„Audrey?“ wortlos betrat ich mit Kaden das Büro, worauf Audrey die Kopfhörer aus ihren Ohren nahm und uns verwirrt ansah. „Was ist los?“ „Unsere Kayla hier schikaniert ihre Mitarbeiter. Du solltest besser etwas dagegen unternehmen.“ ich konnte nicht glauben, dass Kaden das Wort schikanieren mit mir in einen Satz brachte. Ich war es nicht, die Millie und Ariel schikanierte, sondern genau umgekehrt.
Einen Moment sah mich Audrey an, bis ihr ein Licht aufzugehen schien und sie wütend wurde. „Du schikanierst nicht wirklich Millie wegen der Sitzung, oder?“ „Ich habe niemanden schikaniert.“ sagte ich und verschränkte dabei meine Arme vor der Brust. „Du hast Millie doch gesagt, dass sie ihren Plastikhintern auf ihren Stuhl verfrachten und ihre aufgespritzten Lippen zusammenpressen soll, damit nicht noch mehr Scheisse raus kommt.“ stellte Kaden nüchtern fest. Ich musste dabei ja nicht erwähnen, dass er wieder einmal diesen Blick aufgesetzt hatte, mit dem er Schnee hätte schmelzen lassen können.
„Kayla, hast du das gesagt?“ wollte Audrey auch gleich wissen. „Ja, aber-“ „Nein, kein aber.“ unterbrach sie mich gleich. „Als ob es noch nicht reicht, dass du am Freitag nicht zur Sitzung kommst, mobbst du jetzt auch noch deine Mitarbeiter.“ „So war das doch gar nicht.“ versuchte ich mich zu verteidigen, aber es war klar, dass Audrey meine Seite der Geschichte nicht hören wollte.
„Mir reicht es. Du bekommst deine erste Abmahnung und gehst für heute nach Hause.“ fassungslos stiess ich die Luft aus. „Sofort!“ das passierte doch nicht wirklich. Ohne weiter etwas zu sagen, drehte ich mich um und verliess das Büro. Natürlich musste mir Kaden folgen. Diese ganze Scheisse passierte doch nur wegen ihm!
„Kannst du mir sagen was das gerade sollte?“ „Keine Ahnung was du meinst.“ kam es kalt von ihm. „Dein scheiss ernst?! Du verpfeifst mich bei Audrey, obwohl du überhaupt nicht weisst worum es ging.“ abschätzend sah Kaden auf mich runter, wobei sich ein hinterhältiges Grinsen auf seine Lippen legte. „Der Grund ist mir völlig egal. Hauptsache du verschwindest von hier.“ war ich hier im falschen Film, oder was?
„Wieso verdammt nochmal bist du so? Seit ich hier angefangen habe versuchst du mit Millie und Ariel mich raus zu ekeln und dabei habe ich euch überhaupt nichts getan.“ „Es ist mir scheiss egal wieso Millie und Ariel dich loswerden wollen. Die Beiden interessieren mich überhaupt nicht.“ das beantwortete meine Frage nicht. „Was habe ich dir getan?“ fragte ich ihn schon fast verzweifelt. Ich wollte doch einfach nur eine Erklärung für sein mieses Verhalten mir gegenüber haben.
„Das weisst du ganz genau.“ Kaden nahm sein Telefon, als es klingelte und sah darauf. „Ich muss jetzt zur Operation. Verpiss dich einfach von hier.“ sagte er ohne mich dabei anzusehen und liess mich stehen, während er an sein Telefon ging. Für einen kurzen Moment sah ich ihm fassungslos hinterher, ehe ich mich wieder sammelte und das Krankenhaus verliess. Ich war wirklich froh, hatte ich meine Tasche mitgenommen und nicht im Büro liegen lassen, denn so musste ich Millie und Ariel nicht noch einmal sehen.
Auf direktem Weg ging ich zur U-Bahnstation. Wenigstens hatte ich einmal Glück und es vergingen nur wenige Minuten, bis meine Bahn kam und ich mich rein setzen konnte. Wie immer setzte ich mich auf die Seite neben der Tür zum nächsten Wagon. Ich wusste nicht einmal wieso ich mich immer hierhin setzte. Irgendwie wurde das einfach zur Gewohnheit.
Frustriert über diese ganze Situation. nahm ich mein Handy und öffnete das Internet. Für einen kurzen Moment dachte ich wirklich darüber nach, nach Stellen in einem anderen Krankenhaus zu suchen, verwarf diesen Gedanken aber gleich wieder. Als ob ich Kaden, Millie und Ariel diesen Gefallen machen würde. Ich war verdammt nochmal stark und konnte mit ihren Schikanen umgehen.
Was ich einfach nicht verstand war, wieso Kaden sagte, ich wüsste was ich ihm getan hatte. Als ich ihn vor sechs Monaten das erste Mal gesehen hatte, dachte ich keineswegs daran, dass er ein mieses und arrogantes Arschloch sein könnte. Ich hatte gesehen, wie er mit seinen Patienten umging. Er war nett, sympathisch und einfühlsam. Doch bei mir war er völlig anders.
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Kayla - Freunde und Feinde
RomanceTeil 1 der Freunde-Reihe Dumme Sprüche, Lästereien und unfaire Arbeitsmethoden. Als Kayla vor sechs Monaten ihren neuen Job in San Francisco angefangen hat, merkt sie von Anfang an, dass sie nicht willkommen ist. Ihre Arbeitskolleginnen hintergehen...