Inzwischen waren seit dem Vorfall im Wald mehrere Wochen vergangen. Und Mereos überstürzte Verabschiedung lag noch weiter zurück...
Es war kälter geworden und der erste Schnee hatte sich, wie eine weiße Decke, über das Land gelegt. Alles sah so schön ruhig und friedlich aus.
Genau die richtige Zeit, um mit einem heißen Tee am Fenster zu sitzen, den Kamin beim fleißigen knistern zuzuhören und Bücher über Heilpflanzen zu wälzen - oder einfach dem Schneegestöber zuzuschauen. Eigentlich. Denn der Kamin knisterte nicht, weshalb es eisig kalt in meiner Hütte war. Die dicke Schneeschicht hatte mich tatsächlich überrascht und mir alles andere als einen guten Morgen beschert. Manch einer würde es einen „wunderschönen guten Morgen" nennen. Ich nannte ihn allerdings nur saukalt und beschissen, weil ich nun in aller Herrgottsfrühe hinaus in die Kälte musste, um Holz zu hacken.
„So ein Rotz, einen Tag wenn der Schnee noch gewartet hätte...", schimpfte ich gähnend, als ich durch den Tiefschnee watete. Mein Ziel war der Schuppen, wo ich meine Axt gelagert hatte.Lange genug hatte ich mich davor gedrückt. Die Ereignisse im Wald, der Kampf gegen die Wilderer, hatten mich gelähmt und unfähig gemacht, auch nur einen Fuß vor die Tür zu setzen.
Immer noch hatte ich daran zu nagen, dass ich einem jungen Mann das Leben geraubt hatte. Ich machte mir schlimmere Vorwürfe, als die letzten Jahre zusammen genommen, in denen ich Rehe, Hasen und andere Tiere erlegt hatte. Zumindest musste ich mich nur nach meinem ersten erschossenen Tier übergeben. Und da auch nicht so schlimm wie vor ein paar Wochen, als ich im Morgengrauen wieder mein Dorf erreicht hatte. Regelrecht die Seele hatte ich mir aus dem Leib gekotzt...
Doch nicht nur das. Die Angst, von den anderen Kerlen gefunden zu werden, war mein täglicher Begleiter.
„Der Hüne macht mir mit am meisten Angst. Der ist nicht so einfältig wie die Alte. Er hat Erfahrung mit Heilpflanzen und..." Ich erinnerte mich, wie er mir erzählt hatte, dass er und seine Gruppe nur der Abschaum der Gesellschaft wäre, als ich Heilungsmagie erwähnte. „Ihnen geht es ähnlich wie mir. Nur... sie haben einen Pfad gewählt, der nicht in Ordnung ist. Meiner Meinung nach zumindest. Doch ich muss nichts sagen..." Ein tiefes Seufzen entwich mir. Der Tod des jungen Mannes, auch wenn er mich zuerst angegriffen hatte, bedrückte mich sehr. „Das war auch nicht richtig von mir. Ich hätte mich nicht provozieren lassen dürfen. Hätte mich nicht auf eine Stufe mit ihnen stellen dürfen." Ich ballte meine Hände zu Fäusten und zitterte. Ich hatte eine Grenze überschritten, die ich nicht hätte überschreiten dürfen. Sowohl die Angst vor einer Racheaktion der Anderen, als auch der Mord an dem jungen Mann suchten mich tagtäglich heim. Ich fühlte mich allein damit...
Mit einem tiefen Seufzen blickte ich in den wolkenverhangenen Himmel. „Manchmal fühle ich mich wirklich allein damit. Viola kann ich das ja nicht vorjammern. In so Situationen wünschte ich mir Mereo bei mir. Ich vermisse sie ganz schön. Was sie wohl gerade treibt?" Ich seufzte erneut tief und watete weiter durch den Tiefschnee. „Doch ich hab ja keinen Plan, wo sie momentan ist. Noch, ob sie jemals wieder zurück kommt."
Das änderte aber nichts an der Tatsache, dass ich sie ziemlich vermisste. Und immer noch nicht wusste, wie ernst sie es mit mir meinte. Ob ich nur ihr Spielzeug war, an dem sie nach einer Woche gefühltem Dauersex, die Lust verloren hatte. „Aber dann hätte sie mich doch nicht zum Abschied mit Knutschflecken überhäuft", überlegte ich. „Dass mich ja niemand außer ihr anrührt. Ach...", ich kratzte mich seufzend am Hinterkopf, als ich die Tür zum Schuppen auf stieß. „Ich werd aus der einfach nicht schlau. Ich weiß nur, dass ich sie unheimlich vermisse... Und sie in der momentanen Situation gern bei mir haben würde. Hab mir da erfolgreich einen richtigen Scheißdreck eingebrockt..."
Ich betrat meinen Schuppen, wollte gerade nach der Axt greifen, als ich das Knarzen des Schnees von draußen hörte. „Schritte", murmelte ich. Kurz zuckte ich bei dem Gedanken an die Wilderer wieder zusammen.
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Faws Rising
FanfictionOC Fawn hat eigentlich genug damit zu tun, ihren Wald vor Wilderern zu verteidigen, die seit kurzem vermehrt für gutes Geld auf dem Schwarzmarkt Tiere töten. Vor allem Fleischfresser, wie Wölfe deren Fell in diesem Bereich des Waldes einen silbrigen...