Valons Leben Part 1

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„So, Valon. Das ist dein Zimmer.", sagte Rafael zu dem jungen Mann vor ihm. Rafael kannte diese Art von jungen Männern. Wütend und ein leichtes Opfer für das Orichalcos. Nicht umsonst hatte Dartz ihn her geholt. Rafael war gespannt darauf, wie sich das Leben von dem jungen Mann namens Valon wohl noch entwickeln würde.

„Und wo schläfst du?", fragte Valon, nachdem er sein Zimmer kurz inspiziert hatte. „Am Ende des Ganges.", antwortete Rafael und verschränkte die Arme vor der Brust. „Und neben mir?", fragte Valon. „Ganz schön viele Fragen für den Anfang.", brummte Rafael. „Tja, du hast ja nie im Heim gelebt. Also weiß ich gerne, wer neben mir schläft.", maulte Valon. „Ich schlaf neben dir.", sagte eine weibliche Stimme und als Valon sich umdrehte, traf ihn der Schlag. Er kannte diese Frau. Sie war die Letzte die er bestohlen hatte, bevor er in die Besserungsanstalt kam. ‚Halt, bestehlen wollte. Und am Ende hat sie mich nur angelächelt und mir etwas besseres gewünscht.', korrigierte er sich in Gedanken. Jetzt stand sie vor ihm. Locker lässig gekleidet aber mit einer extrem kurzen Hose und einem Top, das viel Ausschnitt zeigte. Doch was ihn am meisten wunderte war, dass sie ein Buch in der Hand hielt. Einen ziemlich dicken Schinken.

„Du bist also der Neue hier.", grüßte sie ihn mit jenem Lächeln, von dem er schon so oft geträumt hatte. Er nannte es sein Lächeln der Hoffnung. „Jap, sieht so aus. Valon.", grüßte er und reichte ihr die Hand. „Lisa.", antwortete sie. „Dicker Schinken, mhm?", fragte Valon grinsend. „Ja. Bin froh, den endlich durch zuhaben. Der stand schon viel zu lange in meinem Regal... Also dann. Ich lass dich mal mit Rafael alleine. Er ist immerhin mit der Führung dran. Man sieht sich. Und falls etwas ist: Ich bin gleich nebenan.", sagte sie und ging dann in ihr Zimmer. Dabei entging Valon nicht, dass Rafael ihr ziemlich ungeniert auf den Hinter schaute.

„Wenn du sie flachlegst, dann aber bitte leise.", erkannte Valon und traf voll ins Schwarze. „Was ich mit meiner Freundin wo mache, kann dir egal sein.", kommentierte Rafael. „Und damit wären wir beim Thema. Halt dich mal zurück, Rafa.", mischte sich nun eine andere Stimme ein. Ein rothaariger junger Mann gesellte sich zu den beiden. „Was ist denn nun dein Problem, Alister?", fragte Rafael. „Mein Problem ist, dass ich mit Lisa aufgewachsen bin und gerne mal wieder ne Nacht durchschlafen will.", kotzte dieser Alister und machte eine Geste die Valon gleich erkannte. Augenscheinlich war niemand begeistert, wenn die große Schwester mit ihrem Freund hörbar schlief.
„Hey, Neuer.", grüßte Alister. „Na wenigsten einen Verbündeten habe ich hier. Sind die wirklich so schlimm?", fragte Valon grinsend. „Eigentlich nicht. Aber ich liebe es Rafael deswegen aufzuziehen.", kommentierte Alister und zwinkerte Valon zu. „Na, da ihr zwei euch versteht, kannst du ja die Führung weiter führen.", maulte Rafael. „Ne, ne. Ich will an meiner Maschine noch was machen und du hast immerhin beim Pokern verloren. Also bist du dran.", schoss Alister zurück. „Maschine?", hakte Valon nach. „Jap. Ich hab nen Motorrad. Wir haben aber noch eines über. Das bekommen wir einfach nicht zum Laufen. Also falls du Interesse hast?".

Und die hatte Valon. Er sagte sofort zu und verabredete sich mit Alister für den nächsten Tag und genoss die Führung durch sein neues Zuhause. Dabei fiel ihm gegen Abend ein köstlicher Duft auf. „Wer kocht denn so lecker?", fragte er. „Lisa. Aber du solltest sie in der Küche in Ruhe lassen. Das ist ihr Revier.", erklärte Rafael, als sie im Esszimmer, welches direkt an die Küche angrenzte, angekommen waren. „Da hat er ausnahmsweise mal Recht.", sagte Alister, der schon im Esszimmer saß und in einer Motoradfachzeitung blätterte. „Ist es echt so schlimm?", fragte Valon, nachdem er sich gesetzt hatte. „Ja, sie kann es auf den Teufel komm raus nicht ausstehen, wenn ihr jemand in der Küche in die Quere kommt.", erzählte Rafael weiter. „Sie hat sogar schonmal Meister Dartz rausgeworfen, mit den Worten, wenn er sich weiter in ihre Dinge einmischt dann wird er der nächste Auflauf. Seitdem kommt der Meister erst kurz vorm Essen her.", ergänzte Alister. Dann lauschte Valon den unterschiedlichsten Stories dieser zwei, die nun seine neue Familie werden würden. Und er fühlte sich merkwürdig wohl hier. Angenommen, so wie er war.

Auch das Essen empfand er als angenehm. Mal abgesehen davon, dass das Essen extrem lecker war, empfand er die Atmosphäre sehr entspannt. Hier konnte er sich Zeit lassen und musste nicht aufpassen, was er sagte. Nein, er hatte das Gefühl, dass er hier frei reden konnte. Ohne dass er verprügelt werden würde. Vor allem von Lisa war er überrascht. Sie fragte ihn, wo er herkam und als sie merkte, dass ihm das Thema unwohl war, wechselte sie es sacht und lies ihm die Zeit die er brauchte.

Die ersten Nächte konnte er seine Alpträume noch verbergen, doch je wohler er sich fühlte, um so heftiger kamen sie. Bis er schreiend aufwachte. Erneut hatte er von den Prügeleien in der Anstalt geträumt. Und wieder war er das Opfer.

„Valon, alles in Ordnung?", fragte Lisa leise. „Verpiss dich!", rief er. Doch sie ging nicht. Nein, sie kam in sein Zimmer und setzte sich an seine Seite. „Die wievielte?", fragte sie direkt. „Zu viele.", gab Valon zu. „Müsstest du nicht bei Rafael sein?", hakte er nach. „Entgegen der landläufigen Meinung schlafe ich nicht jede Nacht mit Rafael. Magst du mir von deinen Träumen erzählen?", fragte sie sanft. Doch Valon schüttelte den Kopf. „In Ordnung. Ich lass einfach das Licht draußen an. Hilft bei Kinder ja auch.", witzelte sie. Doch bevor sie sein Zimmer verließ, flüsterte Valon ein leises Danke. „Gern geschehen.", sagte sie, bevor sie ging.

Ein paar Tage später suchte Valon Lisa. Erneut hatte er Alpträume gehabt und hatte geschrien. Er wollte sich einfach bei ihr entschuldigen. Doch er konnte sie im Haus nirgends finden. Und so fragte er Rafael, der gerade seine Karten pflegte.

„Sieh mal draußen nach.", meinte er. Valon lief nach draußen und fand sie im Garten sitzen. Sie betrachtete den ruhigen Wellengang. „Darf ich?", fragte er schüchtern und setzte sich nach einem Nicken ihrerseits hin. Eine Weile verbrachten die beiden schweigend, bis Lisa fragte: „Das Meer hat etwas beruhigendes an sich, findest du nicht?". „Naja, es ist schon schön, dieses Geräusch zu hören.", gab er zu. „Vielleicht solltest du ein paar Tage draußen schlafen...", meinte sie. „Bin ich so laut?", fragte er. „Nein, das meinte ich damit nicht. Hab schon in schlimmeren Umgebungen mit schlimmeren Geräuschen geschlafen. Aber vielleicht hilft dir das Meeresrauschen um zur Ruhe zu kommen.", erklärte sie.

„Vielleicht...", murmelte Valon. „Frag endlich deine Frage.", schmunzelte Lisa mit einem Seitenblick. „Woher?", fragte nun Valon. „Ich bin gut im Gesichter lesen. Und bei dir sehe ich ein großes Fragezeichen.", erklärte Lisa lächelnd. „Okay... Also, ich wollte wissen, wieso du mich doch noch angezeigt hast?", fragte er nun. Nun sah er das Fragezeichen in ihrem Gesicht. „Was soll ich getan haben?", fragte sie. „Mich angezeigt... Zumindest hat Dartz mir das gesagt, nachdem er mich aus der Anstalt geholt hat. Er hat sich für deinen Fehler entschuldigt.", erklärte Valon.
Lisa stand auf, ballte die Fäuste und grummelte: „Ich bring ihn um.". Dann wand sie sich ab und lief ein paar Schritte zurück zum Haus. Doch dann hielt sie inne und sagte: „Denk mal scharf nach. Erst lasse ich dich laufen und dann zeige ich dich an? Wie bekloppt ist das denn?".

Und da gab Valon ihr im stillen Recht. Doch was Lisa nicht wusste war, dass Valon die Unterschrift auf der Anzeige gesehen hatte. Und die wies Lisa eindeutig als die aus, die ihn angezeigt hatte.

In dieser Nacht kam Valon aus einem anderen Grund nicht zur Ruhe. Fieberhaft überlegte er, wie das alles zusammen passte. Lisa hatte ihm so viel gewünscht und ihn angelächelt, als wäre er kein kleiner Dieb. Und dann diese Anzeige? Tief in seinem Inneren wusste er, dass sie recht hatte. Doch wer wollte, dass er das glaubte? In diesem Moment beschloss Valon, Lisa besser kennen zu lernen und ihr immer zu Seite zu stehen. Ihr fühlte er sich am meisten verbunden in seinem neuem Heim.

Zuerst einmal entschuldige ich mich, dass es in diesem Kapitel nicht um Seto ging. Aber es ist wichtig um Lisas Leben ein wenig zu verstehen. Es ist ihre Vergangenheit, obwohl der Teil Valons Leben heißt.

Ich wollte Seto so einen Einblick in ihr Leben mit den Jungs geben und wieso ihr diese jungen Männer so wichtig sind. Das nächste Kapitel führt die Geschichte um Valon weiter und dort wird auch Seto etwas verstehen lernen.

Ich hoffe ihr verzeiht mir dieses Kapitel.

mit viel Liebe

eure Autorin :-*

Das Herz des Seto Kaibas Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt