„Guten Morgen, Kayla.“ lächelnd sah mich die Angestellte hinter dem Empfang an. „Du weisst ja wie es läuft.“ wortlos legte ich meine Tasche in den Plastikkorb und füllte das Besucherformular aus. „Wie geht es ihr?“ fragte ich Maria, während wir über den Flur liefen.
„Gestern gab es einen Zwischenfall. Sie hat einen der Pfleger angegriffen.“ „Wie bitte?“ fassungslos blieb ich vor der Zimmertür meiner Mutter stehen. „Du weisst doch, dass sie immer wieder diese Schübe hat. Du brauchst dir aber keine Sorgen zu machen. Es geht ihr wieder gut und dem Pfleger auch.“ ich hatte keine Ahnung, dass ihre Aggressionen so ausser Kontrolle geraten konnten und ganz sicher hatte ich nicht erwartet, dass sie jemanden verletzen könnte.
„Du rufst, wenn irgendetwas ist.“ „Mache ich. Danke, Maria.“ kurz sah ich ihr hinterher, wie sie zurück zum Empfang ging, ehe ich die Tür öffnete und das Zimmer betrat. Mom sass auf dem Stuhl, der in der rechten Ecke des Zimmers neben dem Fenster stand und machte eines ihrer vielen Puzzles.
„Hey, Mom.“ lächelnd setzte ich mich neben ihr auf den Stuhl. „Kayla, Liebes. Schön, dass du hier bist.“ „Es ist schön dich wieder zu sehen. Wie geht es dir?“ mein Blick fiel auf ihren linken Arm, der schlaf auf ihrem Schoss lag. „Gut. Mir geht es gut.“ sagte sie gezwungen lächelnd. „Mom, was ist los?“ besorgt legte ich meine Hand auf ihren rechten Unterarm, den sie aber gleich abschüttelte.
„Wieso bist du hier?“ fragte sie mich plötzlich wütend. „Ich komme jede Woche vorbei. Das weisst du doch.“ „Ich bin nur deinetwegen hier.“ was sollte ich darauf sagen. Sie hatte damit völlig recht. „Es tut mir leid, aber-“ „Ich möchte nichts davon hören!“ unterbrach sie mich gleich. „Ich habe dich grossgezogen. Dir alles gegeben was du wolltest und das ist der Dank dafür?!“ mit geweiteten Augen sah ich sie an und legte mir die Hand an die Wange, als sie mir eine Scheuerte.
„Mom, beruhige dich bitte.“ beschwichtigend hob ich meine Hand etwas nach oben, stand aber doch vom Stuhl auf und schaffte etwas Abstand zwischen uns. „Rede nicht in diesem Ton mit mir!“ mein Blick schoss zur Tür Seite, als die Tür aufging und Maria mit zwei Pflegern rein kam. „Was ist hier...Bianca, leg das Buch weg!“ sofort sah ich wieder zu Mom.
Doch bevor ich sie ansehen konnte, landete etwas hartes auf meinen Kopf. Der Schlag war so fest, dass ich zur Seite taumelte und auf den Boden flog. „Nein, lasst mich los!“ während mir Maria auf die Füsse half, sah ich zu Mom, die von den Pflegern festgehalten und auf das Bett gedrückt wurde. „Du solltest dir das nicht ansehen.“ Maria meinte es nur gut, dass wusste ich, trotzdem blieb ich stur stehen und sah dabei zu, wie Mom an ihren Händen und Füssen am Bett fixiert wurde.
„Das ist alles nur deine Schuld!“ schrie Mom und sah mir dabei in die Augen. „Nur deinetwegen passiert das.“ mit geweiteten Augen sah ich dabei zu, wie sie sich mit Kräften versuchte von den Fesseln zu befreien und sich dabei hin und her warf. „Du bist für mich gestorben! Hörst du? Ich habe keine Tochter mehr!“ „Das reicht jetzt!“ dieses Mal liess ich es zu, dass mich Maria aus dem Zimmer zog.
Das war nicht meine Mutter. Sie war noch nie aggressiv, oder hatte mich in irgendeiner Art und Weise verletzt. Aber Maria hatte es mir vorhin doch gesagt: diese Schüben konnten vorkommen und wie es aussah, verstärkten sie sich nur noch mehr.
Völlig neben der Spur liess ich mich in ein Zimmer führen und setzte mich auf den Stuhl. „Es tut mir leid.“ fing Maria an, während sie das Pflaster neben meinem Auge wegnahm. „Ich habe sie noch nie so gesehen.“ „Ein Schlaganfall kann solche Persönlichkeitsänderungen hervorrufen.“ das wusste ich, aber dass es so extrem werden würde, hätte ich niemals für Möglich gehalten.
„Sie hat mir die Schuld daran gegeben, dass sie hier ist.“ Maria legte eine dicke Kompresse an meine Schläfe und machte ihn mit Tape fest. „Du hast völlig richtig gehandelt. Sie wollte sich nach dem Unfall das Leben nehmen und du hast es verhindert.“ tief durchatmend nickte ich und versuchte die Bilder zu verdrängen, die in mir hochkamen. Ich wollte nie wieder daran denken.
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Kayla - Freunde und Feinde
RomansaTeil 1 der Freunde-Reihe Dumme Sprüche, Lästereien und unfaire Arbeitsmethoden. Als Kayla vor sechs Monaten ihren neuen Job in San Francisco angefangen hat, merkt sie von Anfang an, dass sie nicht willkommen ist. Ihre Arbeitskolleginnen hintergehen...