Zeit für Überraschungen

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Die Plattform auf der ich und auch Siegfried standen, fuhren nach unten und Roland fragte: „Soll ich ihn nun aus dem Park entfernen lassen?". „Nein, lassen Sie ihn ruhig noch hier. Sorgen Sie doch dafür, dass er einen Logenplatz im Finale hat. Damit er den wahren Triumph der Kaiba Corporation sehen kann.", erklärte ich.

„SETO!", rief mein Bruder freudestrahlend und umarmte mich. „Ich wusste ganz genau, dass du diesen Idioten besiegen kannst.", sagte er. „Natürlich. Das war doch eine meiner leichtesten Übungen.", meinte ich. „Und genau deswegen brauchtest du keinen Kuss als Glücksbringer.", bemerkte meine Freundin, die Mokuba etwas langsamer gefolgt war. Sie hatte ja auch Recht mit ihrer Aussage, aber dennoch war es schön gewesen, der ganzen Welt zu zeigen, dass sie meine Freundin war. Und als I-Tüpfelchen gab es noch ein blödes Gesicht von Siegfried.
„Roland, verkünden Sie, dass das Finale wie geplant im Kaiba Schloss stattfinden wird. Und zwar in einer Stunde. Das dürfte beiden Duellanten genug Zeit geben sich vorzubereiten.", befahl ich. Roland nickte und nahm erneut seinen Posten als Moderator ein. „Und was machen wir?", fragte Mokuba. „Wir gehen jetzt und überlassen den anderen das Feld.", erklärte ich. Lisa und mein Bruder liefen neben mir, während wir zum Kaiba Schloss gingen. Doch auf der Hälfte des Weges hielt Mokuba an. „Oh, verdammt. Ich hatte doch Yugi und seinen Freunden versprochen, dass sie von der zweiten Tribüne aus dem Finale folgen durften.", rief er empört aus. „Und wann wolltest du mir das eigentlich genau mitteilen?", hakte ich nach. Denn dieser Fakt war mir ziemlich neu. War doch eigentlich niemand dafür vorgesehen, genau dort zu stehen. Außer Lisa und mir.

„Naja... also jetzt so eigentlich.", druckste er rum. „Komm schon Seto. Sei doch nicht so. Im Battle City Finale hast du für Yugis und Joeys Freunde auch eine Ausnahme gemacht.", erinnerte Lisa mich dran. „Ja, das stimmt. Okay, aber sorg dafür, dass ihr pünktlich oben seit.", erklärte ich und erntete dafür ein dankbares Lächeln. „Mach ich, großer Bruder. Bis dahin.", rief er, während er begann zurück zum Kaiba-Dom zu laufen.

„Tja, jetzt sind wir wieder alleine.", merkte Lisa grinsend an. „Jap... Wieso? Stört dich das?", fragte ich mit hochgezogener Augenbraue nach. „Nö... Aber mit Mokuba ist es auch toll. Ich mag unser Dreier-Gespann.", erklärte sie. Ich zog sie an mich heran, küsste ihre Schläfe und versprach: „Tja, aber mit Mokuba wäre die Überraschung nur halb so toll. Du warst noch nicht beim Kaiba-Schloss oder?". „Nö. Hatte zu viel mit Proben zu tun. Warum? Gibt es dort was besonderes?", hakte sie verwirrt nach. Doch anstatt zu antworten nahm ich ihre Hand in meine und zog sie zum Prunkstück unseres Parks.

„Wow... Aber wieso beschleicht mich das Gefühl, dass ich hier schon einmal war?", staunte Lisa, als wir das Schloss betraten. Sie drehte sich in der Eingangshalle einmal um die eigene Achse und bestaunte sie. Ganz so wie ich es vorgesehen hatte. Diese Halle sollte sie in Staunen versetzen.
„Das liegt daran, dass ich die Eingangshalle nach deiner Burg designt habe.", erklärte ich. Lisa drehte sich auf der Treppe zu mir um und sah mich voller Liebe an. „Extra für mich?", fragte sie gerührt nach. Ich trat näher an sie heran und nickte. „Ja, ich wollte dir so ein Stückchen näher sein und dir einen Teil deiner Heimat geben, damit du nicht wieder abhauen musst, wenn ich Blödsinn baue.", erklärte ich und legte meine Hände auf ihre Hüfte. „Das ist echt süß von dir. Aber bitte häng hier kein überdimensional großes Bild auf. Ich hab Leonardo damals, nachdem er sich von der Idee mit einem Portrait von mir hat überhaupt nicht abbringen lassen, gesagt, es soll wenigsten ein kleines werden. Aber das Ergebnis hast du ja gesehen.", erzählte sie. „Ja, das Bild ist wirklich gut getroffen.", erklärte ich. „Und nein, ich werde kein Bild von dir aufhängen.". Doch in Gedanken beendete ich den Satz: ‚Zumindest so lange nicht, bis wir ein Hochzeitsbild von uns haben.'.

„Aber komm, ich hab oben noch eine Überraschung für dich.", sagte ich und zog sie mit hoch in die höchste Etage. Dort gab es zwei Wohnräume, und einer war nur für sie gedacht. „Königinnen-Zimmer? Jetzt übertreibst du aber.", kommentierte Lisa, als sie den Titel des Zimmers las. „Finde ich nicht. Wenn ich Göttinnen geschrieben hätte, vielleicht. Aber das ist nun mal die Wahrheit. Als Besitzer des Parks sehe ich mich als König dieses Reiches an und da du die Frau an meiner Seite bist, ist es nur logisch, dass du die Königin bist.", erklärte ich im Brustton der Überzeugung. Doch Lisas Reaktion war anders als erwartet. Sie begann mich auszulachen.

„Was ist denn so witzig?", fragte ich. „Du... Ich dachte echt, dein Ego könnte nicht noch größer werden. Aber wie sooft beweist du mir das Gegenteil...", lachte sie weiter und musste sie bald den Bauch halten. „Schön zu wissen, dass ich zu deiner Erheiterung diene...", kommentierte ich ihre Aktion. Doch wirklich wütend war ich nicht. Denn genau dieses befreite Lachen hatte ich von ihr vermisst.

„Können wir nun dein Zimmer ansehen?", fragte ich nach einer Weile. „In Ordnung, Eure Hoheit.", witzelte sie und öffnete die Tür. Dort kaum stand sie drin, verschlug es ihr die Sprache. Das Zimmer war in sanften Tönen eingerichtet worden und strahlte eine Eleganz aus, die zu ihr passte. Doch ich hatte etwas ins Zimmer gestellt, von dem ich wusste, sie würde es lieben.
„Seto... Dieser Raum ist wirklich... atemberaubend.", erklärte Lisa, nachdem sie sich staunend um die eigene Achse gedreht hatte. „Schön das er dir gefällt. Aber das eigentliche Highlight hast du wahrscheinlich übersehen. Aber ich muss schon sagen, dass das Himmelbett wirklich ein Blickfang ist.", merkte ich grinsend an und zeigte auf eine Ecke im Raum. Und dort stand er. Ein sehr alter Sekretär, der mich ein kleines Vermögen gekostet hat, aber er war es wert gewesen. Lisa ging hin und an ihrem Strahlen sah ich, wie glücklich sie war. „Du hast dir meine Vorliebe also gemerkt.", bemerkte sie und streichelte die Klappe des Sekretärs. „Natürlich. Ich fand sie damals schon cool. Ein wenig schräg aber cool. Und als ich dann von deiner Geschichte erfuhr, fand ich sie noch toller. Immerhin ist es ja auch ein Teil deiner Vergangenheit. Aber wieso ausgerechnet diese Vorliebe für Sekretäre?", hakte ich nach und umarmte sie von hinten.
„Sekretäre sehen nicht nur toll aus, nein sie bieten Unmengen an kleinen Fächern zum Kramen und Stauraum. Außerdem kann man einige Modelle abschließen, und so seine Geheimnisse wahren.", erklärte Lisa und öffnete den Sekretär. Doch dann erstarrte sie und betrachtete die Unterlage. Dort hatte ich mir in einigen meiner freien Minuten die Zeit genommen und eine Collage aus den Bildern gebastelt, die uns als Paar zeigten. Zu sehen war wir bei diversen gemeinsamen Auftritten, oder als wir mit Mokuba mal unterwegs waren. Aber auch Bilder von ihr alleine, die ich unbemerkt geschossen hatte. In der Mitte befand sich jedoch das Bild, welches ich im Büro stehen hatte. „Seto... das ist... wunderschön.", flüsterte sie, löste sich von mir und betrachtete die einzelnen Bilder. „Aber wann hast du das denn gemacht?", fragte sie. „Um genau zu sein arbeite ich schon eine ganze Weile daran. Und als du damals verschwandest um nach Hause zu gehen, habe ich sie beiseite gelegt. Nachdem ich jedoch das Bild bekommen habe, habe ich sie wieder herausgeholt und sie verfeinert. So konnte ich dir ein wenig näher sein.", erklärte ich. Und dann überraschte sie mich. Ruckartig drehte sie sich um, warf sich mir regelrecht um den Hals und küsste mich.

„Danke für dieses wundervolle Geschenk und für dieses Zimmer.", flüsterte Lisa, nachdem sich ihre Lippen von meinen gelöst hatten. „Für meine Liebe nur das Beste.", meinte ich grinsend und wollte sie erneut küssen. Doch da meldete sich Roland schon über mein Funkgerät, welches im Mantel integriert war. „Mister Kaiba, in zehn Minuten beginnt das Finale.", erklärte er. „In Ordnung. Wir kommen.", gab ich genervt zurück.

„Müssen wir?", fragte Lisa. Ich nickte und gemeinsam verließen wir ihren Raum. Dann gingen wir eine Etage nach unten und warteten auf unseren Einsatz. Bevor das finale Duell begann, wollte ich noch eine Rede halten. Doch für eine kleine Sache hatte ich noch zeit. Ich drückte Lisa an die Wand und küsste sie. „Das wollte ich eigentlich oben schon machen, bevor Roland uns störte.", erklärte ich. „Ich hab nichts dagegen, nach dem Finale das Zimmer einzuweihen.", meinte sie schmunzelnd. „Wie könnte ich den Wunsch meiner Königin abschlagen.", schmunzelte ich zurück und legte eine Hand an ihre Wange. Von draußen hörten wir die Jubelrufe der Fans.
„Na dann werfen wir uns mal ins Getümmel.", meinte Lisa grinsend. Ich küsste ihre Hand und nickte. Nun war endlich der Moment gekommen, an dem das Finale meines Turniers stattfand. 

Das Herz des Seto Kaibas Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt