Die Ruhe vor dem Sturm

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Endlich in unserem neuen Zuhause angekommen (Ich hatte mir die andere Villa in die sich Lisa bei einer Besichtigung verliebt hat gekauft um so endgütig einen Schlussstrich unter meine Vergangenheit mit meinem Stiefvater zu ziehen) ging ich duschen. Ich musste mir den Schmutz vom Tag abwaschen und nachdenken.

Lisa hatte magische Kräfte. Nein nicht nur magisch... Sie sollte sogar eine Göttin sein. Dieser Titel schien zu ihr viel besser zu passen, als Herrin der Drachen.
Aber wieso hatte sie sich dann für mich interessiert? Waren ihre Gefühle für mich echt gewesen? Oder nur gespielt? Wieviel von dem was sie mir erzählte, war Wahrheit und wieviel war Lüge? Oder hatte sie mich verzaubert, damit ich mich in sie verliebte? Und warum sollte sie genau das dann getan haben? Was machte mich in ihren Augen so besonders? Nur um an meine Firma heran zu kommen, hätte sie nie so viel Zeit mit mir verbringen müssen. Also was war wirklich ihre Ambition gewesen? Oder hatte sie sich wirklich in mich verliebt?

Ohne eine Antwort auf meine Fragen zu bekommen, stieg ich seufzend aus der Dusche, band mir ein Handtuch um die Hüfte und ging in ihr Zimmer. Natürlich hatte sie eines direkt neben meinem bekommen. Sie hatte es selbst eingerichtet und mir fiel jetzt erst auf, mit wieviel Liebe zum Detail sie es getan hatte. Ein normal großer Schrank und ein Himmelbett mit hellblauen Vorhängen, die bei genauerer Betrachtung kleine Stickereien mit Lilien besaßen. Das Einzige, was kostbar war, war ein altmodischer Sekretär, den ich ihr zum Einzug geschenkt hatte. Sie hatte mir von alten Sekretären vorgeschwärmt. Damals hatte ich gelächelt und mir gedacht, dass das wohl zu ihrer Leidenschaft für Geschichte gehörte. Aber jetzt war ich mir sicher, dass dieses alte Teil sie an ihre eigene Vergangenheit erinnerte. Aber nichts deutete auf göttliche Arroganz hin. Nein, es schien, als hätte ein ganz normales Mädchen hier gelebt. Ein normales Mädchen, dass nie viel Luxus benötigte um glücklich zu sein. Sie war nur dann wirklich glücklich, wenn ich ihr etwas kostbareres schenkte als teure Sachen. Und zwar Zeit mit mir. 

Ich setzte mich an den Sekretär und öffnete ihn. Doch was ich sah, erschreckte mich. Dort war eine Schreibtischunterlage mit einem Bild von mir, wie ich gedankenverloren ein Buch las. Ich erinnerte mich an diesen Tag. Es war ein Fachbuch gewesen und ich hatte sie nicht in meinem Büro erwartet. Bevor sie mich erschreckt hatte, musste sie ein Bild von mir geschossen haben.

Und dort lag ein Brief, angefangen und nur ein paar Zeilen lang. Einige davon waren sogar durchgestrichen, wie ich bemerkte. Wie als wollte sie es sagen, aber hatte es dann doch verworfen.

Mein liebster Seto,

es gibt so vieles was ich dir nicht sagen kann. Und dennoch würde ich es in jedem Augenblick so gerne tun. Jedes Mal wenn du mir einen Teil deiner selbst eröffnest, würde ich dir gerne einen Teil von mir verraten. Aber es geht leider nicht. Zuviel steht dazwischen...

Zuviel was du vielleicht nicht verstehen könntest und ich habe ehrlich gesagt auch Angst... (Anmerkung der Autorin: Der Teil ist eigentlich durchgestrichen, aber dank der Formatierung in Wattpad is das flöten gegangen. Sorry :( So und nun gehts weiter)

Die gemeinsame Zeit mit dir war seit so vielen Jahren eine der schönsten die ich hatte...

Am Ende sah ich ein paar getrocknete Wassertropfen. Sie musste bei diesem Brief geweint haben. „Lisa... Wieso hast du nie etwas gesagt?", flüsterte ich. Meine Gefühle fuhren Achterbahn. Ich war hin und her gerissen, zwischen ihren Lügen und meinen Gefühlen. Als wir miteinander schliefen, hatte sie so verliebt gewirkt. War das nur Einbildung von mir gewesen? Doch warum hatte sie dann noch ein zweites Mal mit mir geschlafen? Und so sehr meine Nähe auf diesem verdammten Luftschiff gesucht? Oder als wir im Cyberspace gefangen waren? Nie hatte sie den Anschein gemacht, dass ihre Gefühle nicht echt seien. Und wieso hatte ich nach dem katastrophalen Duell mit Yugi in ihren Auge die Antwort gelesen, die ich gerne gehört hätte, wenn ich nicht alles zerstört hätte?

„Seto, du hier?", riss mich Mokuba aus meinen Gedanken. „Was treibt dich denn her?", fragte ich ihn stattdessen. „Ab und zu schlafe ich hier.", murmelte er und wurde rot. „Wieso das denn?". „Naja, hier fühle ich mich ihr nah. Ich kann mir nicht vorstellen, dass alles was sie getan hat, eine Lüge gewesen sein soll.", sagte Mokuba und zuckte mit den Schultern.

