Doch als sich der Rauch verzog stand Yugi immer noch vor mir. Nichts hatte sich geändert. Slifer war immer noch da und seine Lebenspunkte immer noch bei dreitausend. Hatte das schwächste Monster im Spiel etwa einen Gott besiegt? „Wie kann das sein? Wieso zum Henker stehst du noch? Und wieso hast du keine Lebenspunkte verloren?!", fragte ich genervt. „Das weißt du nicht Kaiba? Hast du etwa schon wieder Kuribohs besondere Fähigkeit vergessen?", fragte Yugi süffisant. „Willst du mich verarschen? Dieses kleine mistige Fellknäuel hat den Angriff eines Gottes aufgehalten?", knurrte ich und ballte die Fäuste. Das durfte doch nicht wahr sein! Wie konnte der sich ständig auf diesen Schwächling verlassen?
„Ich werd mal deinem Gedächtnis ein wenig auf die Sprünge helfen. Wenn Kuriboh angegriffen wird, dann vernichtet er sich selbst. Dank einer besonderen Zauberkarte konnte ich tausend von den kleinen Fellknäulen rufen, die mir geholfen haben und so eine unüberwindbare Mauer für deinen Gott bildeten.", erklärte Yugi und grinste mich dabei an. „Das war das letzte Mal, dass du mir so gekommen bist! Der Kampf ist noch lange nicht vorbei. Ich spiele noch eine verdeckte Karte und beende meinen Zug.", knurrte ich. Das konnte doch einfach nicht wahr sein: Ein Gott, aufgehalten von einem Plüschtier!
Yugi zog eine neue Karte und rieb mir dann schön unter die Nase, dass sein Drache ja nun sechstausend Punkte hatte. Er setzte zum Angriff an, mit der Gewissheit, dass Slifer Obelisk besiegen würde. Doch er hatte meine verdeckte Karte übersehen. Dank Gleichgewicht der Mächte musste Yugi drei Karten aus seinem Deck ablegen. Mein Gott konnte sich deswegen aus dem Würgegriff des Himmelsdrachen befreien und meine Lebenspunkte waren in dieser Hinsicht erst einmal sicher. „Oh nein! Das kann doch nicht wahr sein.", rief Yugi, als sein gestutzter Drache erneut hinter ihm Stellung bezog und ballte die Fäuste. „Jetzt mach endlich, Yugi. Ich hab nicht den ganzen Tag Zeit. Und um deine Pein noch zu vergrößern, darf ich als Sahnehäubchen drei weitere Karten ziehen.", erklärte ich und kam dem sofort nach. Ich nahm die drei Karten in mein Blatt und sah mit größter Genugtuung, wie die Angriffspunkte von Slifer auf ganze dreitausend fielen. Damit war mein Gott wieder stärker. „Tja, Yugi. Wie heißt es doch so schön? Auge um Auge, Zahn um Zahn. Mein Gott ist wieder stärker als deiner. Und das werde ich dir nun beweisen! Los mein Gott, zeig ihm, was du noch alles drauf hast!", rief ich. „Das glaubst aber auch nur du. Ich werde Slifer nicht so schnell aufgeben.", erklärte Yugi. „Und mit meiner Zauberkarte Totenbeschwörung werde ich es dir beweisen!", rief er und spielte sie tatsächlich aus. Ein lilafarbner Lichtstrahl traf meine Dueldisk und holte vier meinem Friedhof einige Monster zurück. Meinen Schwertritter, gefolgt vom Seelenschwert und meinem Kaiserseepferdchen. Zusätzlich dazu meine X-köpfige Kanone. Alle im Verteidigungsmodus und alle auf meiner Seite. „Wieso zum Henker kehren all meine alten Monster aufs Spielfeld zurück?", fragte ich. „Das ist die Fähigkeit meiner Karte.", erklärte Yugi. Doch an seinem Lächeln erkannte ich, dass der doch irgendwas plante. „Wieso verschwendest du deine Karte dafür, mir noch mehr Monster zuzuschustern, um dich zu vernichten?", fragte ich. „Aber doch nicht dafür, lieber Kaiba. Totenbeschwörung hat leider eine unschöne Nebenwirkung für dich. Wenn ein Monster, welches mit dieser Karte zurückgeholt wurde, vernichtet wird, dann schwächt es die anderen Monster um ganze sechshundert Punkte.", erklärte er. Und da wusste ich, was er vorhatte. Mit seiner Karte waren Monster auf meiner Seite erschienen, die nun das zweite Maul von Slifer aktivierten und vernichtet wurden. Somit würde das letzte verbliebene Monster Schaden in Höhe von zweitausendvierhundert Punkten nehmen. Mein Gott würde erneut Angriffspunkte einbüssen!
„Du wagst es, meinen Gott mit solch lausigen und billigen Tricks anzugreifen? Das wirst du mir noch büssen, das schwöre ich dir.", erklärte ich zähneknirschend und sah zu, wie mein Gott schwächer wurde. „So schnell wendet sich das Blatt, Kaiba. Im Gegensatz zu meinem Gott ist deiner nur noch ein Schlappschwanz und leichte Beute für den mächtigen Himmelsdrachen. Und nun schlag zu, mein mächtiger Slifer!", gab Yugi den Befehl zum Angriff. „Sieh nochmal genauer hin, Yugi und erkenne, welcher Gott nun schwächer ist!", rief ich aus. Ich hatte noch ein weiteres Ass im Ärmel. „Was hast du getan? Wieso hat Obelisk tausend Punkte zurück bekommen?", fragte Yugi perplex. „Ich? Ich hab rein gar nichts getan. Als du mit Slifer mein Seelenschwert vernichtet hast, habe ich die Chance bekommen, einem Monster meiner Wahl eben jene Tausend Punkte zu schenken. Und wie du eben so treffend formuliertest ist Obelisk das letzte verbliebene Monster auf meiner Seite. Somit fiel mir die Wahl echt leicht.", erklärte ich grinsend. Der Schwachkopf hatte nicht mit dieser besonderen Fähigkeit gerechnet, denn sonst hätte er andere Monster mit seiner Karte zurück geholt. Für den Fehler würde er jetzt büssen!
„Und nun Obelisk, setzte endlich zum Finalen Schlag an und vernichte den lächerlichen Himmelsdrachen!", rief ich und zeigte meinem Monster sein Ziel. Obelisk holte mit seiner mächtigen Faust aus und traf den Drachen. Doch erneut verschwand der Drache nicht. Nein, irgendetwas hinderte meinen Gott schon wieder daran, Slifer zu vernichten. Es war zum verrückt werden. „Wieso ging der Angriff schon wieder ins Leere?", fragte ich wütend. „In dem ich Obelisk ganz einfach an seinem Angriff gehindert habe.", erklärte Yugi gelassen. „Wie das?", fragte ich. „Dank deiner Hilfe.", erklärte Yugi gelassen. „Als du mich mit deiner Karte Gleichgewicht der Mächte gezwungen hast, drei Karten abzulegen, habe ich ein Monster auf den Friedhof geschickt, welches mir erlaubte meinen Gott vor deinem zu beschützen. Und nun sieh sie dir an.", erklärte Yugi weiter und holte nebenbei die besagte Karte vom Friedhof. Und ich konnte nicht glauben, welche ich da zu sehen bekam. Die Elektromagnetische Schildkröte. Eine nützliche, aber für den Gegner äußerst lästige Monsterkarte. Wenn man sie auf den Friedhof schickt, dann hinterlässt sie eine kleine, für den Gegner unsichtbare, Elektrode an einem Monster. Dank dieser Elektrode war es Yugi gelungen, den Kampf zwischen den Götter vor Slifers Niederlage zu unterbrechen. „Tja, Kaiba, wie du siehst, war dein Gott doch nicht stärker als meiner. Und das alles nur dank einem kleinen Puzzleteil.", witzelte Yugi. „Lass deine Scherze.", knurrte ich. Yugi spielte eine weitere verdeckte Karte, schwächte seinen Gott und nun war ich wieder am Zug.
Um ein wenig Dampf abzulassen, begann ich loszulachen. Genau diese Art Duell hatte ich mir gewünscht. Die Nerven zum Zerreissen gespannt und niemand schenkt sich etwas. Yugi hat es als Einziger meiner Gegner geschafft, mich stets an meine Grenzen zu treiben und das war immer gut so. So konnte ich wachsen und stärker werden. Doch es gibt eine Sache, die mich immer wieder gestört hat. Trotz meines Sieges im Königreich der Duellanten hielt man ihn weiterhin für den Größten aller Spieler. Das wird sich jedoch ab dem heutigen Tag ändern. Und das dank meiner ägyptischen Götterkarte. Und dann wird jeder wissen, wer der wahre König der Spiele ist. Und zwar ich!
„Ich glaub dein Bruder ist gerade durchgedreht.", hörte ich meine Freundin sagen. „Meinst du?", fragte Mokuba. „Klar, das hysterische Lachen ist ein eindeutiger Hinweis.", meinte Lisa. „Ich denk eher, er lässt Dampf ab.", überlegte Mokuba weiter. „Du weißt aber schon, das Genie und Wahnsinn nah bei einander liegen?", fragte Lisa. ‚Da hat sie nicht ganz unrecht.', beantwortete ich ihre Fragen in Gedanken und richtete nun meine Aufmerksamkeit zurück auf Yugi.
„Mach dich auf was gefasst Yugi, jetzt ist mein Zug!", rief ich und zog eine Karte. „Tja, Yugi. Ich glaube, es ist an der Zeit deinem Gott Lebewohl zu sagen. Du hast nur eine einzige Karte auf der Hand und das gibt Slifer gerade mal tausend Angriffspunkte. Jetzt bin ich mal gespannt, was du tust um seinen Kopf erneut aus der Schlinge zu ziehen! Nun wird die Welt sehen, wer von uns beiden der wahre König der Spiele ist. Los, Obelisk, vernichte Slifer mit deiner Faust des Schicksals!", rief ich und liess Obelisk erneut angreifen. Doch Yugi aktivierte nun seine verdeckte Karte Buch der Zaubersprüche. Das war ein gewagtes Manöver. Er musste seine Karte ablegen und eine neue ziehen. Wenn es eine Zauberkarte war, die er zog, durfte er sie sofort spielen. Wenn nicht, dann war der Zug für umsonst gewesen. Umsonst für ihn. Denn so hatte Slifer nun endlich null Angriffspunkte. Ein Schlag von Obelisk würde ausreichen um den Gott zu vernichten und seine Lebenspunkte zu pulverisieren.
„Freu dich mal nicht zu früh, Kaiba!", rief Yugi. „Die Karte die ich gezogen habe, erlaubt es mir, sechs neue Karten zu ziehen. Tja, welcher Gott ist nun schwächer!". ‚Das kann doch nicht wahr sein!', dachte ich zähneknirschend. Doch er hatte meine verdeckte Karte vergessen. „So schnell kommst du mir nicht davon. Erinnerst du dich an diese Karte hier? Da sie zwei Runden auf dem Feld verdeckt war, verlierst du zwei Karten aus deiner Hand Yugi.", erklärte ich, während ich Seelenkrafträuber aktivierte. Yugi legte zwei Karten ab und somit hatten beide Götter diesele Anzahl an Angriffspunkten. Während die beiden gegenseitig auf sich einschlugen, sah ich zur Seite und bemerkte, wie Lisa sich vor Mokuba stellte. „Bleib hinter mir, das könnte übel werden.", erklärte sie. Mokuba nickte und versteckte sich hinter meiner Freundin. So langsam spürte auch ich die Wucht des Angriffes. Gleichstarke Götter, keiner würde nachgeben und beide würden verlieren. Das war so sicher wie das Amen in der Kirche. Doch bevor der letzte Schlag fiel, umfing uns alle auf dem Deck gleißendes Licht und ich verlor jeglichen Bezug zur Realität.
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Das Herz des Seto Kaibas Teil 2
FanfictionIm zweiten Teil des Lebens von Seto Kaiba geht es rasant weiter. Wir erleben das fulminante Finale des Battle city Finals und das legendäre Duell zwischen Yugi und ihm. Aber auch weitere Überraschungen warten auf. Überraschungen die sein Weltbild w...