Die ganze Nacht hatte ich über die ganze Sache nachgedacht, aber bis jetzt kam ich nicht besser damit klar. Ich wusste einfach nicht was ich davon halten sollte, geschweige denn, wie ich damit umgehen sollte.
Ich hatte Glück, dass ich mich nicht daran erinnern konnte, was mein Vater mir als Kind angetan hatte. Doch mein Unterbewusstsein wusste es sehr wohl. Es versuchte mich zu beschützen, indem es mir alle möglichen Gedanken in den Kopf setzte, sobald ich neben jemandem schlafen musste.
Es gab aber auch einen Teil in mir, der meiner Mutter einfach nicht glaubte. Dieser Teil war nicht fähig zu denken, dass mein Vater so ein Monster war und seiner eigenen Tochter das angetan hatte. Ich hatte ihn als einen liebevollen Vater in Erinnerung, der sich immer um mich gesorgt hatte. Wie also hätte dieser Mensch zu so etwas fähig sein können.
Ich hatte Kaden noch angerufen, so wie ich es ihm versprochen hatte. Lange redeten wir, wobei ich mehr damit beschäftigt war mir die Augen auszuheulen. Kaden wollte vorbei kommen und für mich da sein, aber in dem Moment wollte ich niemanden sehen. Ich wollte einfach nur alleine sein und war deshalb auch froh, dass Noah bei Drew übernachtete.
Jetzt sass ich hier am Schreibtisch, schrieb den Bericht der Ärztin und versuchte mich einfach nur irgendwie abzulenken. Ich hatte mich unheimlich gefreut, dass ich wieder arbeiten konnte und nicht mehr nur Zuhause herumsass und wurde auch nicht enttäuscht. Auch hier arbeitete ich mit zwei Sekretärinnen im Büro, aber sie waren bei weitem erträglicher als Millie und Ariel.
Sie empfingen mich mehr als herzlich und hiessen mich im Team willkommen. Sie erklärten mir auch minutiös die Abläufe und was alles in mein Aufgabengebiet gehörte. Seit langem hatte ich nicht mehr so eine Freude am Arbeiten. Leider hatte ich Kaden bis jetzt noch nicht gesehen. Zwar sagte er mir gestern, dass er am morgen noch vorbei schauen würde, aber wahrscheinlich hatte er viel zu viel zu tun. Übel nehmen würde ich es ihm auf jeden Fall nicht.
„Kayla?“ ich nahm meinen Blick vom Computer und sah zu Zara, die wie Lyla an ihrem Schreibtisch sass. „Ich hole mir einen Kaffee. Möchtest du auch einen?“ ja, hier war es definitiv anders als in der Chirurgie. „Gerne.“ „Milch und Zucker?“ lächelnd nickte ich, worauf sie aufstand.
„Zara, Lyla.“ langsam sah ich zur Seite, als eine fröhliche Millie das Büro betrat. „Seid ihr fertig?“ „Klar, wir können gehen. Bis nachher, Kayla.“ bei meinem Namen riss Millie ihre Augen auf und sah zu mir. Schnell legte sich aber ein wissendes Lächeln auf ihre Lippen. Ich hatte erwartet, dass jetzt irgendein dummer Spruch kommen würde, aber sie sagte nichts und ging einfach mit Zara und Lyla weg.
Wieso hatte ich mir nicht von Anfang an gedacht, dass sich die Sekretärinnen hier kannten. Ich hoffte einfach, dass Millie ihnen nichts sagen würde. „Nein, es wird nicht so wie vorher.“ murmelte ich gleich. Zara und Lyla waren nicht der Typ Mensch, der jemanden ohne Grund fertig machte.
„Klopf Klopf.“ ein Lächeln legte sich auf meine Lippen, als Kaden das Büro betrat. „Ich dachte, du würdest gar nicht kommen.“ „Wo denkst du auch hin.“ lächelnd stand ich auf und schlang gleich meine Arme um ihn. „Wie geht es dir?“ „Ich denke ganz okay. Die Arbeit lenkt mich ab.“ nuschelte ich an seiner Brust. Diese Umarmung war gerade alles was ich brauchte.
„Hast du heute Abend schon etwas vor?“ „Nicht das ich wüsste, wieso?“ nur widerwillig löste ich mich von Kaden und sah ihn fragend an. „Wir wollen mit dir reden.“ „Wer ist wir?“ „Noah und ich.“ seit gestern hatte ich keinen Gedanken daran verschwendet, dass sich die beiden geprügelt hatten. „Muss das sein?“ stumm nickte Kaden und legte seine Hand in meinen Nacken.
Mir war völlig klar, dass sie sich dafür entschuldigen wollten. Der einzige, der sich aber entschuldigen musste, war Noah. Er hatte Kaden die ganze Zeit provoziert und die Schlägerei herausgefordert. „Gut, von mir aus. Bei mir?“ „Das war der Plan. Dann sehen wir uns um sieben.“ sanft fuhr Kaden mit seinem Daumen über meine Wange und küsste mich gleich.
DU LIEST GERADE
Kayla - Freunde und Feinde
RomanceTeil 1 der Freunde-Reihe Dumme Sprüche, Lästereien und unfaire Arbeitsmethoden. Als Kayla vor sechs Monaten ihren neuen Job in San Francisco angefangen hat, merkt sie von Anfang an, dass sie nicht willkommen ist. Ihre Arbeitskolleginnen hintergehen...