Die Spätsommer-Sonne schien mir ins Gesicht, als ich draußen, am Rande des Trainingsgeländes auf den Stufen hockte. Es war angenehm warm mit den Sonnenstrahlen auf der Haut. Doch so richtig genießen konnte ich es nicht. Ich war angesäuert.
„Zwar hab ich jetzt meine restlichen Sachen, die noch im Wald gelegen haben, wieder, aber das war's auch schon..." Ich stützte mein Kinn auf meine Hände und ließ meinen Blick über das Gelände schweifen. Leo, Mereoleonas jüngster Bruder, trainierte verbissen seine Magie, nachdem Mereo ihre miese Laune eben an ihm ausgelassen hatte.
„Die war ja richtig pampig", erinnerte ich mich an das Gespräch mit ihr und ihrem Bruder Fuegoleon. „Aber irgendwo verständlich. Wir wollten, oder zumindest ich, wollte diesen Ganoven da Handwerk legen. Vor allem jetzt, wo Viola auch noch irgendwie mit drin steckte. Doch uns fehlen Hinweise."
Seit dem Kampf vor einigen Tagen ist nichts mehr passiert. Und auch davor war der gespielte Überfall auf Rosis Dorfladen mehr oder weniger der letzte Hinweis. Danach verliefen sich die Spuren in Sand. Zwar gab es einen kleineren Zwischenfall, wenn man das überhaupt so nennen kann, als auffiel, dass in den georderten Roben für die neuen Mitglieder der Ritterorden seltsame Zauberkreise eingewebt waren. Doch es passierte nichts, man konnte tatsächlich die Lieferkette nicht nachverfolgen weshalb man einfach neue Roben orderte und das Problem somit gegessen war. Aber es gab schlichtweg keine brauchbaren Hinweise. Und das obwohl Mereo den gesamten Schwarzmarkt – der tatsächlich einen physisch existenter Markt mit Ständen und Geschäften im Untergrund der Stadt darstellt – abgesucht hatte. Als ob die Kerle vom Erdboden verschluckt worden wären.
„Oder sie wusste einfach nicht, nach was sie auf dem Schwarzmarkt suchen soll?", überlegte ich weiter. „Kann ja sein. Die magischen Artefakte von Viola sind tatsächlich nicht recht besonders, aber Viola hat ihren eigenen Stil, ihre eigene Handschrift sozusagen. Wenn du nicht weißt, wonach du suchen musst, findest du nichts. Aber... wenn sie nach den Artefakten aus den Wildschweinzähnen gesucht hat und da auch nichts gefunden hat?" Mir fiel ein, dass es ja vor ein paar Jahren schon einmal solche Vorfälle gegeben hatte. Damals, als meine Omis irgendwie involviert waren...
„Sie müsste also wissen, wonach sie suchen muss", seufzte ich. „Aber sie hat mir auch erzählt, dass sie, obwohl sie ohne zu zögern den Leuten hinterher ist, nichts mehr von denen sehen konnte. Und als sie die Stelle nochmals aufgesucht hatte, war da nichts Besonderes. Ein leer stehendes Geschäft – mehr nicht."
Um meine Sachen aus dem Wald wieder zu bekommen, stellte mir Fuegoleon einen seiner Portalmagier. Mit dem hab ich mich heute kurz über diese Sache unterhalten. Über die Portalmagie...
Der meinte, dass das normal nicht sein könnte. Sie hätte die Leute sehen müssen und wenn der bemerkt hätte, dass jemand Fremdes durchs Portal mit hindurch wäre, hätte er es, als er das Ziel erreicht hätte, sofort schließen können. Weiter fand er es auch schlichtweg nicht möglich, dass Mereoleona, wie sie es beschrieben hätte, von der anderen Seite durch das Portal hindurch gehen konnte. „Da es sich quasi zwischen uns aufgetan hat, bin ich einfach direkt hinein gerannt..." – so ihre Worte zu dem Thema.
„Aber der Portalmagier meinte auch, dass es eine Art von Portalmagie gäbe, die sehr limitiert wäre – Schlüsselmagie. Damit könne man aber, wie durch eine Tür, von beiden Seiten das Portal betreten und auch wieder verlassen. Da würde es dann auch Sinn ergeben, dass Mereoleona niemanden mehr gesehen hat. Der Magier benötigt allerdings einen Schlüssel zur Tür, wohin er reisen möchte und kann nur eine geringe Anzahl solcher magischer Schlüssel mit sich führen...", rief ich mir ins Gedächtnis.
Kurz war ich wieder motiviert, doch in dem Moment fiel mir wieder die Tatsache ein, dass da ja trotzdem nichts war. „Außerdem war Mereo ja ziemlich sauer und meinte, ich würde mich immer ohne Sinn und Verstand in Gefahr bringen", grummelte ich weiter und lehnte mich zurück. Mit meinen Händen stütze ich mich hinter mir, eine Treppenstufe höher ab, und starrte Löcher in den Himmel.
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Faws Rising
أدب الهواةOC Fawn hat eigentlich genug damit zu tun, ihren Wald vor Wilderern zu verteidigen, die seit kurzem vermehrt für gutes Geld auf dem Schwarzmarkt Tiere töten. Vor allem Fleischfresser, wie Wölfe deren Fell in diesem Bereich des Waldes einen silbrigen...