„Wenn wir sie endlich gefunden haben, werden wir sie alles fragen, was wir wissen wollen, das ist sie uns schuldig.", erklärte ich. „Und was ist, wenn wir sie nie wieder sehen?", flüsterte Mokuba und ich hörte, dass seine Stimme zitterte. „Das werden wir. Das verspreche ich. Schon allein, weil sie uns ein paar Dinge zu erklären hat.", beruhigte ich ihn und schloss dabei den Sekretär. Mokuba musste nicht unbedingt diesen Brief finden, der so sehr nach der Lisa klang, die ich kannte und liebte.

„Was hält's du davon, wenn wir die Nacht gemeinsam hier schlafen und morgen dann gestärkt in den Tag starten?", schlug ich meinem Bruder vor. Und Mokuba war Feuer und Flamme. Doch in dieser Nacht machte ich so gut wie kein Auge zu. Zuviel ging mir im Kopf herum. Mitten in der Nacht stand ich auf und betrachtete das Bild auf ihrem Nachttisch. Es zeigte uns drei. Wir waren glücklich. Wenn alles eine Lüge war, wieso behielt sie dann diese Bilder? War doch nicht alles gelogen?

Am nächsten Morgen ging ich schon sehr früh in mein Büro und musste einige organisatorische Dinge klären, als Roland mir mitteilte: „Mister Kaiba, Sir. Ein Anruf für Sie.". „Und von wem?", fragte ich nach. Auch Mokuba sah von seinen Dokumenten auf und runzelte die Stirn. Er hatte mir im Laufe des Vormittages Gesellschaft geleistet. „Aus den vereinigten Staaten. Ein gewisser Joey Wheeler.", erklärte Roland. „Stellen Sie ihn durch.", erklärte mein Bruder, bevor ich etwas dazu sagen konnte. Doch bevor ich den Anruf annahm, sagte ich zu meinem Bruder: „Das wird aber kein Dauerzustand, dass du meine Anrufe entgegen nimmst.". „Alles klaro.", bestätigte Mokuba mit einem gewaltigen Grinsen im Gesicht.

„Wie komm ich denn zu der Ehre, dass du mich anrufst, Wheeler?", fragte ich, nachdem der Videocall begann. Doch Wheeler war selbst für einen Videocall zu dämlich und er war zu nah an der Kamera. „Kaiba, bist du da?", rief er, „Ich kann dich ja gar nicht sehen!" - „Joey, es funktioniert besser, wenn du etwas von der Webcam weggehst.", meinte mein Bruder und verdrehte die Augen. Und Wheeler kam dem nach, sodass wir endlich normal telefonieren konnten.

„Also, Wheeler, was willst du?", fragte ich genervt nach. „Ach, nur mal so. Ich wollte eigentlich nur wissen, ob es vielleicht möglich wäre, dass du uns mit deinem Privatflugzeug nach Hause fliegen könntest?", fragte er. „Sehe ich aus wie die Wohlfahrt?", fragte ich und hob dabei eine Augenbraue. Doch dann fiel mir der Blick von Yugi auf. Er wirkte seltsam abwesend und vermied es in die Kamera zu sehen. „Nein, aber wir sind doch alte Kumpels...", begann Wheeler. „Und nur weil wir die Schulbank gemeinsam gedrückt haben, soll ich jetzt meinen Privatjet losschicken um euch abzuholen. Da musst du mir schon mehr bieten.", gab ich zurück. „Vielleicht fliegt er uns, wenn wir ihm etwas über seine Freundin verraten können.", murmelte Tristan. „Ja, die haben wir nämlich gesehen.", ergänzte Duke Devlin. Seines Zeichen Möchtegern-Spieleerfinder. „Und wo?", fragte ich nach. „Direkt neben Yugis Gegner. War das ganze Duell an dessen Seite und hat nichts gesagt, als das Siegel Yugi mit sich nahm.", erklärte Tristan weiter. „Check es mal, Seto. Deine heilige Freundin hat sich mit dem Feind verbrüdert und dich abgeschossen.", ergänzte Wheeler grinsend. Doch er hatte mir gerade etwas anderes verraten: Yugi hatte sein Duell verloren. Jemand hatte es geschafft, den König der Spiele zu besiegen. Und ich war scharf darauf zu erfahren wer das gewesen sein könnte. Und als Sahnehäubchen konnte dieser Kerl mir noch verraten, wo sich meine Freundin aufhielt. Denn das sie mit diesen Leuten zu tun hatte, hatte ich ja selbst schon mitbekommen. Doch nicht auf die Weise, die mir diese Loser klar machen wollten.

Ich legte natürlich einfach auf und sagte zu Mokuba. „Komm, fliegen wir zurück nach Amerika. Dort finden wir jemanden der uns weiterhelfen kann. Und so kann ich die Chance bekommen, doch noch meinen Titel zu bekommen. „Niemand außer mir sollte es wagen, Yugi zu besiegen!", erklärte ich ihm. Mokuba sah mich verwirrt an und ich wusste was er dachte. Für einen weiteren Flug in die Staaten, war mein Drachenjet nicht wirklich bequem. „Aber dieses mal nehmen wir den Privatflieger.", erklärte ich weiter. „Juchhuu. Den hatten wir ewig nicht mehr in Benutzung.", freute sich Mokuba und sprang vom Schreibtisch auf. Er hatte sich Lisas Macke mit dem Schreibtisch angeeignet und setzte sich ständig drauf, seit sie nicht mehr da war.
„Meinst du, wir finden sie dort?", fragte er, bevor er das Büro verlassen wollte. „Wenn diese Trantüten recht behalten, dann ja. Und außerdem muss ich mir noch den Titel von diesem unbekannten Gegner Yugis holen. Er hat das geschafft, was mir verwehrt blieb und jetzt will ich wissen, was er getan hat um den Titel des Königs der Spiele zu bekommen."

Das Herz des Seto Kaibas Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt