Mit den Kopfhörern in den Ohren sass ich vor dem Computer und tippte die Wörter ab, welche die Ärztin diktiert hatte. „Hast du schon gesehen was sie heute anhat?“ automatisch liess mein Fuss das Pedal los und somit hörte ich auch die Stimme der Ärztin nicht mehr. „Ja, in diesen Jeans sieht sie wirklich fett aus.“ ich nahm meinen Blick nicht vom Computer, als ich Millie und Ariel über mich reden hörte.
„Und dieses Shirt erst. Darin sieht man wirklich jedes Fettpölsterchen.“ „Also wenn ich sie wäre, würde ich mich lieber umbringen als so auszusehen.“ wortlos legte ich die Kopfhörer auf den Tisch und stand auf. Ich sah Millie und Ariel nicht an, die an ihren Schreibtischen sassen und ging gleich aus dem Raum raus und zur Toilette, dessen Tür ich hinter mir zuschlug.
Tief durchatmend stützte ich mich am Waschbecken ab und sah in den Spiegel. „Du bist nicht fett.“ ich wusste, dass es nur ein weiteres Psychospiel von den Beiden war. Ich war weder zu dick, noch zu dünn. Meine Figur hielt ich mit Turnen fit und würde behauptet, dass sie ziemlich passabel aussah. Auch meine braunen langen Haare und die meerblauen Augen gaben eigentlich niemanden ein Grund etwas an mir auszusetzen.
Leider musste ich die Schikanen und Lästereien Tag für Tag über mich ergehen lassen. Eigentlich konnte es mir egal sein, denn ich wusste, dass nichts von allem was sie sagten wahr war. Aber wenn sie schlechte Laune hatten und es an mir auslassen mussten, kam es schon einmal vor, dass ich an mir selbst zweifelte. Ich hatte mir aber geschworen, dass ich das alles niemals an mich ran lassen würde. Ich liebte meinen Job und würde ihn garantiert nicht wegen zwei eingebildeten, völlig verunsicherten Frauen einfach so hinschmeissen.
Ein letztes Mal atmete ich tief durch, ehe ich die Toilette wieder verliess. Leider meinte es das Schicksal wieder einmal nicht gut mit mir, denn kaum hatte ich die Tür hinter mir geschlossen, lief ich in jemanden. Nur knapp konnte ich mein Gleichgewicht halten und sah die Person an, die ein schmerzhaftes Stöhnen von sich gab. Und ich dachte schon, dass ich ihn wenigstens einmal nicht sehen würde.
Vor mir stand niemand anderes als der eingebildete und arrogante Oberarzt der Chirurgie. „Kannst du nicht aufpassen wo du hinläufst?“ fuhr er mich auch gleich an. Spöttisch hob ich eine Augenbraue. Normalerweise hätte ich mich entschuldigt, aber garantiert nicht bei ihm. „Du solltest wohl aufpassen wo du hinläufst. Nein, warte. Deine Arroganz blendet dich so sehr, dass du überhaupt nichts mehr sehen kannst.“ abschätzend sah ich ihn an und ging an ihm vorbei.
Zugegeben: mit Ärzten sollte man wohl nicht so reden, aber dieser Vollidiot namens Kaden hatte es überhaupt nicht anders verdient. Er war genau so wie Millie und Ariel, denn er musste seine schlechte Laune auch immer an mir auslassen, wobei ich auch bei ihm nicht wusste was ich ihm getan hatte.
„Oh, da ist sie wieder.“ kam es von Millie, kaum betrat ich das Büro. „Dir auch hallo.“ falsch lächelnd sah ich sie an und setzte mich wieder an meinen Schreibtisch. „Kayla, wir waren noch nicht fertig!“ kam ein wütender Kaden in unser Büro gestürmt. „Hey Kaden.“ verführerisch sah Ariel Kaden an und wickelte dabei eine ihrer Haarsträhnen um ihren Finger. Billiger ging es wirklich nicht.
„Wir haben von deiner letzten Operation gehört. Das war wirklich super.“ kam es nun schwärmend von Millie. Kaden beachtete die Beiden aber gar nicht und kam gleich zu mir. Mit den Händen stützte er sich am Schreibtisch ab und sah mich wütend an. „Ich muss arbeiten, also geh wieder.“ „Du schuldest mir noch eine Entschuldigung.“ Gott, hatte er seine Tage, oder wieso führte er sich wie eine Diva auf?
„Hör zu, ich habe wirklich noch einiges zu erledigen. Warte um sechs Uhr vor dem Krankenhaus auf mich, dann bekommst du deine Entschuldigung.“ skeptisch sah mich Kaden an, schien mit dem Vorschlag dann doch einverstanden zu sein, denn er drehte sich um und verliess das Büro wieder. Als ob ich mich bei ihm entschuldigen würde. Wenn er um sechs Uhr vor dem Krankenhaus auf mich warten würde, war ich schon lange Zuhause und machte mich für den Abend zurecht.
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Kayla - Freunde und Feinde
RomanceTeil 1 der Freunde-Reihe Dumme Sprüche, Lästereien und unfaire Arbeitsmethoden. Als Kayla vor sechs Monaten ihren neuen Job in San Francisco angefangen hat, merkt sie von Anfang an, dass sie nicht willkommen ist. Ihre Arbeitskolleginnen hintergehen...