Kapitel 13

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„Danke, dass ich noch bleiben darf.“ „Kein Problem. Ich sehe es immer gerne, wenn meine Sportlerinnen üben. Heute wird niemand mehr kommen, also hast du die Turnhalle für dich alleine. Wir sehen uns dann nächste Woche.“ lächelnd sah mich Claire, meine Trainerin, an und verliess die Turnhalle. Kaum hatte sie die Tür hinter sich geschlossen und ich war alleine, schaltete ich die Musik an und ging zum Schwebebalken.

Auch wenn ich nicht an Wettkämpfen teilnehmen wollte, war ich jetzt doch hier um meine Übungen zu machen. Wenn ich ehrlich war, hoffte ich einfach nur, dass ich mich endlich ablenken konnte und nicht mehr an Kaden und den gestrigen Tag dachte.

Eigentlich hatte ich wirklich Spass mit den Jungs und ich hatte es auch genossen Zeit mit ihnen zu verbringen, hätten sie mich zwischendurch nicht zur Weissglut gebracht. Sie dachten vielleicht, dass es mir nicht auffiel, aber ich sah sehr wohl, wie sie sich hinter meinem Rücken Handzeichen gaben und redeten. Leider war mir mehr als klar, dass sie über mich redeten.

Es kam leider mehr als einmal vor, dass sie mich dabei erwischt hatten, wie ich Kaden angesehen hatte. Dabei hatte ich ihn nicht einmal angehimmelt, oder ihn abgecheckt. Ich sah ihn einfach nur an und fragte mich, ob es möglich sein könnte, dass ich ihm irgendwann vertrauen würde. Denn, auch wenn er mittlerweile nett zu mir war, hatte ich doch so meine Zweifel, ob er es wirklich ernst mit mir meinte, oder er nur so tat als ob er nett war, nur um mich bei der nächsten Gelegenheit fertig zu machen.

Und genau weil ich diese Befürchtung hatte und sie die ganze Zeit über mich redeten, obwohl ich direkt neben ihnen stand, platzte ich irgendwann. Ich gab ihnen lautstark zu verstehen, dass sie endlich aufhören sollten über mich zu reden und sie nicht besser waren als Millie und Ariel, die sich auch die ganze Zeit ihr Maul über mich zerrissen hatten. Gleichzeitig sagte ich Kaden, dass er sich seine Chance sonst wohin stecken konnte und ich endgültig mit ihm fertig war, genauso wie mit Ian und Robin.

So im Nachhinein gesehen war auch mir klar, dass meine Reaktion völlig übertrieben war. Ich hatte mich noch nie vom Gerede anderer unterkriegen lassen, aber...ach, ich wusste doch auch nicht, wieso es mir bei diesen Models so nah ging. Ich wusste nur, dass ich dringend Ablenkung brauchte und hoffte, dass ich sie beim Turnen auch bekommen würde.

Tief durchatmend stieg ich auf den Schwebebalken und stellte einen Fuss vor den anderen, während ich meine Hände in die Luft hielt. Langsam ging ich in einen Handstand über, drehte mich auf dem Balken um und stellte mich wieder auf die Füsse. Ich wusste genau, dass ich mich mit dem Schwebebalken ablenken konnte. Die Übungen durchzuführen brauchte so eine enorme Konzentration, dass ich keine Zeit hatte an etwas anderes zu denken.

Mit ausgestreckten Armen ging ich zum Ende des Balkens und drehte mich um. Ich wollte schon immer etwas ausprobieren, aber meine Trainerin fand es zu gefährlich. Sie war aber nicht hier und so konnte ich es endlich machen.

Tief durchatmend nahm ich meine ganze Konzentration zusammen, ging etwas in meine Knie und stiess mich gleich vom Balken ab, so dass ich einen Salto machen konnte und etwas weiter vorne wieder auf dem Balken landete. Ohne gross nachzudenken wiederholte ich den Sprung erneut. Kaum berührten meine Füsse den Balken, stiess ich mich erneut ab.

Und genau dieser dritte Salto sollte der grösste Fehler sein, den ich je im Turnen begangen hatte.

Anstatt mit beiden Füssen den Balken zu berühren, kam der vordere Fuss nur zur Hälfte auf, der auch gleich umknickte. Noch während ich zur Seite fiel, sah ich den Behälter mit Magnesium, auf den ich auch gleich fiel und mit zu Boden riss. Das letzte was ich mitbekam war ein harter Schlag auf meinem Kopf, bevor ich das Bewusstsein verlor.

*****

Stöhnend öffnete ich meine Augen und hielt mir gleich die Hand an den Kopf. So eine Scheisse konnte auch nur mir passieren. Nur zögernd sah ich an mir runter und schnappte gleich nach Luft, als ich das Blut auf dem Boden sah. Es kam eindeutig von einer Wunde an meiner Seite. Nur woher kam sie?

Kayla - Freunde und FeindeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt