Als der Pfeil Rosis Brust durchbohrte, sackten ihre Beine nur Augenblicke später in sich zusammen. Sie fiel auf ihre Knie und Rosi kippte vorn über. Blut rann aus ihrem Mundwinkel, als sie bewegungslos am Boden liegen blieb.
Alles zog sich bei dem Anblick in mir zusammen. Ein Gefühl der Unwirklichkeit übermannte mich und für einen Moment, der sich wie eine Ewigkeit anfühlte, gehorchten mir meine Beine nicht.
„Rosi", schrie ich erschrocken und wollte zu ihr. Doch ich blieb nur wie fest gewachsen stehen und konnte nichts tun. „Verdammt", schimpfte ich, als sich meine Beine endlich lösten und mich zu ihr eilen ließen. „Ich hatte es doch kommen sehen. Warum?!" Ich warf mich förmlich zu ihr auf dem Boden, um wenigstens zu versuchen, ob sich ihre Blutung stillen lassen würde. Ob ich irgendwas für sie tun konnte...
„Pass doch auf", schrie Mereoleona in diesem Moment.
Wieder hatte Quinn einen Pfeil abgefeuert, der mir gelten sollte. Doch er traf nicht mich, die am Boden neben Rosi kniete, sondern Mereo, die sich vor mich gestellt hatte.
„Ihr zwei Rotzgören habt echt Nerven. Mir da einfach so meinen Kampf zu vermiesen." Ohne die geringste Gefühlsregung zog sie den Pfeil aus ihrem Oberschenkel und zerbrach ihn in ihrer Hand. „Ich glaub ich muss euch beiden ein paar Manieren beibringen." Die Augenbrauen vor Zorn zusammen gezogen sah Mereo beide streng an und knackte mit ihren Fingerknöcheln.
Doch die beiden jungen Männer fanden das relativ lustig. Wiegten sich schon sicher vor ihr. Ich konnte mir schon denken warum...
„Dann komm ruhig, Löwenweib", grinste Quinn hinterhältig und winkte sie provokant zu sich. „Mal sehen, wie lange du durchhältst."
Mereoleona stürzte sich ohne zu zögern in den Kampf gegen die beiden, während ich bei Rosi am Boden hocken blieb und versuchte die Blutung zu stoppen. Ich war gerade im Begriff meine Manipulationsmagie zu nutzen, als Rosi mit letzter Kraft meinen Arm weg schlug.„Lass gut sein, Fawn. Du kannst nichts mehr tun", sagte sie. Schwer atmend und nach Luft ringend drehte sie sich mühsam auf den Rücken. „Du bist keine Heilungsmagierin. Noch dazu wollte ich dich schon mehrfach umbringen. Bist du doof?" Sie begann schwer zu Husten, japste nach Luft und fasste sich mit zittriger Hand an die Brust, wo ihre Finger verkrampften.
„Aber ich wollte dich nie töten. D... du... du hast doch auch daran geglaubt, dass wir reden können, nicht wahr?" Tränen stiegen mir ins Auge und meine Stimme zitterte. „Lass... lass mich dir doch helfen. Bitte..."
„Du bist genauso lästig, wie deine Großmütter. Genauso naiv und immerzu besorgt um andere.... Das haben die zwei Hexen gut hinbekommen...", flüsterte sie heiser und ein letztes Lächeln zeichnete sich wie ihren Lippen ab. Ihre Atmung wurde flacher und mit ihren letzten Gedanken war sie bei Viola. Mit Tränen in den Augen wisperte sie, dass es ihr so leid tun würde, dass nun auch sie ihre Tochter verlassen würde. „Fawn... Pass an Meiner gut auf Viola auf..."Kraftlos sank ihr Arm zu Boden.
„Rosi? Rosi... Rosi!!!", schrie ich und eine Träne lief mir die Wange runter. „Hey! Stirb nicht einfach so! Es reicht schon, dass sich die alte Eismagierin so aus dem Staub gemacht hat! Du bleibst hier! Was... Was... Was soll denn aus Viola werden?" Es kam keine Antwort von ihr. Natürlich. Wie auch? Mein ganzer Körper begann zu zittern, ich wollte schon zögern. Doch das konnte ich mir nicht erlauben. „Blitzmanipulationsmagie - Weg des größten Widerstands!" Schrie ich heiser, während mir Rotz und Wasser übers Gesicht liefen. Egal was Rosi getan hatte; Sie war immer noch wichtig für mich. So durfte ich es nicht enden lassen. Ich sammelte meine Magie, um alles Mögliche zu tun, um Rosi zurück zu holen. Doch es funktionierte nicht. Wieder und wieder versuchte ich es. Doch auch beim zweiten und dritten Versuch bewegte sie sich nicht. „Rosi? Rosi! Hey das ist nicht fair, verdammt!! Denk doch an Viola! Wie soll die sich nun fühlen?" Ich schlug mit der flachen Hand auf den steinernen Boden. „Bin ich immer noch so schwach? So nutzlos? Ich kann immer noch Nichts tun. Es... Es tut mir so leid, Viola..." Mit tränenvergangenen Blick sah ich in den Himmel. Regen setzte ein, als wolle er die Situation beweinen und bedeckte meine Tränen. Binnen Sekunden wurde er stärker und das Wasser trommelte laut auf den Boden, sodass er gefühlt sämtliche Geräusche der Umgebung erstickte.
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Faws Rising
FanfictionOC Fawn hat eigentlich genug damit zu tun, ihren Wald vor Wilderern zu verteidigen, die seit kurzem vermehrt für gutes Geld auf dem Schwarzmarkt Tiere töten. Vor allem Fleischfresser, wie Wölfe deren Fell in diesem Bereich des Waldes einen silbrigen...