Betrayal - I

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„Jetzt schwing hier keine Trauerreden." Sichtlich genervt betrat Drifa den Raum. Sie hielt sich den Kopf und es wirkte so, als würde sie humpeln. „Das kann sich ja keiner mit anhören. Als ob nur du schlimme Erfahrungen machen musstest. Zwäng dich nicht so in die Opferrolle - auch du hast Dreck am Stecken."
Rosi biss sich auf die Unterlippe und ich schluckte. Ich konnte nicht fassen, wie respektlos sie sich ihr gegenüber verhielten. Und da bemerkte ich sie; Diese verschwörerischen Blicke, die Drifa und Dragan tauschten. Sämtliche Alarmglocken begannen in mir zu schrillen.
Ja, Drifa hatte Recht. Rosi war nicht fehlerfrei. Aber wer war das schon? Und vielleicht wollte sie mich auch schon mal umbringen. Das sollte man eventuell auch im Hinterkopf behalten. Und all die anderen Dinge, für die ihre Organisation verantwortlich war und weshalb es überhaupt zu diesem Konflikt kam. Aber dennoch; Rosi war mir wichtig. Und so, wie sie hier behandelt wurde konnte ich nicht zulassen - zumal ich langsam ihren Standpunkt verstehen konnte. Immer noch war ich der Überzeugung, dass Gewalt nicht unbedingt eine Lösung war.

Gerade als ich wieder auf Rosi einreden wollte, wurde Dragan zu ungeduldig. Er bohrte sein Flammenschwert noch tiefer in Violas Hals, die nur einen erstickten Schrei los ließ. Tränen schossen ihr in die Augen vor Schmerz, doch die Blutung ließ tatsächlich langsam durch die größere Hitzeeinwirkung nach.

„Dieser Schwachkopf", dachte ich bei mir, „kauterisiert da ihre Wunde und verödet sie damit. Aber wenigstens ist unter den Flammen keine tatsächliche Klinge..."

Doch Rosi begriff das nicht und als sie ihre Tochter aufschreien hörte, sah sie rot. So, dass sie mich ohne weitere Vorwarnung angriff.

„Es tut mir leid, Fawn. Aber du hast dich unerlaubt in unsere Angelegenheiten eingemischt. Noch dazu... mir ist Violas Leben wichtiger als deines. Wenn ich dich aus dem Weg geräumt habe, werde ich mir in meiner Gruppe wieder den Respekt zurück holen, der mir zusteht." Sie sagte das, während sie den zwei aus ihrer Organisation einen finsteren Blick zu warf. Dann wandte sie sich wieder mir zu. Holte mit ihrer linken Faust aus und schlug zu. Ich konnte dem Angriff gerade so parieren, wollte zum Gegenangriff über gehen, als ich sie etwas murmeln hörte;


„Winderschaffungsmagie - beschützende Winde"

Noch ehe ich reagieren konnte, färbte sich ihr Amulett in ein helles, fast schon weiß schimmernders Blau und hüllte Rosi in eine wirbelnde Abwehr. Ihr Mana rotierte in wahnsinniger Geschwindigkeit um sie herum und ich schlug völlig ungeschützt in diesen Sturm hinein.
Wie rasiermesserscharfe Klingen schnitt ihre Windmagie in meine Hand und die Finger. Erschrocken zog ich meine Hand wieder zurück und Blut tropfte zu Boden.
„Immerhin ist die Hand noch dran", murmelte ich als ich fassungslos meine, mit blutigen Kratzern übersäte, Hand ansah. Doch Rosi gab mir keine Zeit zum verschnaufen. Eingehüllt in ihre Magie schlug sie immer wieder nach mir. Drängte mich immer weiter in die Enge, bis mein Körper mit blutigen Wunden bedeckt war. Doch noch immer zögerte ich. Noch immer hielt ich daran fest, dass es einen anderen Weg geben musste. Ich wusste nur nicht welchen. Mein Blick wanderte hinüber zu Viola, die sich mit Tränen in den Augen abgewandt hatte.
„Würde Rosi aufhören gegen uns zu kämpfen, wenn wir Viola befreien", fragte ich mich als;
„Flammenspirale", schrie Leo und mit einem Mal zischte sein Feuer dicht an meinem Ohr vorbei. Traf auf Rosis Windschild, die in Sekundenschnelle ihr Element zu Wasser wechselte. Leos Flammen trafen auf ihr Wasserschild und brachten es zum Verdampfen. Sein Angriff kam aber trotzdem nicht durch.
„Fawn - konzentrier dich mehr", beschwerte er sich. „Wo sind deine Augen?! Hätte ich nicht eingegriffen, hätte sie dich gehabt." Leo blickte mich tadelnd an. Erinnerte mich dabei tatsächlich etwas an seine große Schwester. „Los, nicht zögern..."
Kurz tat ich das noch und blickte Leopold bedröppelt an. Doch dann begriff ich endlich; So sinnlos ich diesen Kampf auch fand, für Rosi stand mehr auf dem Spiel. Sie hielt sich nicht mehr zurück und würde erst aufhören, wenn eine von uns beiden tot wäre. Doch soweit wollte ich es nicht kommen lassen. Zumal ich ahnte, dass, auch wenn sie mich töten würde, es für sie noch nicht vorbei wäre. Darum musste ich ihr zuvor kommen. Irgendwie...
Ich sah die Chance darin, dass Rosi nun nicht mehr in ihre beschützenden Winde gehüllt war, sondern in eine Sphäre aus Wasser.

Faws RisingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt