Wiedersehen der anderen Art

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„Bin ich froh, wenn wir wieder hier weg sind.", meinte Mokuba als wir gelandet waren. „Und ich erst.", kommentierte ich das ganze. Hier hatten wir unsere schwersten Stunden erlebt. Gefangen im Reich der Schatten. Mit einem Gefühl der Einsamkeit und getrennt voneinander.

Schnell schüttelte ich den Gedanken daran ab und gab Mokuba meinen Koffer. „Je eher wir Pegasus finden umso eher sind wir wieder hier weg.", sagte ich bestimmt und lief los. Doch Mokuba blieb stehen und sah zu Boden. „Was ist denn noch?", fragte ich genervt. „Woher wusste Pegasus eigentlich davon, dass Lisa nicht mehr bei dir ist? Zu ihm wird sie ja nicht gegangen sein um sich auszuheulen. Und die Medien haben nichts in der Hinsicht gesagt...", überlegte Mokuba laut. „Ach, deswegen hast du den Flug über hierher nichts gesagt. Aber du hast schon recht. Darüber habe ich mir auch Gedanken gemacht. Kam aber zu keinem Entschluss.", sagte ich und lief dann weiter. „Jetzt müssen wir erst einmal Pegasus besiegen und unsere Firma zurück holen. Danach beschäftigen wir uns mit dem anderen Thema. Ich habe Lisa keineswegs vergessen. Sie gehört an meine... unsere Seite. Und ich werde dafür Sorgen, dass das wieder so sein wird.", stellte ich klar. Und dieses Mal folgte mir Mokuba.

Gemeinsam gingen wir zu jenem Platz, an dem sich damals für mich alles geändert hatte. Wir gingen zu jener Arena in der Burg, in der das Finale des Königreich der Duellanten stattfand. Und dort stand er. In seinem schmierigen rotem Anzug und mit dem selben selbstgefälligen Lächeln im Gesicht.

„Mokuba, geh dort rüber und bleib in Sicherheit.", wies ich ihn an. Mein kleiner Bruder nickte und verschwand auf die Galerie. Dort konnte er uns zusehen, aber er war in Sicherheit und außer Reichweite von Pegasus.

„Kaibalein, was soll diese Sorge? Wir sind doch alte Freunde und haben so viel gemeinsam erlebt.", säuselte Pegasus und lächelte schmierig. „Hör auf hier einen auf nett zu machen. Wir waren, sind und werden niemals Freunde sein. Du weißt ganz genau, wieso ich hier bin. Und je eher wir uns duellieren umso schneller können wir endlich wieder zurück in unser normales Leben.", knurrte ich und schloss meine Duel Disc mit Hilfe eines USB-Kabels an. „Und was willst du in deinem trostlosen Leben so machen? So ganz ohne Freundin?", versuchte er mich zu reizen.

Doch ich ging nicht darauf ein. Ich wiegelte ihn lediglich mit folgenden Worten ab: „Meine Beziehungsprobleme gehen dich nichts an. Fang endlich an dich zu duellieren und mach deinen ersten Zug.". Doch Pegasus dachte gar nicht dran, anzufangen. Nein, er musste natürlich noch einmal nachbohren: „Sag mal, hast du schon wieder schlechte Laune? Ist ja wirklich ein Wunder, dass sie es so lange mit dir ausgehalten. Mich stört deine Miene ja jetzt schon.", wetterte er und seufzte theatralisch. „Dann fang verdammt noch mal endlich an, damit wir das hier schnell hinter uns bringen können.", drängte ich. „Ist ja gut, ist ja gut. Ich ziehe.", begann Pegasus.

Je länger das Duell dauerte umso mehr beschlich mich das Gefühl eines Deja-Vus. Ich vernichtete einen Toon nach dem anderem und auch seine dämliche Toon-World wurde ich endlich los. Und dann stand er einfach so da. Gebrochen und ohne Regung. „Was ist los Pegasus? So traurig, dass du deine geliebten Toons verloren hast? Es ist doch nur ein Duell gewesen und du nimmst es dir so zu Herzen? Die Hälfte deiner Lebenspunkte hast du doch noch. Also gräm dich nicht weiter und kämpfe. Oder hast du deinen Kampfgeist verloren? Du hast fast genau die selben Züge gemacht wie bei unserem letzten Duell. Nein, ich geh sogar soweit, zu sagen, dass du die selben Karten benutzt hast. Man kann dir ja einiges unterstellen, aber du warst nie berechenbar.", stellte ich klar.

„Es ist nicht immer so, wie es scheint, was kleiner Kaiba?", lachte Pegasus. Und dann geschah etwas sehr merkwürdiges. Seine Stimme veränderte sich: „Aber jetzt werde ich dir wahre Macht zeigen.", rief die neue Stimme, heller als die von Pegasus. Und dann zog er an seinem Gesicht und ich erkannte, dass es nur eine Maske gewesen war. Vor mir stand nun ein rothaariger junger Mann in Bikermontur. An seiner linken Arm war eine groteske Version meiner Duel Disc in türkis. Da hatte sich jemand sehr viel Mühe gemacht, sie nachzubauen und ihr seine eigene Note zu verleihen. 

Das Herz des Seto Kaibas Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt