„Ich verstehe nicht. Welche Wahrheit über Dad?“ „Setz dich.“ unsicher sah ich den Sicherheitsmann an, der neben der Tür stand, setzte mich dann doch auf den Stuhl gegenüber von Mum. „Dein Vater verliess uns als du sechs Jahre alt warst.“ diese Geschichte hatte sie mir schon oft erzählt.
Dad arbeitete in einer Bank hier in San Francisco und wurde, als ich sechs war, in eine andere Stadt versetzt. Besser gesagt nach New York. Mum wollte ihr Leben hier aber nicht zurück lassen. Immer wieder hatten sie sich darüber gestritten, bis Dad genug hatte und ohne uns nach New York ging. Seit da hatten weder Mum, noch ich ihn je wieder gesehen.
„Weil er nach New York ging. Das hast du mir schon oft genug erzählt.“ verächtlich lachte sie auf. „Ich habe dir die Geschichte erzählt, weil du ein einigermassen gutes Bild von deinem Vater haben solltest. Er war nicht der Mann, für den du ihn gehalten hast.“ was redete sie da?
Auch wenn meine Erinnerungen an meine Kindheit nicht die besten waren, wusste ich doch, dass Dad immer für mich da war. Am Wochenende ging er immer mit mir Stunden zum Spielplatz, oder zum Kinderparadies. Selbst wenn er unter der Woche nach der Arbeit müde war, nahm er sich die Zeit für mich und spielte mit mir. Jede Nacht hatte er mich ins Bett gebracht und las mir eine Geschichte vor, bis ich einschlief.
„Dein Vater hat nicht in dieser Bank gearbeitet. Er ging morgens aus dem Haus, damit niemand merkte, dass er zu nichts fähig ist. Dein Vater war arbeitslos.“ „Da ist doch nichts schlimmes dran? Er hat sich wenigstens die Mühe gemacht um einen Job zu finden.“ nahm ich mal an, wenn er morgens aus dem Haus ging. Ich verstand wirklich nicht, was Mum mir damit sagen wollte.
„Er war den ganzen Tag in einer Spielhalle und hat unser Erspartes ausgegeben.“ sagte sie wütend. „Wieso tust du das? Wieso konntest du mir nicht einfach das Bild von Dad lassen, dass ich seit Jahren von ihm habe?“ „Weil dein Freund mir gesagt hat, dass ich dir die Wahrheit erzählen soll und wenn nicht, dass er es machen wird.“ mir wäre es lieber gewesen, wenn Kaden gar nicht erst hier aufgetaucht wäre.
„Gut. Dann war Dad halt arbeitslos und hat das Geld in der Spielhalle verspielt. Er hat uns verlassen, also wieso erzählst du mir das jetzt nach all diesen Jahren?“ „Weil er uns nicht einfach so verlassen hat.“ wieso konnte sie nicht einfach Klartext reden? „Mum, jetzt sag mir einfach was los ist.“ langsam hatte ich wirklich keine Geduld mehr.
„Dein Vater ging nicht nach New York. Als du sechs warst, wurde er festgenommen.“ „Wie bitte?“ das konnte doch nicht sein. Mein Dad war viel zu nett um im Knast zu landen. „Du willst mir also gerade sagen, dass er bis heute im Gefängnis sitzt?“ „Nein. Er wurde vier Monate später umgebracht.“ fassungslos stiess ich die Luft aus. „Wieso hast du mir das nie gesagt?“ wie konnte sie mir so etwas all die Jahre verheimlichen? Ich hatte doch das Recht darauf zu erfahren, dass mein Vater umgebracht wurde.
All die Jahre hatte ich Mum immer wieder gefragt, wann ich Dad denn endlich wiedersehen würde. Jedes Mal sagte sie mir, dass er viel zu tun hatte und ein Flugticket nach New York zu teuer war. Natürlich war ich darüber enttäuscht, aber ich nahm es so hin und fragte nicht länger nach. Erst als ich zwölf war, wurde mir klar, dass Dad überhaupt nichts mit uns zu tun haben wollte und hörte auch auf nach ihm zu fragen
Und jetzt sagte mir Mum einfach, das er im Gefängnis war und dort vier Monate später umgebracht wurde. Das konnte doch alles nicht wahr sein. „Was hat er getan?“ „Ich wusste, dass genau diese Frage kommen würde.“ seufzend nahm Mum ein Puzzleteil und legte es an den richtigen Platz. „Er hat nicht nur unser Erspartes verspielt, sondern auch illegale Bilder und Videos verkauft.“ das könnte ja alles mögliche gewesen sein.
„Damals warst du im Kindergarten und dein Vater auf seiner vermeidlichen Arbeit. Deine Tante wollte heiraten und als Geschenk wollte ich ein Album zusammen stellen. Ich bin auf den Dachboden um mir die Fotos anzusehen, als ich mehrere Kisten gefunden habe, die ich noch nie zuvor gesehen habe. Natürlich war ich neugierig und habe sie mir angesehen.“ wütend schüttelte sie ihren Kopf, während sie weiter auf ihr Puzzle sah. „Es waren Videos und Fotos von Kindern. Als ich das gesehen habe, hat sich alles wie ein Puzzle zusammengesetzt. Ich habe sofort die Polizei gerufen, die deinen Vater festgenommen haben.“ nein, das konnte nicht sein. Mein Vater war kein Pädophiler.
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Kayla - Freunde und Feinde
RomanceTeil 1 der Freunde-Reihe Dumme Sprüche, Lästereien und unfaire Arbeitsmethoden. Als Kayla vor sechs Monaten ihren neuen Job in San Francisco angefangen hat, merkt sie von Anfang an, dass sie nicht willkommen ist. Ihre Arbeitskolleginnen hintergehen...