Fragen und eine eventuelle Erklärung?

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Mokuba und ich suchten die Burg erneut nach Pegasus ab, konnten ihn aber nirgendwo in der Burg finden. Sie war komplett verlassen. Nichtmal seine Diener waren irgendwo aufzufinden.

„Wo könnte er denn noch sein?", fragte mich Mokuba, als wir wieder am Jet waren. „Ich weiß noch von einem Gebäude in Amerika. Aber wo genau sich das befindet, weiß ich allerdings nicht.", gab ich zu. Und so rief ich kurzerhand Roland an und befahl ihm die genaue Adresse herauszufinden. Während mein Sekretär die Suche durchführte, bemerkte ich eine Veränderung an meinem Bruder. „Mokuba, was hast du?", fragte ich.

„Wenn du nicht so dämlich gewesen wärst, dann wäre sie vielleicht nie zu diesen Typen gegangen.", brach es aus ihm heraus. „Ich glaube kaum, dass es etwas mit unserem Streit zu tun hatte, dass Lisa neben Alister auftauchte. Es schien eher so, als wären die beiden schon lange mit einander bekannt.", erklärte ich und versuchte so von dem großen Streit, den wir vor einiger Zeit hatten abzulenken. Natürlich hatte ich die Verbindung zwischen beiden deutlich gesehen. Es war, als hätte ich einen Teil von Lisas Familie kennengelernt. Ihre Umarmung und der Wangenkuss waren ein deutliches Indiz, dass die beiden sich gut verstanden. Außerdem hatte Alister Lisa mit einer simplen Geste getröstet, denn dass sie ebenso litt wie ich hatte ich in ihren Augen gelesen. Ich hatte tatsächlich ihr Herz gebrochen in dem ich sie wie einen Gegenstand behandelte. Und das nach all dem, was wir gemeinsam durchgestanden hatten.
„Und trotzdem ist es deine Schuld, dass Lisa weg gegangen ist! Du hast sie erneut in eine Verlobung drängen wollen!", rief Mokuba. „Naja, drängen ist jetzt nicht das richtige Wort. Ich hab ihr nach dem Halbfinale den Ring gegeben, den ich für sich hatte anfertigen lassen.", erklärte ich und deutlich stand die Szene vor mir. Doch jetzt bemerkte ich erst, wie weh ich ihr getan hatte. Hatte ich doch heute denselben Schmerz erneut in ihren Augen gesehen. „Trotzdem musst du doch was gesagt haben, was sie verletzt hat. Lisa war eben nicht glücklich, falls du das gemerkt hast.", merkte Mokuba an.

„Sie war sauer.", sagte ich kurz angebunden. „Nein, sie war verletzt.", entgegnete mein Bruder und sagte genau das, was mir durch den Kopf ging. „Und jetzt sag mir endlich, was du ihr gesagt hast. Wort für Wort!", verlangte er dann. Und ich seufzend verriet es ihm. „Und da wunderst du dich, dass sie das denken musste? Ich hab dir das auch übel genommen, das du dachtest, du wärst alleine. Aber da hast du wirklich den Vogel abgeschossen. Ich kann jetzt endlich verstehen, dass Lisa sich von dir getrennt hat. Wenn du nicht mein großer Bruder wärst, wäre ich mit ihr gegangen. Beziehungsweise wäre jetzt mit ihr gegangen!", erklärte Mokuba und verschränkte trotzig die Arme vor der Brust. Darauf wusste ich nichts mehr zu sagen. Ich hatte nach dem Battle City Finale alles getan, damit mir Mokuba verzieh. Ich hatte darauf verzichtet, mein Deck zu nutzen, wir hatten begonnen an unserem Traum zu arbeiten und unsere Beziehung entspannte sich langsam.

„Lisa sagte noch, so lange ich ihre Vergangenheit nicht kenne, könnten wir keine Zukunft zusammen aufbauen.", sagte ich, aber mehr zu mir als zu Mokuba. „Was meinte sie damit?", fragte mein kleiner Bruder. „Ich weiß es nicht, aber ich denke, dass wir bald mehr darüber erfahren werden.", antwortete ich und betrachtete den Drachen, den ich vorhin im Duell bekommen hatte. War er der Schlüssel zu ihrer Vergangenheit?

Nach nicht einmal fünf Minuten rief mich Roland zurück und teilte mir die genaue Adresse mit. Allerdings verlangte er, sowie die Zentrale kurz zuvor, dass wir erst nach Hause kommen sollten. Es wäre unabdinglich das ich anwesend sei. Doch das wiegelte ich mit einem einfachen: „Ich melde mich.", ab. Ich war der Boss und hatte wichtigeres zu tun, als mich mit dem PR-Supergau zu beschäftigen.
Wir besteigen den Drachenjet und so flogen wir schweigend auf direktem Wege zu Industrial Illusion nach Amerika. Während des Fluges geschah jedoch etwas sehr merkwürdiges. Meine neue Drachenkarte begann zu leuchten und mein Bewusstsein wurde erneut zu dem Kristalldrachen gesogen. Doch etwas war anders. Ich sah nur kurz diese Halle, dann bemerkte ich etwas anderes. Die kleine Figur in der Mitte hatte nun ebenfalls Risse bekommen. War sie doch zuvor vollkommen intakt gewesen und wirkte hoheitsvoll, so war sie nun gesprungen und ein seltsames Gefühl beschlich mich. Etwas, was ich nicht genau deuten konnte, nur dass es mir eiskalt den Rücken herunter laufen liess, diese mächtige Frau verletzt zu sehen.
Als ich genauer hinsah, erkannte ich, dass diese Frauenkristallfigur wie eine Art Spiegel funktionierte. Erst spiegelte ich mich auf ihrem Gesicht. Doch dann erschien Lisa. Sie kniete auf dem Boden in einem modernen Gebäude und ein Bikermantel war um ihre Schulter gelegt. Ein sehr durchtrainierter junger, blonder Mann rieb ihr sanft über den Rücken, während sie augenscheinlich Schmerzen erlitt. Sie hielt sich den Kopf und atmete schwer. Doch dann, als der Sog in diese Dimension langsam nachliess, hörte ich sie sagen: „Hermos... Der Letzte ist nun frei.".
Ich öffnete meine Augen und war wieder in meinem Jet. „Alles gut, Seto?", fragte Mokuba von hinten. „Ja, wieso nicht?", hakte ich nach. „Naja, du hast ziemlich tief geseufzt eben.", erklärte mein kleiner Bruder. „Mehr nicht?", hakte ich nach. „Nö, wieso?", fragte er dann nach. „Ach nicht so wichtig.", gab ich zurück. Dann flogen wir weiter schweigend zum Sitz vom Pegasus' Firma. Allerdings wunderte es mich, dass wir dort auf Yugi und seine Freunde trafen.

„Kaiba, was machst du hier?", fragte er. Kurz zuvor musste hier noch ein Duell stattgefunden haben, denn Wheelers Duel Disc war noch aktiv. „Ich vermute mal, dasselbe wie ihr. Pegasus finden und ihn ausfragen. Immerhin hat jemand versucht in seinem Namen meine Firma aufzukaufen.", erklärte ich gelassen. „Wieso willst du zu Pegasus?", fragte Wheeler, der meine Aussage wohl nur zur Hälfte mitbekommen hatte. „Das geht dich nichts an. Komm Mokuba, gehen wir nach oben und lassen die Loser hier alleine." sagte ich, denn ich hatte keine Lust mich nochmal zu wiederholen, und lief auf direktem Weg nach oben ins Büro. Mokuba folgte mir, nachdem er alle unten begrüßt hatte. Er verstand sich mit ihnen blendend, was mir jedoch ein Rätsel war.

Natürlich folgten uns nun auch die Loser und so kamen wir im Büro von Pegasus an. Doch aufzufinden war er auch hier nicht. Er hatte nur eine Botschaft in Form eines Hologramms hinterlassen. Und zwar direkt an Yugi.

„Yugi, wenn du das hier siehst, dann haben sie mich erwischt. Diese Bande von Motorradfahrer mit ihrem verdammten Siegel von Orichalcos. Vor langer Zeit wurde ich von einer gemeinsamen Freundin von uns vor ihnen gewarnt. Sie gab mir den Auftrag eine ganz besondere Karte zu entwerfen. Doch leider bleibt mir wahrscheinlich keine Zeit mehr, sie dir persönlich zu geben. Deswegen habe ich sie gut versteckt. Ich gebe dir jedoch einen Hinweis. Im angrenzenden Raum findest du die Karte, wo alle anderen sind. Der Schlüssel befindet sich in deiner Hand... Eins noch: Hüte dich vor der Macht, die dem Orichalcos inne wohnt. Sie ist verlockend, aber sie wird alle verschlingen, die ihrer nicht würdig sind.
Es gibt auf der Welt nur eine einzige Person, die mächtig genug ist, das Siegel zu brechen. Sie ist das magische Gegenstück zum Siegel. Doch sie braucht Hilfe. Vertraut ihr und steht ihr in diesem uraltem Krieg zur Seite. Ich flehe dich an, Yugi. Nutze die Macht des Pharao um das Elend zu besiegen.". Und damit war die Botschaft vorbei und das Hologramm verschwand.

„Was zum Geier war das denn?", kommentierte Wheeler. „Vielleicht sprach Pegasus vom selben Krieg von dem uns auch schon Professor Hawkins erzählt hat.", meinte Thea. „Könntet ihr uns mal aufklären? Mein Bruder hat auch schon gegen jemanden gekämpft, der dieses Siegel benutzt hat. In Königreich der Duellanten hat er mit jemanden den Boden aufgewischt, der dieses Siegel ebenfalls benutzt hat.", warf Mokuba ein und überspielte damit meine beinahe Niederlage. Das mussten diese Vollidioten nicht wissen und ich Mokuba dafür dankbar.

„Stimmt das?", fragte Yugi. Ich nickte nur und zeigte ihm den Drachen. „Dann sind jetzt alle drei frei.", meinte Yugi nachdenklich. „Wieso?", fragte ich mit hochgezogener Augenbraue. Und dann fiel mir ein, dass Lisa in der Vision etwas ähnliches gesagt hatte. Doch wie konnte sie davon wissen? Und wieso sah ich ausgerechnet Lisa, die offensichtlich erneut Schmerzen erlitt, durch diese Frauengestalt aus Kristall? Doch wenn ich richtig nachdachte, dann wusste ich nun, auf welchem Boden sie gekniet hatte. Sie musste dem Duell vom Wheeler ebenfalls zugesehen haben. Doch wer war der Kerl neben ihr gewesen? Und wieso hatte sie Schmerzen gehabt? Noch mehr Fragen bildeten sich in meinem Kopf.
„Weil Joey im Duell gegen Mai den Letzten befreit hat.", triumphierte Tristan. Ich ignorierte ihn und sah Yugi an. „Von welchem Krieg hat Pegasus da gesprochen?" - „Der Krieg zwischen den Drachen und dem Orichalcos tobt schon seit zehntausend Jahren. Er begann in Atlantis und führte zum Untergang dieser Stadt. Allerdings fand Professor Hawkins Hinweise auf eine Person, die als Drachengöttin oder Herrin der Drachen bezeichnet wurde. Sie wurde von drei Drachenkriegern beschützt und besaß einen roten und gewaltigen Himmelsdrachen als engsten Vertrauten. In seinen Aufzeichnungen nannte er sie: den Hoffnungsstern von Atlantis.", erklärte Yugi. „Willst du damit sagen, dass Slifer der Himmelsdrache älter und damit mächtiger ist, als die anderen ägyptischen Götter?", fragte ich verwirrt nach. „Es scheint fast so, als wäre Slifer der persönliche Drache dieser Göttin gewesen. Aber die restlichen Tafeln konnte Professor Hawkins nicht mehr entziffern, denn dann gingen die Ruinen wegen eines Seebebens unter. Er fand nur noch einen Hinweis: Die Macht der Drachengöttin ist groß. So groß, dass das Siegel sie nicht halten kann.", schloss Yugi.

Tja, da gab es jetzt etwas Input, aber wie weit stimmen die Vermutungen von Professor Hawkins? Und wisst ihr, welches Duell da eben statt gefunden hat?
Dieses Mal muss Seto viel von anderen erfahren und ich hoffe, dass es für euch auch so spannend und verwirrend wie für den armen Seto ist :)

mit viel Liebe

eure Autorin :-*

Das Herz des Seto Kaibas Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt