The crazy woman in the forest - II

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Immer noch stand die Frau mit finsterer Miene über mir. Sie fixierte mich mit ihren blauen Augen. Ihr Mana kochte vor Wut fast über.

Mein Körper bebte bei diesem Anblick und ein ungutes Gefühl machte sich in mir breit. Wenn es die Frau mit einem ausgewachsenen Bären aufnehmen kann, dann macht die schneller Mus aus mir, als ich mich erklären kann.

„Hat es dir die Sprache verschlagen?" Ihre Stimme bebte und ich zuckte zusammen. Noch mehr, als ich sah, dass sie ihre rechte Hand zur Faust ballte. „Soll ich dich anders zum Reden bringen?"

„Äää...ähh...ähm", stotterte ich, „deine Beu...Beu...Beute?" Es war mehr wie eine Frage formuliert, weil ich es immer noch nicht glauben konnte.

Mein Gegenüber nickte daraufhin nur stumm. Immer noch das Gesicht vor Zorn verzogen.

„Also... ähm... Wenn das deine Beute war, dann wären wir jetzt wohl Quitt", erklärte ich und versuchte mir tunlichst meine Panik vor ihr nicht anmerken zu lassen. „Wegen dem Geschrei von dir und dem Bären habe ich meinen Pfeil verschossen. Mein Reh ist mir abgehauen."

Die Frau löste nun ihren Blick von mir und sah den Pfeil an, der immer noch über mir im Baum steckte.

„Ja, genau den hab ich verschossen", beschwerte ich mich und nutzte die Chance, um wieder aufzustehen.

Ich spürte ihren Blick wieder zu mir zurück wandern, als ich mir den Dreck von meiner Kleidung klopfte; Einem grün-geblümten Kleid, kombiniert mit einer beigen Strickjacke, rot-braunen Schnürstiefeln und beigen Strümpfen, die über die Knie gingen. Darüber trug ich einen moosgrünen Umhang mit großer Kapuze und eine lederne Tasche, ebenfalls in rot-braun, hing am Gürtel um meine Hüften. Natürlich noch meinen Köcher quer über den Rücken mit den restlichen Pfeilen und meinen Bogen.

Ich spürte deutlich, wie mich die Frau beobachtete. Regelrecht mit ihrem Blick fixierte und mich genauer unter die Lupe nahm. Langsam entspannten sich ihre Gesichtszüge wieder und ein verschrobenes Lächel zeichnete sich auf ihren Lippen ab und gab den Blick auf einen spitzen Eckzahn frei. „Interessant. Das Rehlein jagt selber."

„Rehlein?" Wiederholte ich in Gedanken und ein grimmiger Ausdruckt zeichnete sich auf meinem Gesicht ab. „Probleme damit?", fragte ich nur, wohl etwas unhöflicher, als ich klingen wollte.

„Nein, aber das weckt gerade mein Interesse. Du wirkst nicht so, aber du hast da eine Aura, die Stärke ausstrahlt. Kannst du kämpfen? Wie wäre es mit einem Kampf?"

„Bitte", entwich es mir entsetzt. „Du hast da eben einen Bären mit bloßen Händen verprügelt."

„Ich bin immer noch fit", kam daraufhin nur die Antwort. Wieder loderte ihr Mana auf, was mir deutlich zeigte, dass sie ihr Angebot eines Kampfes ernst meinte und sich auch nicht scheute, ihre Kraft vorab zu demonstrieren. Sie war sich ihrer Stärke wohl sehr, sehr sicher...

Ich musste wieder schlucken und Angstschweiß stieg mir ins Gesicht. „Ja, das sehe ich. Aber um das geht's nicht", versuchte ich mich aus der Affäre zu ziehen. Für nichts in der Welt würde ich mit dieser Frau kämpfen wollen. Das wäre, als würde ich freiwillig zur Schlachtbank gehen. Nein, danke! Ich hänge an meinem Leben. Ich erklärte ihr darum, dass meine magischen Kräfte mehr als nur mickrig wären. „Du hättest nicht lange Freude an mir. Also, war nett", verabschiedete mich und hob die Hand.

Ich machte auf dem Absatz kehrt und wollte so schnell wie möglich verschwinden, zumal in der Ferne Donner grollte und starker Wind aufkam. Bevor das Unwetter los ging, wollte ich zurück in meiner Hütte sein. Doch ich kam nicht weit. Nach nur wenigen Schritten packte mich etwas am Kopf. Etwas Warmes, das sich wie eine große Klaue anfühlte. Das war es auch – eine große Flammentatze, die von der gruseligen Frau ausging.

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