art Wurm und griff dann Yugi direkt an. So verlor er fünfhundert Lebenspunkte. Doch es war etwas anderes, was mich innehalten liess. Hörte ich etwa jemanden rufen? Es klang wie ein Echo, aber als ich mich umsah, bemerkte ich das niemand wirklich schrie. Das konnte ich mir doch nicht eingebildet haben. „Alles in Ordnung, Partner?", fragte Yugi und sah schräg nach oben. Doch da war niemand. Redete er etwa mit der Luft?

Das Duell begann endlich richtig zu starten und schon spielte Marik eine Kartenkombination, die ihm erlaubte Karten auf den Friedhof zu schicken. Zusätzlich dazu spielte er eine verdeckte Karte aus. So langsam aber sicher kam ich hinter seine Strategie. Der Geflügelte Drache des Rah war mit am gefährlichsten wenn man ihm im Phönixmodus als Gegner hatte. Ich war mir ziemlich sicher, dass es sich bei der verdeckten Karte um Monsterreanimation handeln würde. Mit dieser tödlichen Kombination konnte er Yugi vom Thron stoßen. Doch jetzt war erst einmal Yugi am Zug. Er spiele das erste Monster eines Trios um schnell auf die benötigte Opferanzahl zu kommen. Dann griff er Marik an. Doch da dessen Monster im Verteidigungsmodus war, verlor er keine Lebenspunkte. Anders sah es mit Mariks neuem Monster aus. Dieses konnte seinen Ritter der Königin schlagen und erneut verlor Yugi Lebenspunkte. Und wieder sah es so aus, als wäre etwas schräg oberhalb vom ihm, denn jedes Mal wenn Yugi Lebenspunkte verlor sah er dorthin. Aber auch meine Freundin wandte ihren Blick dahin. Was zum Henker sah sie dort? Und was liess sie so wütend werden? Denn schon das ganze Duell über hatte sie die Fäuste geballt und wirkte extrem angespannt.

Als Krönung seines Zuges hatte Marik nun drei verdeckte Karten auf dem Feld. Bevor Yugi jedoch seinen Zug richtig starten konnte, spielte Marik eine Karte, die ihm erlaubte eine ganz besondere Zauberkarte aus seinem Deck zu holen. Und jedem von uns war klar, um wessen Karte es sich dabei handeln musste. Doch Yugi hatte dies vorher geahnt, denn er spielte Austausch und konnte sich so Monsterreanimation sichern. ‚Clever gemacht. Doch wie lange wirst du dich mit solchen Tricks über Wasser halten können?', fragte ich mich in Gedanken. Denn eines war sicher. Mariks Strategie war darauf ausgelegt, immer wieder den Phönix zu rufen.

Yugi nutzte gleich Monsterreanimation um seine Ritterin zurück zu holen und spielte dann den Ritter des Königs. Mit den beiden zusammen auf dem Feld war es ihm möglich nun den dritten Ritter zu rufen. Den Ritter des Buben. Nun hatte Yugi drei Monster auf dem Feld. Eigentlich ideale Vorrausetzungen um Mariks Lebenspunkte zu dezimieren. Wären da nicht die verdeckten Karten. Und das war auch Yugi klar. Und so ging er nicht auf dessen Provokation ein und beendete seinen Zug. Nun war Marik an der Reihe. Er spielte wieder eine verdeckte Karte und verschaffte dann Yugi einen wahren Kartensegen mit der Karte der Unantastbarkeit.
Und nun war der Moment gekommen in dem Yugi seinen ägyptischen Gott rufen konnte. Der Himmel wurde nun durchzuckt von Blitzen und der gewaltige rote Drache erschien hinter Yugi. Bereit zum Angriff.

Das Herz des Seto Kaibas Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt