Sheet lightning - II

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Ich stellte mich schützend vor Mereoleona und blickte das ungleiche Duo an. Quinn, der hagere Brillenträger der in einen dunklen Umhang gehüllt war und Dragan mit den langen blonden Haaren, der, bis auf die Hosen, nackt war – wohl um stolz seinen durchtrainierten Körper zu präsentieren. Ich musste wahnsinnig sein, mich diesen Kerlen allein zu stellen, schrie etwas in mir. Vor allem Quinn war es, der mir Angst machte. Ich hatte kaum Ahnung von seiner Magie. Wusste nur, dass seine Fähigkeiten im Bogenschießen locker an meine heran reichten. Dragan ordnete ich als weniger bedrohlich ein, auch wenn er eindeutig kräftiger und größer als ich war.
„Aber Omi hat ja keinen Schwächling trainiert", sagte ich mir in Gedanken und atmete tief durch. „Du hast schon größere Kerle platt gemacht, Fawn."
„Was willst du noch ausrichten? Reicht es nicht, dass du vorhin schon eine Abreibung bekommen hast?" Dragan lachte übertrieben dreckig.
„Freut euch doch - so könnt ihr mich schneller töten", meinte ich gespielt lächelnd. „Das habt ihr doch vor? Nicht wahr?"
Quinn grinste nur verschroben und meinte, ich solle nicht so überheblich tun. Er wäre nicht so freundlich, wie Rosi. „Bereit zu sterben, rotes Phantom?"
„Noch lange nicht. Denn jetzt seid erst einmal ihr beiden fällig", rief ich ihnen zu.

Als die ersten Blitze in der direkten Umgebung nieder gingen, war ich wie elektrisiert. Meine kurzen, zum Zopf gebundenen Haare luden sich auf und standen nach oben hin weg.
Wurden von den Blitzen angezogen. Doch genau das wollte ich. So konnte ich mich dem Mana in dieser Naturgewalt völlig hingeben. Hüllte mich in diese knisternde Energie ein. Nutze seine Macht, um binnen Sekundenbruchteilen vor meinen Gegnern aufzutauchen. Dragan, der auch ein Amulett trug, war mein erstes Ziel.
„Ich muss nur sein Amulett zerstören, dann kann er keine Magie mehr nutzen", sagte ich mir und packte nach dem Kristallanhänger.
Dragan schlug nach mir, doch ich nahm seine Faust und einen Flammenangriff in Kauf - zumal Mereos Flammenfäuste wesentlichen heftiger waren - um den Manakristall zum zerbersten zu bringen. „Blitzeinschlag", murmelte ich nur meine Finger schlossen sich fester um das Amulett. Lenkte das Mana aus der Umgebung über meine Hand, um es zu verstärken, sodass mit einem lauten Donnergrollen ein Blitz in den Kristall einschlug. Der Kristallanhänger zerbrach zwischen meinen Fingern.

Dragan war somit nicht mehr in der Lage Magie zu nutzen. Aber kampflos ergab er sich nicht. Auch ohne seine Magie konnte er sich wehren. Aufgebracht hatte er nach etwas an seinem Gürtel gegriffen. Neben dem Flammenschwert, auf welches er nun nicht mehr zugreifen konnte, hatte er wohl noch weitere Waffen dabei, die er auch ohne Magie nutzen konnte. Denn nur Augenblicke später spürte ich einen kalten brennenden Schmerz, quer über mein Schlüsselbein.

„Ein Dolch", murmelte ich und ging auf Abstand, duckte mich weg. „Hätte ich kommen sehen müssen. Aber... das bringt ihm nun auch nichts mehr."

Mit einer schnellen Drehung um meine eigene Achse trat ich ihm gegen seinen Kiefer. Ließ meine Gewittermagie in seinen Körper fließen. Ein zweiter Tritt gegen sein Schienbein folgte und lähmte seine Beine. Mit einem lauten Aufschrei sackte Dragan zusammen. Blieb bewegungslos und zusammengekauert am Boden hocken.
„Wie... Wie kann das sein?" Fragte er mit zittriger Stimme und Quinn begann kurz zu zögern.
„Damals in deinem Dorf warst du eine Nullnummer. Und... und im Wald hattest du nicht so viel Mana. Du solltest doch inzwischen völlig fertig sein? Wie kannst du immer noch deine Magie nutzen und solche Angriffe starten?"
„Hast du es noch nicht verstanden", fragte ich mit gesenkter Stimme. „Ich bin vielleicht das rote Phantom... oder wurde auch schon junge Wächterin genannt. Das sind alles Titel, für die ich wohl vor einem Jahr noch alles gegeben hätte." Ich wandte meinen Blick etwas beschämt ab. „ Einfach weil ich so sein wollte, wie meine Omi. Doch das bin ich nicht. Das ist nicht meine Magie. Diese Titel sind nur ein billiger Abklatsch, die dem Original niemals das Wasser reichen könnten." Ich schüttelte entschieden meinen Kopf. „Genauso wenig kann ich mit meiner Magie Gifte beeinflussen oder gar Wunden heilen. Auch wenn ich gegen viele Toxine immun bin, Tränke brauen und meine Magie mich dabei unterstützen kann, ist und bleibt das hier;" Ich ließ knisterndes Mana über meinen von Kratzern übersäten Körper wandern, lenkte es gezielt zu der frischen Wunde auf meinem Schlüsselbein. Manipulierte meinen Körper, sodass die Blutung gestoppt wurde. „Es ist und bleibt nur Manipulation. Keine Heilung..." Ich wischte mir das Blut von meinem Oberkörper ab und warf einen flüchtigen Blick auf meine verschmierte Handfläche. Dann sah ich zwischen Quinn und Dragan, der weiter in sich zusammen gefallen war, hin und her. „Aber das ist mir nun egal. Weil ich meine Magie endlich akzeptieren kann." Der Regen und Wind wurden stärker, wieder gingen Blitze in nächster Nähe zu Boden. Und ich formte ein verschrobenes Lächeln mit meinen Lippen. „Auch wenn ich keine Hexe bin, könnt ihr mich gerne Donnerhexe nennen. Passt besser. So wurde ich in meinem Dorf genannt..."

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