Seltsame Träume

93 2 3
                                    

Schon so spät?", murmelte ich, als ich von meinem Laptop aufsah. Seit meinem letzten Turnier hatten sich endlich meine Finanzen erholt und der Themenpark kam mehr als gut an. Es lief sogar soweit, dass ich einen zweiten in Amerika bauen liess. Dies jedoch erforderte eine Menge Arbeit, sodass ich oft die Zeit vergaß. So auch heute. Ich streckte mich und dachte nach. Würde es sich lohnen, jetzt noch weiter zu arbeiten? Eigentlich nicht und außerdem wartete meine Freundin Zuhause auf mich. Sie war endlich wieder bei mir Zuhause, nachdem sie auf ihrem Anwesen Steuerkram, wie sie ihn schimpfte, erledigen musste.

Drei ganze Wochen hatten wir uns nicht gesehen und sie kamen mir wie eine Ewigkeit vor. Doch im Laufe des Tages bekam ich eine SMS von ihr, in der sie mir ankündigte, dass sie am Abend auf mich warten würde. Nur leider hatte ich vor lauter Arbeit mal wieder die Zeit vergessen und jetzt um halb elf abends würde sie wohl nicht mehr wach sein. Ich rief meinen Chauffeur an und erklärte, dass ich in zehn Minuten Abfahrbereit war.

Zuhause angekommen, waren natürlich erfahrungsgemäß alle im Bett, denn kein Licht brannte mehr. Ich zog meine Schuhe aus und ging direkt in mein Zimmer. Wobei mein Zimmer ja nicht mehr stimmte. Es war das Zimmer von meiner Freundin und mir. Nachdem wir wieder ein Paar geworden waren, war es uns nur logisch erschienen, gemeinsam ein Zimmer zu bewohnen.
Leise öffnete ich die Tür und schmunzelte. Der Fernseher lief zwar noch, aber meine Freundin war mitten in einer Geschichtsdokumentation eingeschlafen. Inzwischen wusste ich, wieso sie so etwas gerne sah. Sie war neugierig, zu welchen Erkenntnissen die Wissenschaftler bei gewissen Funden kamen und machte sich einen Heidenspaß daraus, die Wissenschaftler bei falschen Schlussfolgerungen mit Leserbriefen zur Rede zu stellen.

Ich zog mich bis auf die Unterhose aus, schaltete den TV aus und kroch neben sie ins Bett. Wie als hätte sie geahnt, dass ich gleich neben ihr liegen würde, kuschelte sie sich enger an mich an und seufzte glücklich. Ich gab ihr einen sanften Wangenkuss und nahm sie fest in meiner Arme. Das Intimsein konnte bis morgen warten. Jetzt war ich froh, dass sie wieder an meiner Seite war. Ich schloss die Augen und unverzüglich übermannte mich der Schlaf.

„Hey, General, sollen wir wieder Wachen schieben, wenn du dein Schönheitsbad machst?", witzelte einer meiner Kameraden aus der Reisegruppe. „Lass deine blöden Witze oder muss ich sie dir jedesmal mit dem Schwert austreiben?", erklärte der General eisig und hielt das Schwert vor die Nase des vorlauten Kameraden. Der Kamerad mit dem Namen Malik schob sanft aber bestimmt das Schwert zur Seite und lachte. „Jedes Mal die gleiche leere Drohung.". „Und jedes Mal der gleiche alberne Witz. Ich kann doch nichts dafür, wenn euch früh's das Abstauben des Gesichtes reicht.", konterte der General nun etwas sanfter und steckte das Schwert zurück in die Scheide. „Und außerdem ist die Stelle da unten am Teich ein idealer Fleck um in Ruhe zu duschen.", erklärte sie weiter. „Ja, ja. Geh dich ruhig waschen, sonst könnte ja deine Haut vom vielen Dreck Schaden nehmen.", lachte Aaron, seines Zeichen die rechte Hand des Generals. Unserer General verdrehte die Augen und begab sich in das kleine Tal hinter unserem Lager. Dort war ein kleiner Teich mit einem kleinem Wasserfall.

„Bist du langsam fertig mit den Pferden, Seto?", rief der dritte Ritter im Bunde. „Ja, Mann.", grummelte ich. Essam war der Einzige in der Runde, der mir partout nicht sympathisch war. Aber er war einer der besten Bogenschützen, aus diesem Grund hatte unser General ihn in unsere kleine Truppe aufgenommen. Aaron war ein Meister des politischen Geschicks und beidhändig mit dem Schwert bewandert, während Malik einer der besten Spurenleser und Messerwerfer seines Fachs war. Was jedoch alle drei gemeinsam hatten, waren ihre Staturen. Alle drei waren hochgewachsen, besaßen die typische rasierte Frisur der Krieger und waren muskulös. Und sie hatten uneingeschränktes Vertrauen in unseren General.

„Nimm dir seine Tonart nicht so zu Herzen. Er piesakt gerne die Neuen in der Gruppe. Allen voran die Hohepriesteranwärter.", erklärte Aaron und deutete auf einen Platz neben sich. Ich setzte mich dazu und betrachtete meine Hände. Schwere Arbeit war ich ja gewohnt, genauso wie den Umgang mit Schwert und Lanze. Aber seit wir gemeinsam vom Palast aufgebrochen waren, hatte man mich noch mehr unterrichtet. Jeden Abend ein anderes Themengebiet. Das alles gehörte zu meiner Abschlussausbildung, bevor ich bei unserer Rückkehr zum Priester berufen wurde und dann vollends im Dienst des Pharao stand.

Das Herz des Seto Kaibas Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt