Der Duft des Waldes, Tannennadeln, Harz und Erde, stieg mir in die Nase. In der Ferne hörte ich Äste und Blätter rascheln, sowie Vögel zwitschern.
Doch all das verstummte um mich herum, als ich in tiefer Konzentration meinen Pfeil auf das Reh vor mir auf der Lichtung richtete. Unwissend, was gleich passieren würde, graste es einsam. Blickte hin und wieder auf, bewegte sich sonst aber nicht.
Beim Anblick dieses unschuldigen Tieres begann ich wieder mit mir zu hadern. Stellte mir, wie jedes Mal, die beißenden Gewissensfragen; Ob es in Ordnung wäre, Tiere zu jagen und zu töten.... Um Nahrung für den Winter zu haben. Weil sie in ihrer Menge den Wald kaputt machten, junge Bäume fraßen?
„Ob sich die Wilderer, die die letzte Zeit über immer wieder Tiere getötet haben, sich auch diese Fragen gestellt haben?", fragte ich mich selbst und senkte meinen Bogen. Die Wildschweine hier in diesem Gebiet hatten Stoßzähne, die in seltenen Fällen mit wertvollen Mineralien überzogen waren. Auch das Fell der Wölfe hatte in diesem Teil der Wälder einen besonderen Schimmer, was den Pelz besonders begehrt machte.
„Glaub, die Verbrecher haben nur das Geld gesehen, das sie mit den armen Tieren auf dem Schwarzmarkt machen können...", seufzte ich. „Seitdem Omi nicht mehr ist, haben die Ganoven hier im Wald leichtes Spiel. Ich kann nur immer im Spätsommer hier sein." Ein missgünstiges Grummeln entkam mir. „Das ganze Jahr werden hier die Fleischfresser, sprich die Wölfe, Luchse aber auch Hermeline und seit einiger Zeit auch die Greifvögel, gejagt und nieder gemetzelt. Für Geld vom Schwarzmarkt. Dafür breiten sich die Rehe und andere Viecher ohne natürliche Fressfeinde aus. Die fressen dann wiederum den Wald und das natürliche Gleichgewicht gerät ins Wanken." Ich grunze erneut verächtlich. Wenn es den Leuten nur um Nahrung ging, wies ich sie immerzu freundlich auf Rehe oder andere Tierchen hin. Aber das waren die wenigsten, die wegen Nahrung jagten.
Bei dem Gedanken aber an die Menschen, die für Geld oder nur zum Spaß an der Freude Tiere jagten um Trophäen auszustellen und sich mit ihren Erfolgen zu brüsten, bekam ich Brechreiz.
„Dass sich die Menschen einfach nicht schämen, was sie der Natur antun. Diese Trottel – ich könnte kotzen! Und ich hab hier die undankbare Aufgabe, das Gleichgewicht wieder herzustellen."
Ich spannte die Sehne meines Bogens erneut. „Und ich krieg hier jedes Mal üble Gewissensbisse. Das kann doch nicht sein."
Dennoch konnte ich auch mir die Frage nicht beantworten, ob ich richtig lag. So oft ich auch jagen ging. So oft ich Wilderer zusammen faltete. Wer richtig oder falsch lag, war immer noch eine Frage, die ich mir nicht beantworten konnte.
Ich schloss mein linkes Auge, um genauer mit meinem Bogen zielen zu können. Ein tiefer Seufzer entwicht mir, als ich den Pfeil los ließ. „Vergib mir", flüsterte ich betrübt.
Der Pfeil schnellte durch die Luft. Das Reh konnte gar nicht so schnell reagieren, wie sich die Spitze des Pfeils durch seinen Körper bohrte. Nur Augenblicke später brach es zusammen.
Erleichtert atmete ich innerlich auf. Das Reh war tödlich verletzt. Nicht nur das. Auch so, dass es so wenig wie möglich leiden musste. Ich hatte, das konnte ich von hier aus ausmachen, den vitalen Bereich einwandfrei getroffen.
Es klang seltsam, da ich dem Tier gerade sein Leben geraubt hatte, doch wenigstens das wollte ich erreichen; Einen schnellen Tod für das Reh.
Ich seufzte tief, als ich mich von dem Felsen aufrappelte und zu meiner erlegten Beute hinüber ging.
Doch kaum war ich vom Felsen gesprungen, durchdrang unangenehmer Lärm die Stille des Waldes.
„Ich glaub, ich hab da ein Déjà-Vu...", dachte ich bei mir.
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Faws Rising
FanfictionOC Fawn hat eigentlich genug damit zu tun, ihren Wald vor Wilderern zu verteidigen, die seit kurzem vermehrt für gutes Geld auf dem Schwarzmarkt Tiere töten. Vor allem Fleischfresser, wie Wölfe deren Fell in diesem Bereich des Waldes einen silbrigen...