Versprechen müssen gehalten werden, oder?

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„Mister Kaiba. Ein gewisser Arron möchte mit Ihnen reden.", kündigte Roland einen Tag später meinen Gast an. „Arron?", hakte ich nach und sah von meinem Computer auf. Doch als ich ihn sah, erkannte ich ihn. Es war der ehemalige Musiklehrer meiner Academy of Arts. Er war damals, nachdem ich die Kaiba Corporation übernommen hatte und Lisa mit ihrer Schule fertig war, einfach verschwunden. Ich hatte angenommen, dass er von einer anderen Schule ein Angebot bekommen hatte, welches er nicht ausschlagen konnte.

„Arron, was verschafft mir die Ehre?", fragte ich, nachdem ich ihn begrüßt hatte. „Unsere gemeinsame Freundin.", erklärte er grinsend und dann geschah etwas, was ich schonmal gesehen hatte. Und zwar bei meinem ersten Duell mit Pegasus, bevor dieser sich als Alister entpuppte. Und auch dieses Mal steckte Alister unter der Maske.
„So also habt ihr das letzte Mal meine Sicherheitsleute verwirrt.", moserte ich. „Nicht ganz. Eisenherz, also der Vater von Dartz, hatte uns hergebracht mit einem Drachenstein. Das lila Ding an meinem Hals. Es ist das Gegenstück zum Orichalcosstein, falls du dich fragst, was das genau ist. Der Drachenstein ist ein heiliger Stein, der tief im Drachentempel auf Atlantis verborgen gehalten wurde. Er ermöglichte uns vieren, uns hier her zu teleportieren... Aber deswegen bin ich nicht hier.", erklärte Alister. „Und weswegen dann?", fragte ich. Je schneller er mir erzählte, was er wollte umso schneller war ich ihn los. „Wegen ihr. Mann, Kaiba, du hast mir versprochen auf sie aufzupassen. Und jetzt? Jetzt verletzt du sie in einer Tour. Das ist nicht das, was ich im Sinn hatte mit aufpassen.", erklärte er wütend und schlug mit der flachen Hand auf meinen Schreibtisch.

„Ich achte auf meinen Bruder, also erfülle ich meinen Teil des Versprechens. Aber wieso hast du dich als Arron verkleidet?", fragte ich. „Weil ich Arron war. Ich hab mich an deiner Schule eingeschlichen, natürlich abseits des Radars von Dartz um Lisa beizustehen. Mir war seine Anweisung egal, denn Lisa war immer für mich da gewesen und da wollte ich ihr dieses Mal etwas zurückgeben. Lisa war anfangs überhaupt nicht begeistert als es darum ging, her zu kommen. Auch wenn sie selbst eine Rechnung mit Gozaburo offen hatte, so wollte sie nicht dessen Ziehsohn da mit rein ziehen. Ihre Meinung war immer, dass man Konflikte direkt lösen sollte, ohne Zwischenpersonen. Ich weiß nicht, wieso Dartz diesen Gefallen offen hatte bei ihr, aber er forderte ihn ein. Zähneknirschend kam sie dann nach Domino und da ich mein halbes Leben mit ihr verbrachte, sah ich mich verpflichtet, ihr hier beizustehen. Ich bewarb mich an der Schule als Lehrer und wurde, dank einer großzügigen Spende angenommen. Lisa durchschaute natürlich sofort die Maskerade, und las mir die Leviten, als wir wieder Zuhause waren.
Ich sollte eigentlich wieder gehen, aber ich weigerte mich. Und zum ersten Mal, seit ich Lisa kannte, gab sie nach. Und so sah ich, wie Lisa sich in dich verliebte. Ich erkannte sofort an ihrem Gesichtsausdruck, wenn sie eine Nachricht von dir bekam oder sie dich aus dem Fenster sah, wenn du auf sie vor der Schule gewartet hast. Sie bekam dann immer ein total verliebtes Lächeln auf den Lippen.

Wie du siehst, liebt sie dich schon viel länger als du es überhaupt verdient hast. Aber du Esel willst das ja nicht sehen. Bei dir konnte sie endlich wieder ein normales siebzehnjähriges Mädchen sein. Ohne die Last der Welt auf ihren Schultern. Dank dir war sie so offen und wieder mehr sie selbst. Dir hat sie ihre wahre Natur gezeigt. Und ich muss es wissen, denn ich habe jahrelang mit ihr zusammengelebt und viele Seiten an ihr erlebt. Aber als sie mit dir zusammen kam, war sie sie selbst. So wie sie schon immer war. Ich hab nie verstanden, was sie an dir fand, aber es muss etwas gewesen sein, was sie tief in ihrem Inneren berührt hat. In den ganzen Jahren, die ihr zusammen wart, hat sie nich einmal gezaubert, nur wenn es unbedingt nötig war. Ich glaube, dir fällt eine Situation ein.", meinte er.

Und tatsächlich, jetzt wo ich darüber nachdachte, kam es mir schon merkwürdig vor, dass Pegasus sie nicht in eine Karte sperren konnte, wie meinen Bruder und mich. Und das sagte ich ihm auch. „Die Milleniumsgegenstände sind zwar mächtig, aber wenn man ein paar Tausend Jahre älter ist, dann können die einem nichts anhaben. Du musst aber auch wissen, dass Lisa der Macht der Schatten zwar widerstehen kann, aber sie kann niemanden aus dem Reich der Schatten holen. Wenn sie das gekonnt hätte, hätte sie dich und deinen Bruder niemals darin gelassen.". „Und sie hätte ihre Freundin Mai da raus geholt... Ich verstehe. Muss für sie ja frustrierend gewesen sein.", murmelte ich. Und zum ersten Mal verstand ich ihre Angst, die sie mir vor meinen Duell mit Yugi gezeigt hatte. Wenn ich damals ein Duell gegen Marik bestritten und verloren hätte, dann hätte sie mich ebenfalls verloren. Und das ohne Wiederkehr. Sie hat sich machtlos gefühlt.
„Eins musst du noch wissen: Lisa war nie der Typ, der viel von ihren Gefühlen erzählt, aber mir verriet sie sie oft genug. Die Beziehung zu Raphael war eher körperlicher Natur, als gefühlsmäßig. Jetzt schau mal nicht so verdutzt. Nach zehntausend Jahren ist es fast unmöglich noch Jungfrau zu sein... Ich erzähl dir das, damit du nicht denkst, du wärst ein Lückenbüsser gewesen. Das auf gar keinen Fall. Ihre Gefühle waren und sind immer noch aufrichtig. Denk mal darüber nach... Ach und noch etwas. Wenn du nach deinem Turnier immer noch die Egoschiene fährst, dann kommt Rafael vorbei und dann musst du ein Veilchen erklären. Er hat die Frau aufgegeben, die ihn aus den dunkelsten Stunden seines Lebens geholt hat, weil er sah wie verliebt sie war. Valon und ich haben jetzt alles versucht, was in unserer Macht stand. Aber wenn das nicht fruchtet, dann werden wir uns in ihr Leben einmischen und sie mit nach Hause holen!", sagte Alister und wollte gehen.

„Wie verdammt nochmal soll ich ihr all die Lügen verzeihen?", fragte ich. „Versetz dich einfach in ihre Lage. Wenn sie jedem erzählt hätte, dass sie eine Göttin ist, wäre sie schneller in einer psychiatrischen Anstalt gelandet, als sie gucken konnte. Es wussten nur ausgewählte Leute von ihren Kräften. Mich hat sie auch lange belogen, bis ich sie bei ihren magischen Kräften ertappte. Ich bin eine ganze Woche mit dem Bike umher gefahren um das zu verdauen. Aber am Ende entschied ich, dass sie immer noch meine Lisa ist, Magie hin oder her. Sie ist die, die mich gerettet hat, nach dem Angriff und mich aufzog. Die mir beibrachte, dass man Menschen gegenüber immer so sein sollte, wie man selbst behandelt werden möchte. Ich lass dir etwas hier, dass dir endlich die Augen öffnen wird.". erklärte Alister und lies mich dann erneut allein.

So vieles ergab nun Sinn. Doch wie sollte ich nun meine Fehler der Vergangenheit wieder gut machen? Als er mein Büro verließ, sah ich mir das Bild, welches er auf meinen Tisch gelegt hatte genauer an. Und was ich darauf sah, liess mich zusammen zucken. Darauf waren Lisa und ich abgebildet. Ich trug meine Schuluniform und wir standen in einem Brunnen. Es regnete und ich hatte die Hände um ihre Hüfte geschlungen. Lisa lächelte so liebevoll, dass jeder der das Bild sah, glauben musste, dass wir ein Paar waren. Und zu diesem Zeitpunkt waren wir das auch. Ich wusste, wann das Bild geschossen worden war. Es war eine Chorprobe gewesen, die draußen stattfand. Ich hatte es mir etwas abseits gemütlich gemacht und an meiner Firma gearbeitet. Es begann zu regnen, doch das machte Lisa nichts aus. Sie zog einfach ihre Schuhe aus, betrat den Brunnen und begann sich rhythmisch zu der Musik zu bewegen. Ich hatte sie beobachtet und irgendwann im Lied hatte sie mich zu sich geholt und gemeinsam hatten wie getanzt. Auch wenn wir danach klitschnass waren, war es doch wunderschön gewesen.
Mit dem Bild in der Hand liess ich mich auf der Couch nieder und seufzte. Hier war der Beweis, den ich so sehr brauchte. Doch es bewies mir auch, dass ich sie schon so lange liebte. Denn mein Lächeln auf diesem Bild war dasselbe, welches ihr Gesicht zierte. Schon damals waren unsere Gefühlte gleich gewesen, nur war ich zu blind gewesen, es zu erkennen. Wie sollte ich das wieder gut machen? Wie sollte ich ihr beweisen, dass ich bereit war an mir zu arbeiten und meine Fehler einzugestehen?

Na, was meint ihr? Stehen die Zeichen auf Versöhnung oder eher nicht :)

mit viel Liebe

eure Autorin :-*

Das Herz des Seto Kaibas Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt