Kapitel 4

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„Was genau machst du da?“ ich nahm meinen Blick vom Handy und sah hoch zu Noah, der mit verschränkten Armen neben mir stand und mich vorwurfsvoll ansah. „Ich esse?“ fragte ich vorsichtig. „Es ist sieben Uhr, du bist krankgeschrieben und solltest im Bett liegen.“ ach, darum ging es hier. Er wollte nicht, dass ich arbeiten ging.

Kaden hatte mich für den Rest der Woche krankgeschrieben, aber nur, weil ich ein Fenster an den Kopf bekommen hatte, hiess das noch lange nicht, dass ich zuhause liegen und nichts machen würde. Ich hatte keine Kopfschmerzen, keinen Schwindel und meine Wunde tat auch nicht weh. Also wieso sollte ich dann nicht arbeiten gehen.

„Es geht mir aber gut.“ versicherte ich ihm, stand vom Tisch auf und stellte mein Geschirr in die Spülmaschine. „Darf ich dich daran erinnern was gestern Abend war?“ „Daran musst du mich nicht erinnern, denn ich war live dabei.“ falsch lächelnd ging ich an Noah vorbei in den Flur und zog meine Schuhe an.

Auch wenn ich mit einigem klarkam, konnte ich nicht verhindern, dass es mir gestern zu viel wurde. Wie ein Häufchen Elend lag ich auf der Couch und heulte mir die Augen aus, bis Noah kam und sich um mich kümmerte. Es ging einen Moment, bis ich ihm unter Tränen erzählen konnte was überhaupt passiert war.

Immer wieder sagte mir Noah, dass ich mit Audrey reden sollte. Ich sollte ihr doch erzählen, was Millie und Ariel die ganze Zeit mit mir machten, aber das wollte ich nicht. Wenn sie mir gestern schon nicht zuhörte und mich die ganze Situation erklären liess, dann würde sie mir garantiert auch nicht glauben, wenn ich ihr sagte, dass ich schikaniert wurde und nicht Millie und Ariel von mir.

Was ich mit Kaden machen sollte wusste ich immer noch nicht. Ich hatte ihn gefragt, was ich ihm getan hatte, aber mit seiner Erklärung kam ich nicht weit. In seinen Augen sollte ich wissen, wieso er so mir gegenüber war, dass es einen Grund gab, aber egal wie oft ich darüber nachdachte, ich kam nicht darauf. Ich musste wohl einfach akzeptieren, dass er mich abgrundtief hasste.

Die Fahrt zum Krankenhaus verlief dieses Mal zum Glück ohne Zwischenfälle, so dass ich ohne Probleme die Treppe nach oben gehen und die Strasse überqueren konnte. Mein Blick fiel gleich auf Kaden, der mit einer Patientin im Rollstuhl aus dem Haupteingang des Krankenhauses kam. Ohne ihn weiter zu beachten, wobei mir nicht entging, dass er mich registriert hatte, ging ich an ihnen vorbei und betrat das Krankenhaus.

Die Blicke der Ärzte und Pflegepersonals ignorierend, die mich teils schockiert und verwundert ansahen, ging ich die Treppe nach oben in den ersten Stock, wo sich die Chirurgieabteilung befand. „Kayla!“ ich hätte gerne gesagt, dass Kaden mich verfolgte, aber angesichts dessen, dass er Oberarzt der Chirurgie war, war es nur logisch ihn hier oben anzutreffen.

Mit einem Seufzen blieb ich stehen und drehte mich zu ihm um. „Was soll das?“ fuhr er mich auch gleich an. „Was soll was? Du musst schon etwas präziser sein.“ „Wieso bist du hier? Ich hatte dich krankgeschrieben.“ war er seit neustem mein Vater, oder wieso wollte er, dass ich nach Hause ging.

„Also erstens: nur weil du Oberarzt bist, heisst es nicht, dass ich alles machen muss was du von mir möchtest. Und zweitens: du bist weder mein Vater, noch mein Bruder, oder mein Freund, also komm überhaupt nicht auf die Idee mir sagen zu müssen, dass ich nach Hause gehen soll.“ wieder sah mich Kaden mit diesem kalten Blick an. „Ich bin froh, dass ich nicht mit dir verwandt bin und lieber würde ich sterben, als dich als Freundin anzusehen, die ich dann auch noch berühren muss.“ am liebsten hätte ich ihm gesagt, dass ich ihn niemals in meinem Leben anfassen würde, aber leider drehte er sich einfach um und liess mich stehen, bevor ich dazu kommen konnte.

„Ich hasse diesen Typen.“ murmelte ich aufgebracht, während ich über den Flur lief und schliesslich das Büro betrat. „Du siehst ja noch beschissener aus als sonst.“ begrüsste mich Millie. „Dir auch Hallo.“ tief durchatmen Kayla. Ohne sie weiter zu beachten, oder Ariel, die Millie am Rockzipfel hing und alles tat was sie tat um möglichst cool rüber zu kommen, setzte ich mich an den Schreibtisch und startete den Computer.

Kayla - Freunde und FeindeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt