Kapitel 11

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Mit der Tasche über der Schulter verliess ich die Sporthalle. Eigentlich ging ich sonntags nie Turnen, aber meine Trainerin hatte mich gestern davon überzeugt, dass es nicht schlecht wäre, wenn ich heute auch kommen würde. Sie sagte, dass heute irgendwelche Ausscheidungen für Wettkämpfe waren und ich gut genug war um mitzumachen.

Auch wenn sie recht hatte, sah ich es nicht ein mehr als einmal in der Woche zum Training zu gehen. Ich machte das alles aus Spass und nicht weil ich an Wettkämpfen teilnehmen wollte. Ich war gut, ja, aber ich hatte schliesslich auch noch ein Leben und wollte dieses nicht an mein Training anpassen.

„Wen haben wir denn hier.“ erschrocken blieb ich stehen, als sich mir jemand in den Weg stellte. „Model Nummer zwei, alias Robin.“ „Lass dich drücken.“ etwas überrumpelt erwiderte ich seine Umarmung, löste mich aber gleich wieder von ihm. „Das letzte Mal, als ich dich gesehen habe, warst du betrunken. Offensichtlich geht es dir wieder gut.“ schmunzelnd sah er an mir hoch und runter. „Das war vor zwei Tagen. Ich bin zwar alt, aber nicht so alt, dass ich Tage brauche um einen Kater zu überwinden.“ ich hatte ja nicht einmal einen Kater, aber das brauchte er ja nicht zu wissen.

„Darf ich dich zur U-Bahn begleiten?“ verwundert sah ich Robin an, nickte dann aber doch, worauf wir zusammen losliefen. „Was machst du eigentlich mit der Sporttasche?“ „Diese Frage hätte ich eher von Ian erwartet.“ wieder schmunzelte er und schüttelte dabei seinen Kopf. „Weil er blond ist, klar. Was ich aber mit meiner Frage meinte war, was du für Sport machst.“ „Ich turne. Matte, Stufenbarren. Halt alles was dazu gehört.“ ich hatte ja nicht umsonst so eine Figur. Wobei mir Noah wieder sagte, dass ich abgenommen hatte.

„Bin ich zu dünn?“ fragte ich Robin auch schon, bevor ich darüber nachdenken konnte. Irritiert über meine Frage musterte er mich erneut. „Ich würde jetzt nicht gerade zu dünn sagen, aber zwei oder drei Kilo könntest du schon vertragen.“ ich war also zu dünn. Mit einem Seufzen packte ich Robin am Arm und zog ihn bei der Kreuzung nach rechts. „Zur U-Bahn geht es aber in die andere Richtung.“ beschwerte er sich gleich.

Wortlos zog ich ihn weiter hinter mir her, bis wir bei einem Imbissstand ankamen. „Zwei Hot Dogs mit allem.“ sagte ich dem Verkäufer und hielt ihm auch gleich einen Geldschein hin. „Habe ich hunger?“ fragte Robin sich selbst, während er sich die Hand auf den Bauch legte. „Ich habe definitiv hunger.“ sehnsüchtig sah er den Hot Dog an, den er dem Verkäufer aus der Hand nahm und auch gleich rein biss. Schmunzelnd nahm ich meinen und lief mit Robin weiter.

„Eigentlich erwartet man gar nicht, dass du so dünn bist. Du isst nämlich richtig viel.“ er erinnerte sich wohl an den Burger von vor zwei Tagen. „Schneller Stoffwechsel.“ sagte ich nur und nahm gleich einen Bissen von dieser Köstlichkeit. „Das glaube ich eher weniger. Ich denke, dass du die Art von Person bist, die unter Freunden isst, aber sonst nicht.“ was sollte ich darauf sagen. Er hatte völlig recht.

„Also, Kayla. Erzähl mir was dir auf dem Herzen liegt.“ mein Blick lag auf der Treppe, die zur U-Bahnstation führte und die wir eigentlich nach unten gehen mussten, aber weder Robin, noch ich machten Anstalten sie runter zu gehen, sondern liefen daran vorbei. Wir verstanden uns wohl auch ohne Worte.

„Wieso sollte mir etwas auf dem Herzen liegen?“ „Weil ich Frauen wie dich kenne. Sie essen nichts, weil sie Kummer haben, oder sie etwas beschäftigt.“ Robin war wirklich verdammt gut. „Weisst du wieso mir Kaden das Leben zur Hölle gemacht hat?“ „Ja, weil er dachte, dass du den Wagen gelenkt hast. Er hat mir aber gesagt, dass du es doch nicht warst, sondern deine Mutter.“ Kaden redete also mit seinen Freunden über mich. Ob ich das so toll finden sollte oder nicht, wusste ich nicht.

„Einen Monat nach dem Unfall fuhr ich zu meiner Mutter nach Hause. Ich hatte sie oft besucht, weil ich gesehen habe, wie sehr sie unter allem litt.“ die Verpackung vom Hot Dog warf ich in den Mülleimer und lief wieder neben Robin weiter. „Früher habe ich mich immer gefragt, wieso es Trägerbalken gibt. Naja, jetzt weiss ich es.“ tonlos lachte ich auf, während ich strickt nach vorne sah und Robins Blick versuchte zu ignorieren.

Kayla - Freunde und FeindeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt